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Drohende AbschiebungLeverkusen gewährt Dachdeckerazubi erneut nur sieben Tage Frist

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Eine Gruppe von Menschen demonstriert vor dem Rathaus in Wiesdorf.

Freunde und Kollegen von Sekou Sidibe werben vor dem Rathaus in Wiesdorf dafür, dass er in Deutschland bleiben kann.

Am Montag drohte die erneute Abschiebung des jungen Dachdeckerazubi Sekou Sidibe. Das geschah nicht. Aber der Guineer war dennoch enttäuscht.

Vor dem Rathaus hatte sich am Montagnachmittag um 14 Uhr eine ungefähr zwanzigköpfige Unterstützerschar für Sekou Sidibe versammelt. Freunde des Dachdeckerazubis und von Bruno und Sabine Hentschel, die dem jungen Mann aus Guinea seit Jahren helfen, waren gekommen, um dem 24-Jährigen vor seinem Termin in der Ausländerbehörde den Rücken zu stärken. Denn Sidibe, dessen Abschiebung vor zehn Tagen am Flughafen von Conakry, der Hauptstadt Guineas, auf spektakuläre Weise scheiterte, ist weiter akut von Ausweisung aus Deutschland bedroht.

Auch Sidibes Lehrherr, der Langenfelder Dachdeckermeister Abbas Süren, war mit einigen seiner Mitarbeiter, darunter auch sein Sohn Aslan, der im gleichen Ausbildungsjahr ist wie Sidibe, auf den Friedrich-Ebert-Platz gekommen. „Wir wollen Sekou helfen, damit er seine Ausbildung zu Ende, Geselle werden und vielleicht den Meister machen kann“, sagte Süren. Im Frühjahr 2025 könnte er seine Gesellenprüfung ablegen. „Ich bin hier, weil er ein sehr guter Freund von uns ist und ein sehr guter Kollege“, betonte auch Layth Jeryo, wie Sidibe in der Ausbildung bei Dachdecker Süren. Gemeinsam hielten sie Schilder hoch, auf denen ein Bleiberecht für den angehenden Dachdecker forderten.

Die Langenfelderin Sabine Hentschel bekannte, dass sie ziemlich aufgeregt sei wegen der Unsicherheit, was nun bei dem Termin entschieden werde. Auch Sidibe selbst war die Unruhe anzumerken. „Ich weiß nicht, was mich da drinnen erwartet.“ Kurz vor 14.30 Uhr ging er mit seinem Anwalt Jonas Weßling ins Rathaus hinein – und war kaum 20 Minuten später schon wieder draußen. „Es gibt nichts Neues“, teilte Weßling, der in der Kölner Kanzlei CWR Rechtsanwälte Fachmann für Migrationsrecht ist, den gespannt wartenden Unterstützern mit. „Ich dachte, ich würde heute vielleicht Zeit bekommen, ein paar Monate, um meine Ausbildung zu beenden. Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, ich bin sehr enttäuscht“, sagte ein sichtlich geknickter Sidibe, der erneut nur eine „Bescheinigung über den vorübergehenden Aufenthalt“ in den Händen hielt. Gültig für eine Woche, bis Montag, 16. September.

Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, ich bin sehr enttäuscht.
Sekou Sidibe

Der Jurist Weßling nannte das Vorgehen der Ausländerbehörde fragwürdig und betonte: „Es gibt die Möglichkeit, die Duldung mit auflösender Bedingung auszustellen. Die erlischt im Moment der Abschiebung“, erläuterte der Anwalt. „Das würde Herrn Sidibe ermöglichen, weiter in seinem Ausbildungsbetrieb zu arbeiten.“ Und mit einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung zum Dachdecker würden natürlich auch Sidibes Chancen auf ein dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland steigen.

Diese Beschäftigungserlaubnis hat der Dachdeckerazubi mit der nun ausgestellten Bescheinigung nicht. Das einzige, was die Stadt zugesagt habe, sei, dass vor einer weiterhin möglichen erneuten Abschiebung die gerichtliche Entscheidung in dem Eilverfahren abgewartet wird, das gegen den gescheiterten Abschiebeversuch Ende August läuft. Darauf bezog sich auch die Stadt auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“: „Derzeit ist ein Eilverfahren im Verwaltungsgericht Köln anhängig und ein Antrag wurde bei der Härtefallkommission gestellt. Der Fortgang des Verfahrens muss abgewartet werden.“ Weitere Antworten auf konkrete Fragen waren im Rathaus zu dem Fall nicht zu erhalten. Eine Entscheidung der Härtefall-Kommission braucht normalerweise Zeit. Und die Leverkusener Ausländerbehörde wäre an eine Empfehlung der Kommission nicht gebunden.

Bruno Hentschel versuchte Sekou Sidibe mit einem Schulterklopfer aufzumuntern. Abbas Süren trat auf ihn zu und sagte: „Kopf hoch!“ Seine Kollegen aus dem Betrieb umringten ihn, um ihm Mut zu machen: „Alle stehen hinter dir!“