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Handel mit KontrastmittelnLeverkusens Ex-Radiologie-Unternehmer Winfried Leßmann angeklagt

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Das Verwaltungsgebäude von Med 360° im Manforter Innovationspark

Der Gesundheitskonzern Med 360° wird vom Manforter Innovationspark aus geführt. Gegen seinen Gründer Winfried Leßmann hat das Landgericht Köln Anklage erhoben.

Vier Jahre wurde gegen den Ex-Chef von Med 360° und weitere Verantwortliche ermittelt. Den Krankenkassen soll ein Schaden von 17 Millionen Euro entstanden sein.

Das Geschäft wuchs ungefähr so stark wie das Unternehmen: Über Jahre bezog die heutige Med 360° die Kontrastmittel für Computer- (CT) und Magnetresonanztomografien (MRT) bei der Firma Radiomed. Das Besondere daran: Kunde und Lieferant sind verwandt. In der Med 360° hatte Winfried Leßmann das Sagen, bei Radiomed seine Frau und seine Mutter. Vor gut vier Jahren führte das zu Ermittlungen: Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) erstattete Anzeige. „Es liegt ein Anfangsverdacht sowohl auf Betrug als auch auf Korruption vor“, sagte damals Dina Michels, die Chefin der Abteilung zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen bei der Krankenkasse. Über Jahre seien millionenschwere Umsätze generiert worden.

Jetzt gibt es eine Anklage. Hans Logemann, Sprecher des Landgerichts Köln, bestätigte am Donnerstag auf Anfrage, dass ein Verfahren wegen „gewerbsmäßigen Bandenbetrugs“ gegen vier Personen anhängig sei. Die Geschäftsführung von Radiomed stehe dabei im Fokus, „der Arzt“, also Winfried Leßmann, wegen Beihilfe. Die Staatsanwaltschaft sehe in ihm den Ideengeber des Betrugssystems, das zwischen Anfang 2015 und Anfang 2018 enormen Schaden angerichtet habe.

Radiomed hatte demnach als Großkunde bei den Herstellern erhebliche Rabatte für die Kontrastmittel ausgehandelt, diese aber nicht an die Krankenkassen weitergegeben. Diese seien „getäuscht worden“ und dadurch sei ihnen ein Schaden von rund 17 Millionen Euro entstanden. Das Geld soll – sofern der Prozess erfolgreich verläuft – bei der Radiomed eingetrieben werden. Winfried Leßmann wollte das „schwebende Verfahren“ am Donnerstag nicht kommentieren.

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Es war ein einträgliches Geschäft

Den Handel, so räumte Winfried Leßmann vor vier Jahren gegenüber dem „Leverkusener Anzeiger“ ein, habe man jahrelang betrieben. Dass die Beziehungen zwischen der Med 360° und Radiomed problematisch sein könnten, sei ihm allerdings bewusst gewesen. Nachdem ein neues Antikorruptionsgesetz in der Medizin in Kraft getreten war, habe er einen Medizin-Strafrechtler 2016 um ein Gutachten gebeten, so Leßmann im Frühjahr 2020.

Der Jurist habe dann eine Antwort gegeben, die nicht alle Bedenken zerstreute. Ab Anfang 2017 habe sein Unternehmen bei der Radiomed keine Kontrastmittel mehr bestellt, sagte der Arzt, der aus der radiologischen Praxis seines Vaters in Opladen einen Konzern geformt hatte.

Das Handelsvolumen war nach Leßmanns Aussagen beträchtlich. Der Arzt sprach von Millionen-Umsätzen mit den Verbrauchsmitteln. Aber es sei keineswegs so, als habe es die Radiomed nur deshalb gegeben: Der Verkauf von Kontrastmitteln habe rund ein Viertel des Geschäftsvolumens ausgemacht. Bau und Ausstattung radiologischer Praxen seien insgesamt bedeutender gewesen.

Winfried Leßmann hat sich Ende 2022 aus der Med 360° zurückgezogen. Das deutschlandweit aktive Unternehmen, das an 140 Standorten längst nicht mehr nur radiologische Untersuchungen anbietet, sondern zahlreiche Arztpraxen vieler Fachrichtungen übernommen hat und Sanitätshäuser betreibt, gehört inzwischen zu Sanamed. Der Krankenhausbetreiber hat die Mehrheit in dem Unternehmen und stellt mit Christian Engler auch den neuen Vorstandschef.