Leverkusen ist zur Hälfte bebaut, für den Schutz der Landschaft gibt es den Landschaftsplan.
BürgerinformationLeverkusener zeigen großes Interesse am Landschaftsplan
Das Interesse am Erhalt der Leverkusener Landschaft ist groß. Anders kann man den Andrang von rund 100 Opladenern beim ersten Informationsabend zum Landschaftsplan nicht interpretieren. Der Entwurf eines neuen Plans für die Leverkusener Landschaften außerhalb der Siedlungsgebiete kommt als trockenes Papierwerk daher, aber, wenn er mal beschlossen werden sollte, wird er konkrete Auswirkungen auf Nachbarschaften, Klima, landwirtschaftliche Betriebe, Wälder und Felder haben. Und, sagte eine Verwaltungsmitarbeiterin in der Einführung, 49 Prozent der Stadtfläche seien bereits bebaut. Um den Rest zu schützen, gibt es den Landschaftsplan.
Die Stadt will die Naturschutzgebiete in Leverkusen ausweiten; zurzeit sind nur 2,26 Prozent der Stadtfläche so geschützt. Für manche Bauern aus dem Bezirk Opladen (dazu zählen noch Pattscheid, Bergisch Neukirchen, Bürrig und Küppersteg) ist der Landschaftsplan und die Ausweisung neuer Naturschutzgebiete ein Einschnitt in ihre Gewohnheiten.
Bei der Land- und Waldnutzung unter Naturschutz ändert sich nichts Wesentliches, sie darf aber nicht noch weiter intensiviert werden, sogar für Ackergifte gibt es noch Ausnahmegenehmigungen. Allerdings gibt es Landwirte, die von kalter Enteignung in diesem Zusammenhang reden, weil sie annehmen, dass ihr Land durch den Schutzstatus entwertet wird.
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Die Veranstaltung war für fast alle eine Premiere: Erstmals kamen Bürger in der frisch restaurierten ehemaligen Turnhalle der katholischen Hauptschule im Hederichsfeld zusammen, ein weiter Raum mit viel Licht und Atmosphäre.
Heftiger Widerspruch gegen die weißen Flecken im Plan
Das änderte nichts an dem heftigen Widerspruch, den die Verwaltung für ihren Plan entgegennehmen musste. Gleich zu Anfang meldete sich der Diplom-Biologe Martin Blank vom Tannenweg aus Bergisch Neukirchen zu Wort. Er kritisierte die Verwaltung, weil die im Plan große Felder als Vorrat für den Häuserbau festgeschrieben habe: Der Landschaftsplan sei ein Anwalt der Natur, sagte er, in den nur schutzwürdige Landschaftsbestandteile hineingeschrieben würden.
In Opladen sind solche weißen Flecken im Plan an der Elsbachstraße, zwischen Am Knechtsgraben und Imbacher Weg, zwischen Hüscheid und Neuenkamp, am Holzer Weg, an der Jacob-Föhlen-Straße und eben am Tannenweg festgelegt worden. Die Felder hatte ursprünglich ein Berater aus der Wohnungswirtschaft im Auftrag der Stadtverwaltung als potenzielles Bauland ausgesucht, den ökologischen Wert hat noch niemand berechnet.
Biologe Blank sagte, er habe selbst in seinem Berufsleben viele Landschaftspläne mitentwickelt, aber das sei ihm noch nicht untergekommen, sagte er. Schließlich musste auch die Baudezernentin Andrea Deppe zugeben, dass das eigentlich nicht üblich sei. Deppe sagte aber: „Wir brauchen Entwicklungsflächen in der Stadt“. Mit diesen weißen Flecken werde der Plan vor Gericht scheitern, hieß es von anderer Seite.
Auf den meisten Feldern, die die Stadt zum Bauen bevorraten will, dürften zudem nur Eigenheime mit großem Flächenverbrauch möglich sein; gegen den Wohnungsmangel helfen die nicht wirklich. Eine Nachbarschaftsgemeinschaft aus Quettingen, zu der auch der ehemalige Leverkusener Sozialdezernent Gerald Bruchhausen gehört, ist überrascht, dass Hausgärten unter Landschaftsschutz gestellt werden sollen, die Stadt aber direkt nebenan ein großes Feld als Vorratsfläche für Häuserbau festlegt. „Dann dürften wir nicht mal mehr einen Hund im Garten frei laufen lassen“, sagte Bruchhausen. Sie wollen sich wehren, haben einen Anwalt engagiert.
Sozialdezernent Alexander Lünenbach versprach einen transparenten Prozess beim Landschaftsplan und individuelle Gespräche. Die waren auch in Opladen möglich. Weshalb nur noch so wenige Naturdenkmäler im neuen Plan stünden, beantwortete ein Mitarbeiter unter vier Augen: Von den schutzwürdigen Bäumen und Baumgruppen seien seit dem alten Landschaftsplan einige „abgängig“. Weshalb keine neuen hinzukämen, konnte er nicht wirklich sagen, aber man sei offen für Hinweise, dafür gebe es das Beteiligungsverfahren: Bis zum 17. Juli 2024 könne sich jeder mit Vorschlägen in den Prozess einbringen, die die Stadt berücksichtigen müsse.
Beteiligungsverfahren
Das Beteiligungsverfahren läuft von 21. Mai bis zum 17. Juli 2024; Eingaben per E-Mail: beteiligungen.FB61@stadt.leverkusen.de oder telefonisch: 0214/4066121, per Post: Stadt Leverkusen, Stadtplanung, Hauptstraße 101, 51373 Leverkusen