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HochwasserschutzLeverkusen droht ein Kahlschlag am Wiembach

Lesezeit 3 Minuten
Die Wiembachallee in Opladen

Ganz nah dran sind die Bäume der Wiembachallee in Opladen. Die Zeichen, dass sie für einen besseren Hochwasserschutz geopfert werden müssen, verdichten sich.

In Opladen läuft inzwischen alles darauf hinaus, den Wiembach zu verbreitern und dafür die Allee mit 300 Bäumen zu opfern.

Die Gefahr für die Wiembachallee ist größer als je: Rund 300 Bäume müssen gefällt werden, um dem Bach in Opladen ein Bett zu verschaffen, das breit genug für ein Hochwasser ist. Politisch war das noch nicht einmal 2021, im Jahr der Flutkatastrophe, durchsetzbar. Hochwasser-gefährdet ist der Sprengel südlich des Wiembachs bis zur Düsseldorfer und zur Rat-Deycks-Straße.

Der Plan ist, dem Wiembach ein wesentlich breiteres Bett zu schaffen, das er auch nicht mehr gerade durchfließen sollte, sondern in sanften Kurven. Der Haken: Das Kleinod Wiembachallee müsste größtenteils weg, aus Platzgründen. Insgesamt besteht die Allee aus 300 Bäumen. Und nach einem Gutachten des Solinger Ingenieurbüros Fischer Teamplan wäre nach der Bach-Aufweitung nur noch Platz für eine Reihe Bäume, neue wohlgemerkt.

Das ist ein Verlust, der allen im Stadtrat große Bauchschmerzen macht. Das wurde am Montag im Stadtentwicklungsausschuss deutlich. Oliver Faber von Opladen Plus will die Allee auf keinen Fall opfern, die SPD wäre, so Dirk Loeb, damit „nicht glücklich“, und auch die CDU bevorzugt eine Alternative, die allerdings einen Haken hat und womöglich nicht genehmigt wird: ein „grünes Hochwasserrückhaltebeckens“ auf dem ehemaligen Pintsch-Öl-Gelände oberhalb der Mündung des Ölbachs in den Wiembach. Das Problem: Es läge im Naturschutzgebiet.

Klimaliste vermisst ein Konzept für ganz Leverkusen

Die Klimaliste hält von dem gerade erarbeiteten Konzept gar nichts: Man betrachte nur den Wiembach, die Wupper bleibe als Hochwasserquelle außen vor, monierte Benedikt Rees. Auch dreieinhalb Jahre nach dem verheerenden Hochwasser vom Juli 2021 habe Leverkusen kein Gesamtkonzept, um die Bürgerinnen und Bürger vor solchen Katastrophen zu schützen.

Rees will jetzt möglichst schnell eine Bürgerversammlung in Opladen, damit die Anwohner erfahren, was ihnen womöglich blüht. Auch Sozialdemokrat Loeb will „natürlich“ eine Bürgerbeteiligung.

Eine Variante ist im Lauf der Untersuchungen schon ad acta gelegt worden: Für ein Becken mit einem Volumen von 150.000 Kubikmetern und ein weiteres östlich der Neukronenberger Straße hätten sämtliche Bäume auf dem Gelände gefällt werden müssen. Das sind 5000 Stück. „Eine Genehmigungsfähigkeit dieser Variante kann ausgeschlossen werden“, kommentiert die Stadtverwaltung.

Kahlschlag plus Bodensanierung auf dem Pintsch-Gelände

Ein kleineres Becken mit einem Fassungsvermögen von 135.000 Kubikmetern erscheint auf den ersten Blick machbarer – allerdings würde sein Bau immer noch 800 Bäume auf dem Pintsch-Gelände kosten. Das ist deshalb ein Problem, weil man auch mit einer Aufweitung des Wiembachs den Hochwasserschutz auf das erforderliche Maß bringen könnte und somit nicht in ein Naturschutzgebiet eingreifen müsste, sondern „nur“ in ein Landschaftsschutzgebiet.

Nächster Punkt: Der Boden bei Pintsch-Öl ist verseucht. Gräbt man dort ein Becken, muss man den Untergrund sanieren. Was das kosten könnte? Unklar, im Gegensatz zu den Kosten für den Bau des Rückhaltebeckens. Das haben die Gutachter und die Technischen Betriebe Leverkusen auf gut zwei Millionen Euro kalkuliert. Dazu kommen Unterhaltskosten.

Der Haken an der ungeliebten Wiembach-Aufweitung: Vor einem Extrem-Hochwasser wie im Juli 2021 würde auch sie nicht schützen. Das macht den drohenden Verlust der Allee noch bitterer.