Die Umwelthilfe hat ein Städte-Ranking erstellt.
Hitze-Check der UmwelthilfeDie Versiegelung Leverkusens nimmt zu
„Zu viel Grau, zu wenig Grün: Viele deutsche Städte fallen durch im ersten Hitze-Check“ überschreibt die Deutsche Umwelthilfe ihre neueste Auswertung der Daten der 190 Kommunen über 50.000 Einwohner, darunter auch Leverkusen. Im bundesweiten Städtevergleich liegt Leverkusen auf Platz 53 der 190 am stärksten versiegelten und am wenigsten grünen Städte und Gemeinden Deutschlands. Köln ist etwas schlechter, kommt schon an 37. Stelle der Tabelle, die Stadt hat eine Innenstadt, in der seit 2000 Jahren gebaut wurde.
Die Berechnung des „Hitze-Check“ fußt auf zwei grundlegenden Zahlen: Der erste ist der Grad der Flächenversiegelung. In den Wert sind alle Straßen, Plätze, Gebäude und alle Grundstücksteile eingerechnet, die zugepflastert oder mit Steinen belegt sind. Dieser Wert liegt für Leverkusen bei knapp unter 50 Prozent. In das Ranking der Umwelthilfe fließt die sogenannte Grünvolumenzahl ein, ein Maß für das Vorhandensein dreidimensionaler Vegetationskörper (Bäume, Sträucher, Blühstreifen). Die Sache ist einfach: Je mehr Bäume und Sträucher, desto kühler ist es im Sommer, desto besser also.
Im bundesweiten Vergleich liegt Leverkusen im oberen Viertel, im NRW-Vergleich allerdings ziemlich weit oben in der Gruppe der Städte, die an der Hitzesituation etwas ändern sollten: auf Platz sieben von 50. Für die an sich sehr junge Stadt Leverkusen (gegründet 1930) heißt das, dass fast die halbe Stadtfläche innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit versiegelt wurde.
Die Umwelthilfe-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz wird in der Mitteilung so zitiert: „Wir fordern von der Bundesregierung ein rechtlich verbindliches Ziel, die Flächenversiegelung in Deutschland bis spätestens 2035 zu stoppen.“ Und weiter heißt es: „Rollrasen kann mit altem Baumbestand nicht mithalten, deshalb ist nicht nur entscheidend, dass Versiegelung gestoppt und dort, wo es geht, zurückgebaut wird, sondern dass vor allem neben Rasenflächen auch Bäume, Büsche und Wiesen in unseren Städten zu finden sind. Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün sei alarmierend. Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickeln sich unsere Städte in Hitze-Höllen.“ Selbst baumlose Grünflächen hätten einen etwa zwei- bis viermal geringeren Kühleffekt als baumbestandene Flächen.
Die Umwelthilfe gibt 48,02 Prozent Versiegelung für Leverkusen an; das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden, das in seinem „IÖR-Monitor“ Katasterdaten und Satellitendaten ausgewertet, kommt auf über 49 Prozent. Diese Webseite bietet detailreiche Auswertungen: Demnach verliert Leverkusen zurzeit durch Versiegelung 100 Quadratmeter Freiraum am Tag. 2011 waren es noch 300 am Tag, der Wert ist konstant leicht gefallen zuletzt. Er könnte in der nahen Zukunft durchaus wieder steigen, zum Beispiel durch die Autobahnerweiterung, durch neue Bürobauten in der City oder wegen der neuen Feuerwache.
Die Versiegelung muss irgendwann aufhören
Ein hypothetisches Rechen-Spiel: Würde die Versiegelung mit 100 Quadratmetern am Tag konstant weiterlaufen, wäre Leverkusen in 963 Jahren komplett versiegelt: im Jahr 2987.
Das Streitthema Neuversiegelung flammt in Leverkusen regelmäßig auf. Etwa, wenn die Stadtverwaltung eine neue Fläche für den Siedlungsbau freigeben will, wehren sich Nachbarn und die Umweltschützer. Zurzeit wird über einen Neubau der Feuer- und Rettungswache Auf den Heunen im unberührten Landschaftsschutzgebiet debattiert oder die wiederholten Versuche der Bauverwaltung, den Höhenzug am Bohofsweg im Kaltluftentstehungsgebiet für die Stadt zu bebauen.
Die Stadtverwaltung hatte ein Programm zur Entsiegelung laufen, mit schwachem Ergebnis allerdings, man fand nur zwei Parkplätze, die auch nur mit Rasengittersteinen teil-entsiegelt werden können. Ein zweiter Versuch soll ein besseres Ergebnis bringen.