Zwei Nachmittage lang nahmen sich Planer und Bürger die neuralgischen Stellen vor. Es gab viel zu entdecken.
VerkehrsschauWas im Leverkusener Stadtteil Manfort im Argen liegt
Es ist nicht der Regen, der die Leute am Mittwoch in den Laufschritt treibt. Es ist die Ampelphase. Selbst bei sehr zügiger Gangart schafft man es am Knoten Stixches-/Gustav-Heinemann-/Borkumstraße nicht bei Grün. Die Verkehrsschneise ist an beiden Tagen Thema beim Fußverkehrs-Check. Sie zerteilt Manfort. Die Gestalt und die Regelungen der Kreuzungen verstärkt diesen Effekt noch. Am Dienstag wurde das an der Kalkstraße bemängelt, am Mittwoch an der Stixchesstraße. Die wird von einer rund zwei Dutzend Personen starken Gruppe abgeschritten, unter ihnen drei Experten aus dem Verkehrsplanungsbüro Via. Verstärkung kommt aus der Stadtverwaltung, unter anderem von Conchita Laurenz, die für Sicherung und Lenkung des Verkehrs verantwortlich ist.
Aber bevor die für viele Autofahrer immer noch bevorzugte Verbindung zwischen Gustav-Heinemann-Straße und A-3-Anschluss begutachtet wird, muss über den Bahnhof gesprochen werden. Der heißt zwar endlich so, wie der Stadtteil, in dem er steht. Aber für Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, ist er ein Problem. Aufzüge gibt es dort nicht. Und anders als in Leverkusen-Mitte sind auch keine geplant.
Unüberwindbare Drängelgitter
Ein weiteres Hindernis wird live vorgeführt: Mit einem motorisierten Rollstuhl kommt man in Richtung Wiesdorf nicht aus der Unterführung: Die Drängelgitter sind derart unglücklich aufgestellt, dass es einfach nicht passt auf der Westseite des Bahnhofs. Das bedeutet große Umwege. Und macht zusätzlich einen weniger anstrengenden Weg zum Kaufland völlig unattraktiv: über die Rückseite des Bahnhofs in die Kunstfeldstraße und von dort über den Verbindungsstich zur Stixchesstraße.
Der wird am Mittwoch ausprobiert und ist im Vergleich zum engen Bürgersteig an der Stixchesstraße eine Wohltat. Zumal in der nachmittäglichen Rush-hour klar wird, wie zwiespältig der Effekt der bisherigen Bemühung um Verkehrsberuhigung ist: Die Parkplätze und die dadurch bedingten Ausweichmanöver verleiten den einen oder anderen Autofahrer dazu, den Bordstein hoch und auf den Rad- und Fußweg zu fahren. Und das durchaus nicht immer langsam. Das ist nicht nur verboten, es ist auch gefährlich.
„Der Durchgangsverkehr muss hier 'raus“, ist die klare Ansage von Planer Dominik Kerl. Aber wie man das hinbekommt, zwei Jahrzehnte nach Eröffnung der parallelen Moosweg-Trasse, auf der es immer noch viel zu ruhig ist, muss wohlüberlegt sein. Schließlich ist da noch der Kaufland, der eine Menge Autos anzieht. Dazu kommt die Autowaschanlage: Davon gibt es nicht viele in Leverkusen.
Unstrittig ist, dass zwischen Gustav-Heinemann-Straße und Kaufland-Kreisel ein weiterer Fußgänger-Überweg gebraucht wird. Und dass der Zebrastreifen am Kreisel an der falschen Stelle ist, zeigt sich auch bei der detaillierten Betrachtung am regnerischen Mittwochnachmittag.
Für Kinder ist es auch nicht schön
Immer wieder gibt es bei dem Rundgang – er ist Teil einer Planungswerkstatt für Manfort – Hinweise darauf, wie sich eigentlich Kinder in dem durch den Stadtteil tobenden Verkehr bewegen. Gut haben auch sie es nicht. Die städtische Kita an der Borkumstraße ist dafür ein Beispiel. Der Haupteingang liegt an der viel befahrenen Straße: gegenüber ist ein Aldi, ein paar Meter weiter Bauhaus und Metro. Wie heikel das ist, zeigt das Geländer direkt am Eingang: Es soll die Kleinen davon abhalten, direkt auf die Straße zu laufen.
Dabei gibt es eine Alternative: Eine Stichstraße mit Wendeplatz führt zur rückwärtigen Seite der Kita. Dort könnten die Kinder gefahrlos abgesetzt werden. Via-Planerin Andrea Fromberg sagt deshalb: „Wir würden empfehlen, den vorderen Zugang zu schließen.“ Manchmal lässt sich auch mit kleinen Eingriffen etwas für die Sicherheit erreichen. Auch das haben die beiden Fußgänger-Runden durch Manfort gezeigt. Ihre Ergebnisse sollen in der nächsten Planungswerkstatt weiter ausgearbeitet werden. Auf dass der Stadtteil ein bisschen angenehmer für die wird, die dort wohnen und nicht nur durchfahren.