Der Schritt der Stadt Leverkusen werde dramatische Folgen haben, befürchtet der Geschäftsführer der Awo.
Nach Gehaltserhöhung für Kita-KräfteWohlfahrtsverbände greifen Stadt Leverkusen an
„Mit Erschrecken“ haben die Verantwortlichen der Wohlfahrtsverbände in Leverkusen die Zeitungsmeldung gelesen, dass die Stadt Leverkusen ihre Erzieherinnen und Erzieher in eine höhere Tarifstufe gruppieren will.
„Dieser Schritt wurde mit uns vorab in keiner Weise kommuniziert“, schreiben Awo, Diakonie, Caritas, der Paritätische und DRK in einer gemeinsamen Stellungnahme, der sich auch die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Tageseinrichtungen“ und alle weiteren, nicht verbundenen Träger von Kindertageseinrichtungen in Leverkusen angeschlossen haben.
Das verwundert besonders, weil sich Stadt und freie Träger noch Mitte Januar in einer gemeinsamen Pressekonferenz geschlossen gezeigt hatten: Man wolle den Kita-Notstand gemeinsam mit voller Kraft angehen. „Ich gebe zu, früher habe ich die freien Träger als Konkurrenz gesehen, schließlich will man seine städtischen Kitas gefüllt sehen“, gestand Dezernent Marc Adomat bei dem Termin. Diese Meinung habe er geändert: Jeder Kita-Platz sei gleich wertvoll, und deswegen wolle man sich nicht um das rare Personal streiten, sondern gemeinsam Werbung für den Beruf und den Standort Leverkusen machen. Ein gemeinsamer Elternbrief wurde verfasst, eine Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Ausbildungssituation gegründet.
Leverkusen: Freie Träger können Erhöhung nicht mitgehen
Die freien Träger sind keinesfalls gegen eine bessere Bezahlung für Kita-Personal. „Selbstverständlich ist es löblich, wenn diese Berufsgruppe für ihre gute Arbeit angemessen bezahlt wird“, heißt es in der Stellungnahme. Allerdings geschah dies bisher im Rahmen der üblichen Tarifverhandlungen. Die Stadt Leverkusen hat davon unabhängig entschieden, alle Erzieherinnen und Erzieher ihrer Einrichtungen in die Tarifgruppe anzuheben, die eigentlich dem Personal von Gruppen mit erhöhtem Förderbedarf zukommt.
„Aus unseren Eigenmitteln können wir dem nicht folgen, schon gar nicht rückwirkend bis 2022, wie es die Stadt beschlossen hat“, sagt Axel Zens, Geschäftsführer der Awo Leverkusen. Und das werde dramatische Folgen haben, warnt Zens: „Elterninitiativen haben keine Rücklagen, die wird das in die Insolvenz treiben.“ Und bei freien Trägern, die die Gehälter nicht ebenfalls erhöhen, besteht die berechtigte Befürchtung, dass das umkämpfte Personal zur Stadt abwandert, wenn es dort besser bezahlt wird. „Wenn das passiert, werden wir Betreuungszeiten einschränken oder ganze Einrichtungen schließen müssen“, sagt Zens und fragt: „Wo ist dann der Gewinn im Kampf gegen den Betreuungsnotstand?“
Es sei keinesfalls beabsichtigt gewesen, die freien Träger vor den Kopf zu stoßen, heißt es aus der Stadtverwaltung auf Nachfrage. Oberbürgermeister und Dezernent hätten den Wohlfahrtsverbänden bereits ein Gesprächsangebot gemacht, man wolle sich zusammensetzen und die Situation besprechen.
Die Stadt übernimmt für die freien Träger den gesetzlichen Trägeranteil zu den Betriebskosten gemäß Kinderbildungsgesetz (KiBiz). Zumeist muss aber ein Teil der Kosten über einen Eigenanteil finanziert werden. Die Träger könnten bei der Stadt die Erhöhung der Förderung beantragen. „Da müssen wir aber erst durch den Kinder- und Jugendhilfeausschuss und dann durch den Stadtrat“, erklärt Zens. Das Gesprächsangebot der Stadt nehme er aber natürlich an. Einen „Personalkannibalismus“, wie er in der gemeinsamen Erklärung befürchtet wird, könne sich in der aktuellen Situation schließlich niemand erlauben. Ausbaden müssten es am Ende wieder: Die Eltern und Kinder.