Erholungshaus in WiesdorfBayer will ehrwürdigen Leverkusener Kulturtempel verkaufen

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Das Erholungshaus ist noch Bayers Kulturtempel, das Haus ist, im Ensemble der Kolonie II, denkmalgeschützt.

Das Erholungshaus ist noch Bayers Kulturtempel, das Haus ist, im Ensemble der Kolonie II, denkmalgeschützt.

Das historische Gebäude ist seit mehr als 100 Jahren auch Ausdruck unternehmerischen Engagements für die Stadt.

Die Mitteilung soll nur ganz kurz gewesen sein, aber für Teile der Stadtgesellschaft in Leverkusen wird das Vorhaben wie eine Bombe einschlagen. Der Stadtkämmerer Michael Molitor soll im nicht-öffentlichen Teil der Leverkusener Ratssitzung am Montag (1. Juli 2024) den Politikern und anwesenden Mitarbeitern der Stadtverwaltung eröffnet haben, dass sich Bayer in Wiesdorf vom Hindenburgpark in der Kolonie III, von der Bürgerhalle und von seinem Kulturtempel Erholungshaus samt dem dazugehörenden Park in der Kolonie II trennen will.

Die Immobilien sollen demnach der Stadt zum Kauf angeboten worden sein, oder sie werden es noch. Die Gespräche, heißt es, stünden noch ganz am Anfang. Ein Sprecher der Bayer AG bestätigte unserer Zeitung, dass es diese Gespräche gebe. Wichtig war es ihm zu erwähnen, dass der Kulturbetrieb erhalte bleibe.

Der Hindenburgpark mit einem alten Eichenbestand ist eine der "grünen Lungen" in der Leverkusener Innenstadt. Foto: Ralf Krieger

Der Hindenburgpark mit einem alten Eichenbestand ist eine der „grünen Lungen“ in der Leverkusener Innenstadt.

Dass der angestrebte Verkauf der Immobilie erstmal keinen Einfluss auf die Kultur haben soll, wird manchen beruhigen, was ein möglicher Inhaberwechsel langfristig bedeutet, ist nicht abzuschätzen und jetzt noch kein Thema, wenn Bayer das Haus von der Stadt zurückmieten würde.

Die Bürgerhalle will Bayer verkaufen. Foto: Ralf Krieger

Die Bürgerhalle will Bayer ebenfalls verkaufen.

Die traditionsreiche Bayer-Kulturabteilung leistet einen bedeutenden Beitrag zur städtischen Kultur, veranstaltet Konzerte, bietet den Leverkusener Jazztagen eine neue Heimat, regelmäßig gab es Kunst-Ausstellungen. Die Arbeit der Abteilung hat sich in den Jahren seit etwa 2015 aber schon verändert. Theaterabende von Tourneetheatern gab es seltener, dafür legte die Bayer-Kultur das „Start-Festival“ auf, für das das Erholungshaus noch eine, zwar bedeutende, aber eine unter mehreren Spielstätten ist. In diesem Frühling und Sommer gab es in der guten Stube Erholungshaus mehrere ausverkaufte Veranstaltungen, jetzt stehen noch ein Kinder- und ein Schulkonzert (das Dirigentenduell) an.

Offen ist die langfristige Perspektive für das Erholungshaus

Was die Stadt Leverkusen langfristig mit dem Erholungshaus anfangen könnte, da wird in erster Linie Kreativität gefragt sein, denn mit dem Forum besitzt Leverkusen eine große und repräsentative Spielstätte, die für alle kulturellen Belange geeignet ist und im Grunde ausreicht. Ein zweites Theaterhaus wird man sich nur leisten, solange es von Bayer bespielt wird. Die Grünen hatten 2021 das Erholungshaus ins Gespräch gebracht, als in der Stadt eine Debatte über einen künftigen Rathausstandort geführt wurde, dafür müsse es der Stadt aber gehören, so die Position der Partei damals. Jetzt hat die Verwaltung das aktuelle Rathaus auf der Rathaus-Galerie noch einmal für weitere zehn Jahre gemietet.

Der denkmalgeschützte Erholungshauspark, den Bayer an die Stadt Leverkusen verkaufen. Foto: Ralf Krieger

Der denkmalgeschützte Erholungshauspark mit großen Bäumen, den Bayer an die Stadt Leverkusen verkaufen will.

Das Erholungshaus steht unter Denkmalschutz, wie auch der Erholungshauspark und der Hindenburgpark, die Ensembleschutz als Bestandteile der Kolonien genießen. Die Parks von Bayers Immobiliensparte zu kaufen, wäre aus städtischer Sicht folgerichtig, die solche Grünflächen nicht dem Immobilienmarkt überlassen will. Hindenburg- und Erholungshauspark stehen bisher nicht unter Landschaftsschutz, weshalb etwa auch am Erholungshaus das Koloniefest im Park stattfinden kann. Der vier Hektar große Erholungshauspark soll im neuen Landschaftsplan den Status Landschaftsschutz erhalten. Für den Hindenburgpark ist das im neuen Entwurf nicht vorgesehen.

Dass die Bürgerhalle in städtische Hände übergehen könnte, liegt nicht fern, denn zwischen Niederfeldstraße und Große Kirchstraße planen die Stadt und ihre Tochter SWM (Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort) das „Kreativquartier“. In den Projektzeichnungen zu diesem Gewerbepark wird die Bürgerhalle, in der jetzt Schützen, Rheinkadetten und die Bayer-Schachspieler beheimatet sind, mit dargestellt.

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