Ist es natürlich, wenn Frauen keine Kinder wollen? Diese und noch viele weitere Fragen wirft die Ausstellung „mothers* nature“ auf.
KünstlerbunkerAusstellung in Leverkusen fragt: Müssen Frauen Mütter sein?
Schon kurz nach dem Betreten des Opladener Künstlerbunkers fallen sie ins Auge: Zwei lange, überdimensionierte Brüste, die aus mit Schaumstoff gefüllten, zusammengenähten Bettlaken und Gardinen bestehen, hängen am Ende des lange Flures von der Decke. „Busenbaum“ heißt die Arbeit der Künstlerin Maria Ammann. Diese Art und Weise des Kunstschaffens sage ihr zu, erklärt Pia Axmacher, eine der beiden ehrenamtlichen Kuratorinnen der am Sonntag, 29. September, startenden Ausstellung „mothers* nature“: Es sei verspielt und nehme sich nicht so ernst.
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Anna Matzek hat die studierte Theaterwissenschaftlerin seit Herbst vergangenen Jahres die Ausstellung konzipiert. „Es geht um Mutterschaft und die Frage, inwieweit diese bei Frauen natürlich ist“, erläutert Axmacher. Insofern würden alle Exponate im weitesten Sinne Geschlechterrollen und die damit einhergehenden Erwartungen hinterfragen. Um herauszufinden, wer sich außer ihnen mit diesen Fragestellungen beschäftigt, hätten sie im April über Social Media einen „Open Call“ initiiert, schildert Matzek den Entstehungsprozess.
Verschiedene Blickwinkel auf das Thema Mutterschaft
„Ich bin total stolz, dass das so gut geklappt hat!“, unterstreicht Matzek, die Kunst in Wuppertal studiert hat. Kunststudierende und Kunstschaffende, aber auch Menschen aus anderen Bereichen hätten sich mit ihren Arbeiten beworben. Insgesamt bestehe die Ausstellung aus ganz verschiedenen Werktypen, ordnet Axmacher ein: Fotografien, Skulpturen, Collagen, Videoinstallationen, ein Gedicht, Malerei und auch eine Performance, die bei der am Sonntag, 29. September, ab 15 Uhr stattfindenden Vernissage zu erleben sei. „Gerade bei so einer themenbezogenen Ausstellung war uns wichtig, verschiedene Perspektiven zu zeigen“, betont Axmacher.
Alles zum Thema Opladen
- Prozess wegen Autokollision Leverkusener wird verurteilt und scheint doch Opfer zu sein
- Polizei sucht Tresordiebe Nächtlicher Einbruch in Opladen
- Neue Bahnstadt Geförderte Projekte in Opladen fertig – Beginn im Bahnhofsquartier offen
- „Mamagehttanzen“ Wo Mütter in Leverkusen eine Weihnachtsparty feiern können
- Strafprozess Leverkusener lief Schülern mit heruntergelassener Hose entgegen
- Silvester mit Problemnachbarn Betrunkener Leverkusener hält mit dem Auto auf einen Mann zu
- Task Force, Feuerwache, verkaufsoffene Sonntage Das hat der Leverkusener Stadtrat entschieden
Dass es bei der „mothers* nature“-Ausstellung nicht nur den einen Blickwinkel gibt, wird schnell deutlich, wenn man die einzelnen Räume des Kulturbunkers durchläuft: Ein Gemälde von Isabel Sigler, das den Titel „Vor dem Bade“ trägt, zeigt zum Beispiel eine skulpturenhafte Frauenfigur. Den Aspekt des in Stein gemeißelten fände sie hier „total spannend“, beschreibt Axmacher ihre Interpretation.
Im Nebenraum hängt ein aus Silvesterknallern bestehender Türkranz an der Wand. Die Arbeit ist mit „home sweet home“ betitelt und stammt von Louisa Schrimpf. Solche Türkränze würden üblicherweise eine heile Welt symbolisieren, erläutert Axmacher. Die Tatsache, dass er aus Knallkörpern bestehe, zeige, welches zerstörerische Potenzial hinter den Türen lauern könne.
Körperlichkeit als zentrales Wesensmerkmal
Darüber hinaus bietet die Ausstellung beispielsweise auch Lesenswertes: Ein auf Plexiglas abgedrucktes Gedicht von Philine Halsternbach handelt vom Nicht-Muttersein und Nie-Mutterwerden. „Ein schönes Beispiel, wie man Lyrik in einer Ausstellung quasi als Bild präsentieren kann“, befindet Matzek. „About mothers and birds“ hieße die Arbeit, die sich neben dem immer noch existierenden Tabu, keine Kinder haben zu wollen, mit der Frage befasse, ob Mutterschaft weniger belastend sei, wenn mehr gesellschaftliche Unterstützung da wäre, so Matzek weiter.
Die politische Dimension der Ausstellung offenbart sich im Künstlerbunker ebenfalls auf ganz unterschiedliche Weise: In ganz realer Form hat der körperliche Aspekt der Mutterschaft einen Platz in den Räumen des Kulturbunkers gefunden: Der nicht-binäre Künstler Avan Amir Weis stellt hier seinen wegen Endometriose entfernten, in Formaldehyd eingelegten Uterus aus. Bei der Schwangerschaft gebe man so viel ab und auf, bekräftigt Matzek. Dies käme bei diesem Exponat mit dem Titel „Nicht nur Mütter können schwanger werden“ sehr stark zum Ausdruck.
Vernissage am 29. September
Die Ausstellung „mothers* nature“ kann von Sonntag, 29. September, bis Samstag, 12. Oktober, im Künstlerbunker, Karlstraße 9, in Opladen besucht werden. Die Galerie hat regulär mittwochs, freitags und samstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Bei der um 15 Uhr beginnenden Vernissage erwartet die Gäste neben dem Kunsterlebnis Kaffee und Kuchen. Zudem können Interessierte „mothers* nature“ während der Leverkusener Kunstnacht am Freitag, 11. Oktober, von 18 bis 24 Uhr erleben. Den Abschluss bildet eine Dichterlesung von Avan Amir Weis am Samstag, 12. Oktober, die um 19 Uhr beginnt. (jmö)