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BerufsorientierungDiese Wegweiser sollen jungen Leverkusenern die Hemmungen nehmen

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Einige Schüler sind theoretisch, die anderen eher praktisch veranlagt. Auf diese Bedürfnisse wird bei der Beratung Rücksicht genommen.

Leverkusen – Wurde vor zehn Jahren eine Stelle als Frisör ausgeschrieben, war die benötigte Qualifikation in der Regel: Hauptschulabschluss. Heute ist das anders. Mittlere Reife ist in vielen Berufen das Minimum. Und die Schüler? Rechnen sich mit ihrem Hauptschulabschluss erst gar keine Chancen mehr auf eine Ausbildung aus, sind verunsichert. „Wir wollen die Jugendlichen fördern, sie sollen den Anschluss an gesellschaftlicher Teilhabe nicht verpassen“, sagt Ansgar Lutz von der Offenen Jugendberufshilfe (OJB).

Den Schülern Mut machen, ihnen auf anschauliche Art mögliche Wege in ihre berufliche Zukunft aufzuzeigen, das ist auch am Mittwoch der Grund für das Zusammenkommen in den Räumen der Jugendwerkstatt in der Dhünnstraße. Rund 250 Jugendliche sind hier, mit ihren Klassen, mit ihren Lehrern. Für sie ist nach der Schule noch nicht klar, wie es weitergehen soll. Und sie alle wollen diese Verunsicherung loswerden, die in ganz unterschiedlichen Quellen ihren Ursprung hat.

Gemeinsamer Austausch: Insgesamt kamen knapp 250 Schüler von sechs verschiedenen Schülern in die Jugendwerkstatt.

Schwellenängste überwinden

„Bei vielen ist es sicher alleine die Vielfalt der Angebote. Die schier endlosen Wahlmöglichkeiten verschärfen den Druck, eine Entscheidung zu treffen“, sagt Maren Behlau vom Kolping Bildungswerk. Und Heinz Eichstädt vom Berufskolleg Opladen ergänzt: „Viele wollen oder können sich außerdem gar nicht so früh für den Rest ihres Lebens festlegen.“ Deshalb wird am Mittwoch beraten über Berufsvorbereitung, Qualifizierung, Ausbildung.

Den Mitgliedern des Arbeitskreises Jugend und Arbeit, zu denen neben denen von Lutz, Behlau und Eichstädt noch 13 andere Gruppierungen gehören, geht es gar nicht darum, im Rahmen der Infobörse feste Zukunftsbilder für die Jugendlichen zu entwickeln oder zu vermitteln. Vielmehr sollen ihre Schwellenängste über den persönlichen Kontakt abgebaut und Alternativen dort aufgezeigt werden, wo die eigene Familie nicht weiterhelfen kann. Es gibt zwar reichlich Infostände in der Jugendwerkstatt, die Schüler bekommen aber nicht lieblos Flyer in die Hand gedrückt. Vor und nach dem Rundgang wird mit ihnen gesprochen, auf ihre Bedürfnisse und Wünsche eingegangen.

Absage kein Misserfolgsstempel

„Die Schüler, die hauptsächlich von Förder-, Gesamt-, Haupt- oder Realschulen zu uns kommen, sind wie ein bunter Strauß Blumen. Die einen haben psychische, die anderen familiäre Probleme. Und die sind dann oft der Grund, wegen denen dann plötzlich die Schulnoten in den Keller rasseln“, sagt Sozialpädagoge Ansgar Lutz. Aber: Die Jugendlichen sollen verstehen, dass eine Absage von einem Unternehmen kein Misserfolgsstempel für sie ist. „Um aus dem Dickicht den Weg zu erkennen, dafür braucht man auch Zeit und muss vielleicht ein paar Schleifen drehen“, findet Michaela Pelster vom Wuppermann Bildungswerk.

Der Arbeitskreis für Jugend und Arbeit also: Ein Lotse, ein Wegweiser für die Jugendlichen. Zumindest, was den oft schwierigen Übergang zwischen Schule und Beruf betrifft. „Die wollen es wirklich“, lobte der Arbeitskreis den Willen der Schüler, sich am Mittwoch ihrer Zukunft weiter anzunähern.

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