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Unerklärliche TatHobby-Vogelkundler in Leverkusen mit 26 Messerstichen fast getötet

Lesezeit 3 Minuten
Landgericht Köln: Ein Mann soll einen anderen in Rheindorf mit fast 26 Messerstichen getötet haben. Hier wird er aus dem Keller in den Gerichtssaal geführt. Im Vordergrund: Verteidiger Mustafa Kaplan.

Landgericht Köln: Ein Mann soll einen anderen in Rheindorf mit fast 26 Messerstichen getötet haben. Hier wird er aus dem Keller in den Gerichtssaal geführt. Im Vordergrund: Verteidiger Mustafa Kaplan.

Ein schwerer Messerangriff mit 26 Stichen auf einen Vogelbeobachter in Leverkusen wird aktuell von der Kölner Justiz verhandelt.

Der 45-jährige Mann wollte auf einem Feld in Rheindorf Vögel beobachten und fotografieren. Dass er stattdessen einen Angriff mit 26 Messerstichen nur knapp überlebte, war großes Glück. Die Tat wird seit Dienstag vor dem Kölner Landgericht verhandelt. Angeklagt ist der 38-jährige Sinan D. (Name geändert). Vollkommen unklar ist der Grund, weshalb er auf dem Feldweg bei Rheindorf nahe der S-Bahnlinie den Hobby-Ornithologen am 4. Juni 2023 um 20.35 Uhr fast getötet haben soll. Erst fragte er nach einem Feuerzeug und was er dort auf dem Feld mache. Ohne auf eine Antwort zu warten, soll der Angeklagte mit seinem Messer 26-mal in den Körper des vollkommen überraschten Vogelkundlers gestochen haben.

Laut Anklage soll der nicht in der Lage gewesen sein, sich zu wehren. Nach den ersten Stichen mit der sieben Zentimeter langen Klinge fiel der 45-Jährige hin, was den Angreifer nicht davon abhielt, noch mehrere Male auf den am Boden liegenden Mann einzustechen. Er habe das Überraschungsmoment bewusst ausgenutzt und den Angriff auf den Mann fortgesetzt, sagte der Staatsanwalt. Danach ließ er den blutenden Mann liegen, und lief weg. Laut Anklage hat der Täter gewusst, dass sein Opfer zeitnah sterben würde. Trotz seiner Verletzungen gelang es dem Vogelfotografen noch, mit seinem Handy einen Notruf abzusetzen, allerdings konnte er am Telefon offenbar nur seinen ungefähren Standort erklären. Er drohte zu verbluten.

Die Vorsitzende Richterin Sabine Grobecker am Landgericht Köln beim Prozessauftakt gegen einen mutmaßlichen Messerstecher.

Die Vorsitzende Richterin Sabine Grobecker am Landgericht Köln beim Prozessauftakt gegen einen mutmaßlichen Messerstecher.

Die Polizei war schnell in der Gegend und nahm nur zehn Minuten nach dem Angriff den mutmaßlichen Messerstecher fest. Andere Kräfte fanden den Verletzten, dadurch konnte er letztlich vor dem sicheren Tod gerettet werden. Unerklärlich und grundlos erscheint die Tat. Dagegen wirkt das Verhalten des Deutsch-Türken Sinan D. nach seiner Festnahme eher gut überlegt, fast wie ein kluger Schachzug. Denn das hat ihm womöglich eine juristisch schwerer wiegende Anklage wegen eines versuchten Tötungsdelikts erspart: Er teilte der Polizei mit, wo der Verletzte lag, „um das Leben, sofern noch möglich, zu retten“, sagte der Staatsanwalt bei der Verlesung der Anklage. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung mit Waffe, die Strafe kann bis zu zehn Jahre betragen.

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Die Verletzungen des Vogelkundlers durch die Stiche mit der sieben Zentimeter langen Klinge waren erheblich: Vierfach war die Brusthöhle auf der Herz-Seite eröffnet, wodurch der linke Lungenflügel kollabierte, der selbst auch zwei Stiche abbekommen hatte. Das Zwerchfell und der Hals waren verletzt. Eine Bluttransfusion war wegen des hohen Blutverlusts notwendig. Wegen eines Herz-Kreislauf-Stillstands musste der Verletzte reanimiert werden. Der 45-Jährige wird selbst als Nebenkläger von einem Anwalt vertreten.

Der mutmaßliche Täter sitzt erst seit diesem April dauerhaft in Untersuchungshaft in Ossendorf. Zwei Tage nach seiner Tat entließ ihn ein Haftrichter aus dem Gefängnis. Zuletzt war er in Frechen gemeldet. Herauszufinden, weshalb der Täter zustach, ob er vielleicht in dem ihm unbekannten Vogelfreund jemand anderen vermutete, wird nicht einfach sein. Denn der Angeklagte hat am ersten Prozesstag über seinen Rechtsanwalt Mustafa Kaplan mitteilen lassen, dass er nicht mit einer Aussage zum Prozess beitragen werde – und auch, dass er auch nicht bereit sei, mit einem Psychologen zu reden. „Wir werden noch weitere Zeugen laden, wir werden mehr Verhandlungstage brauchen“, sagte Richterin Sabine Grobecker.