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Ministerin zu BesuchWas Josefine Paul über den Personal-Mangel in Leverkusens Kitas sagt

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Die NRW-Ministerin der Grünen für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung und Integration Josefine Paul (links) besuchte einen Tag lang Leverkusen und lud am Abend in der Kreisgeschäftstelle gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten Nyke Slawik (r.) zum offenen Bürger*innengespräch.

Die NRW-Ministerin der Grünen für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung und Integration Josefine Paul (l.) besuchte Leverkusen und lud am Abend gemeinsam mit der grünen Bundestagsabgeordneten Nyke Slawik (r.) zum Gespräch.

Die NRW-Ministerin Josefine Paul von den Grünen verbrachte einen Tag in Leverkusen.

Es war viel los an diesem Sonntag in Leverkusen: Die Werkself spielte ihr Spitzenspiel in der Fußball-Bundesliga gegen Borussia Dortmund. Der Weihnachtsmarkt in der City war deshalb am Nachmittag recht gut von Fans beider Lager besucht. In der Christuskirche und anderswo fanden Weihnachtskonzerte statt. Und am Abend begann es dann auch noch erstmals in diesem Winter zu schneien. Ergo: Josefine Paul hatte sich einen trubeligen Tag ausgesucht, um Leverkusen einen Besuch abzustatten.

Aber das passt ja auch irgendwie zu ihr. Schließlich ist die Grünen-Politikerin in NRW als Ministerin gleich für eine ganze Reihe von Belangen zuständig: Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration. Und alles spielte an diesem Tag eine Rolle bei ihrer Tour.

Erste Station: Naturgut Ophoven

Die begann mit einem Abstecher zum Naturgut Ophoven, wo sich Josefine Paul – begleitet unter anderem von Leverkusens OB Uwe Richrath (SPD) und ihrem CDU-Kollegen im Landtag Rüdiger Scholz – die überregional bekannte Umweltstation von deren Leiter Lars Dietrich zeigen ließ.

Dessen Freude über die Stippvisite aus Düsseldorf war denn auch nicht zu überhören: „Dieser Besuch würdigt unser Tun“, betonte Lars Dietrich – und spielte damit – über den generellen Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz hinaus – vor allem auf die in Opladen geleistete Integrationsarbeit an. Josefine Paul lobte etwa die interkulturellen Ferienwochen, in denen besonders Kinder mit Migrationshintergrund vom Bildungsangebot des Naturgutes profitieren könnten.

Die NRW-Ministerin der Grünen für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung und Integration Josefine Paul (links) besuchte einen Tag lang Leverkusen und lud am Abend in der Kreisgeschäftstelle gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten Nyke Slawik (r.) zum offenen Bürgergespräch.

Die abschließende Gesprächsrunde fand in der Kreisgeschäftstelle der Grünen in Schlebusch statt.

Auch das Schlebuscher Haus Nazareth – als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit hohem Förderbedarf – stand auf der Liste jener Orte und Einrichtungen, die Josefine Pauls an diesem Tag aufsuchte, ehe es letztlich in die nur einen Steinwurf von dort entfernte Kreisgeschäftsstelle der Grünen ging.

Hier, im sogenannten „Treibhaus“, stand eine abschließende öffentliche Gesprächsrunde an, an der sich auch Bürgerinnen und Bürger der Stadt beteiligten. Gemeinsam mit Nyke Slawik als Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Leverkusen ging es vor allem um den Zustand der Bildung und Erziehung im Land und vor Ort.

Josefine Paul berichtete von „massiven“ Investitionsstaus in den Bereichen Verkehr, Wirtschaft und Umwelt, die leider Auswirkungen auf die „soziale Infrastruktur“ hätten – und bezeichnete die Kindergrundsicherung als „Game-Changer“ in dieser Diskussion, denn: Sie sei eine Möglichkeit, um von der Bürokratie der Förderungen, die ja stets neu beantragt werden müssten, wegzukommen und schnell helfen zu können. Auch das Thema der Kinderarmut wurde angeschnitten – die ist in Leverkusen, wo jedes fünfte Kind in Armut lebt, extrem hoch. Und: Es ging um fehlendes Personal in den hiesigen Kitas.

Leverkusen: Mitglieder des Stadtelternrates berichten

Hier brachten sich Ivana Boscolo und Anja Brandl als Mitglieder des Leverkusener Stadtelternrates ein. Trotz großen Engagements, so ihr Credo, werde Menschen, die sich einbringen und quereinsteigen wollten, das Leben schwer gemacht: Die Hürden bei der Qualifizierung seien hoch, es würden „Steine in den Weg gelegt“. Dabei, so betonte Ivana Boscolo, benötige man Fachkräfte und Lösungen „jetzt“.

Josefine Paul hatte darauf nur bedingt positive Antworten zur Hand: „Es wird nicht passieren, dass wir keinen Engpass mehr haben. Dieses System ist zu lange auf Verschleiß gelaufen“, sagte sie. Es könne nur mittel- und langfristig etwas geändert werden. „Ich kann ihnen morgen das System nicht stabilisieren. Das zu sagen, wäre unredlich.“ Es geh hier um eine „Quadratur des Kreises“: „Wir brauchen so schnell wie möglich mehr Personal – und gleichzeitig eine hohe Qualifizierung, denn: Wir haben ja einen gewissen Qualitätsanspruch.“

Es handele sich ja immer noch um ein Bildungsangebot. Das dürfe nicht vergessen werden. Die Krux: „Ich kann einen Quereinsteiger ohne Qualifizierung nicht im Tarifsystem an allen anderen vorbei heben, nur um die Anstellung für ihn oder sie attraktiver zu machen“. Es gelte vielmehr, an zahlreichen kleinen Stellschrauben zu drehen.

Gleichwohl richtete Josefine Paul allem Realismus einer Ministerin zum Trotz auch eine kleine Motivationsspritze an aktive und engagierte Menschen wie Ivana Boscolo und Anja Brandl: „Es ist gut, dass Eltern wie Sie und das Personal in den Kitas laut auf diese Situation aufmerksam machen. Sie haben das System schließlich lange getragen. Und dieser Druck hilft uns Familienpolitikerinnen und -politikern dabei, zu zeigen: Wir müssen etwas tun!“