Foto-AusstellungSpannende Bilder im „Zettel’s Traum“
Lesezeit 3 Minuten
Leverkusen – Günter Fiedler sitzt mit einem Kaffee vor „Zettel’s Traum“. Der Kurator war 32 Jahre lang Werkstattleiter in der Kunst- und Museumsbibliothek Köln. Heute ist er in Rente, doch er betreibt umso engagierter das „Atelier 706“ für zeitgenössische Kunst – und organisiert Ausstellungen. Das Café „Zettel’s Traum“ lebt von der Stammkundschaft, zu der auch einige ortsansässige Fotografen gehören. So kam Günter Fiedler die Idee: Wie wäre es, die Leidenschaft für die Fotografie zu teilen? Jeder bringt sein Lieblingsfoto, keiner wird zurückgewiesen, Format und Inhalt bleiben komplett offen.
Das Ziel war es, 69 Bilder zu sammeln, und diese dann in Zusammenarbeit mit dem Café zu präsentieren. Heute hängen drinnen an den dunkelroten Wänden 111 Fotos, die Sammlung bleibt organisch und wächst noch immer. Fiedlers Wunsch, es möge „möglichst rappelvoll werden“, wurde erfüllt: Die Bilder hängen dicht an dicht, ohne einander zu stören, und erzählen sich gegenseitig ihre Geschichten. Günter Fiedler hat viele davon gehört – denn obwohl die Ausstellung anonym ist, kennt er einige der Künstler, und diese haben ihm so manches Geheimnis, das hinter ihrem Bild steckt, anvertraut.
Beim Anblick der völlig unterschiedlichen Bilder entstehen auch im Kopf der Betrachtenden sofort Geschichten. Worum bettelte der Hund, dessen Nase fast das ganze Bild ausmacht? Auf welchem Ferienhof entstand das Foto aus den 50er Jahren, auf dem zwei strahlende Kinder auf einem Pony sitzen? Nach welchem klassischen Vorbild aus der Malerei entstand das sinnliche weibliche Porträt?
Nach einer Weile lassen sich auch Muster und Zusammenhänge erkennen. Zu den Lieblingsmotiven zählen die Frauen, die Kinder, die Reise in die Ferne und die wertvollen Erinnerungen aus der fernen Vergangenheit. Manche Fotos stammen vom Handy, auch Selfies sind dabei, die einen zum Schmunzeln bringen; andere Fotos sind hoch professionell, auf Leinwände gedruckt oder gerahmt.
Meldeten sich zunächst noch vor allem ältere Herren aus dem Umkreis des Organisators, kamen nach und nach Bilder aller Generationen hinzu. Ein sich überschlagender Käfer hängt neben dem Foto eines Schneemanns mit Brüsten. An einer anderen Wand hält jemand eine flauschige Ratte in die Kamera.
Es gibt viel zu entdecken, und zu Beginn der Vernissage ist das Café nun auch rappelvoll mit Menschen. Kerstin Seidel und Hans Schneider, die Betreiber des Cafés, haben gut zu tun – aber immer Zeit, ein paar Worte mit ihren Gästen zu wechseln. Viele scheinen sich auch untereinander zu kennen. Unter den Besuchern sind einige stolze Künstler zu entdecken, die heute teils zum ersten Mal eines ihrer Bilder präsentiert sehen.
Neugierig drängen sich die Betrachtenden vor den vielseitigen Wänden. Nach einem humorvollen, aber auch nachdenklichen Grußwort des befreundeten Fotografen Heinrich Peter Schmitz spielt der Musiker Ralf Sommerfeld ein paar Lieder auf der Gitarre. Mit sanfter Stimme singt er bekannte Stücke über die Fotografie. Hinter ihm ist ein Lieblingsfoto zu erkennen, das den Innenraum des Cafés „Zettel’s Traum“ selbst zeigt. Die Ausstellung ist noch bis Ende September zu sehen.