Oberbürgermeister Uwe Richrath und Stadtdirektor Marc Adomat stellten sich den demonstrierenden Eltern.
Vor dem RathausLeverkusener Eltern demonstrieren wegen Kita-Misere
Es ist der vorläufige Höhepunkt einer kleinen Bewegung, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten gebildet hatte. Am Mittwochnachmittag versammeln sich vor dem Rathaus in Wiesdorf ein paar Dutzend Eltern und Kinder, um für eine bessere Kita-Versorgung in Leverkusen zu demonstrieren.
In Leverkusen fehlen rechnerisch mehr als 1000 Kita-Plätze, Eltern beklagen, dass viele Kitas, weil Personal fehlt, ihre Betreuungszeiten reduzieren müssten, Krankheitsausfälle machten das alles noch schlimmer. Dazu kritisiert der Stadtelternrat, dass der Bedarf nach dem Betreuungsumfang nicht richtig erhoben werde. All das hat die Eltern nun auf die Straße gebracht.
Angemeldet hatte die Demo Rene Richrath, Vater eines Sohnes, der unter eben jenen Problemen leidet. Zuletzt hatte er auch an einer Diskussion teilgenommen, mit wenig befriedigendem Ausgang für ihn. „Meine Frau und ich waren nach dem Abend echt demotiviert“, sagt er. Schon auf dieser Veranstaltung wurden die ersten Gedanken zu einer Demo laut. „Es muss jetzt auch mal laut werden“, habe er sich gedacht. Briefe zu schreiben, reiche nicht mehr aus.
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Deshalb habe er – teils durch Mundpropaganda, teils über den Stadtelternrat – Kontakt zu anderen Eltern und Kitas gesucht, um sie zu mobilisieren. Für den Vater geht es aber nicht nur um Betreuungszeiten, es gehe auch um eine frühkindliche Förderung. „Teilen lernt man nicht alleine“, steht auf einem Schild geschrieben, auf das Richrath hinweist. Spielen, Freunde finden, Interessen entwickeln, Toleranz kennenlernen – all das geschehe nicht alleine zu Hause, merkt er an.
Dabei sehe er natürlich den Fachkräftemangel, mit dem nicht nur die Stadt Leverkusen zu kämpfen habe. Zufrieden mit dem, was die Stadt unternimmt, ist er trotzdem nicht. Die Stadt will unter anderem verstärkt für den Beruf einer Erziehungskraft werben, Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen, weitere Qualifizierungskurse an den Start bringen.
Gesprächsbereitschaft und ein runder Tisch, das erwartet Richrath in der Folge dieser Veranstaltung. Ersteres ist am Mittwochnachmittag zumindest zu verzeichnen. Sowohl Stadtdirektor Marc Adomat als auch Oberbürgermeister Uwe Richrath waren wie andere Verwaltungsvertreter und Politiker auch gekommen, um mit den Demonstrierenden ins Gespräch zu kommen.
Unter ihnen sind auch Magdalena und Alfonso De Gregorio, die mit ihrer vierjährigen Tochter Emilia gekommen waren. Sie arbeitet in der Pflege, er im Einzelhandel. Da sei es schwierig, die Betreuung sicherzustellen, wenn die Kita immer wieder schließen müsse. Um zehn Prozent hätten sich die Betreuungszeiten ohnehin schon verkürzt. Mindestens einen Tag, manchmal auch zwei Tage, müssten sie versuchen, Absprachen mit ihren Chefs oder den Großeltern zu treffen.
„Ich bekomme diese Probleme auch immer in der Bürgersprechstunde mit“, sagt Oberbürgermeister Uwe Richrath im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Das Problem sei von existenzieller Bedeutung. Die baulichen Voraussetzungen für eine vollständige Versorgung erreiche man in den kommenden Jahren. Aber in Sachen Betreuungszeiten müsse man andere Wege finden, an die man bisher vielleicht nicht gedacht habe. Zum Beispiel, ob man Fachkräfte im Ruhestand für gewisse Zeiten wiedergewinnen könne. Oder ob man Interessenten schneller qualifizieren könne. Die Stadt schreibe aus und werbe ohnehin auf allen Portalen. Aber das reiche nicht mehr.
Ein weiterer Punkt: „Wir werden das Gesundheitsmanagement auffahren“, sagt der OB. Das heißt, die Stadt werde sich schon im Vorfeld in den Einrichtungen mehr um die Gesundheit des Personals kümmern, damit sie vielleicht weniger ausfielen. Und man wolle sicherstellen, dass man kein weiteres Personal verliere. Uwe Richrath betont: „Vor allem brauchen die Menschen Verlässlichkeit. Sie müssen planen können.“ Das wolle er vorantreiben.
Genauso wie Marc Adomat. Der merkt an, dass die Stadt in großem Wettbewerb mit anderen Bewerbern stehe. Denn den Fachkräftemangel gebe es überall. „Wir sind nicht untätig“, sagt er, auch wenn das vielleicht nicht überall ankomme.