Leverkusen in den 60ernAls Lindwurm und City C noch bejubelt wurden
- Wie war das damals in den 50ern oder 60ern in Leverkusen?
- In einer Serie beleuchten wir die verschiedenen Jahrzehnte, was waren die Meilensteine der Stadtentwicklung? Und wie war die Stimmung?
- Die 60er Jahre waren geprägt durch hochtrabende Baupläne: City C wurde umjubelt, die Rheinbrücke eröffnet - die Idee des Lindwurms verschwand Gottseidank in der Schublade.
Leverkusen – Schulen, Bäder und Sporteinrichtungen: In den 60er Jahren wurde gebaut, gebaut, gebaut. In Opladen am Marktplatz wurde am 22. Juni 1963 das Landrat-Lucas-Gymnasium eingeweiht – damals besaß Opladen noch als Kreisstadt des Rhein-Wupper-Kreises ein altes Rathaus. Heute lernen knapp 1600 Schüler am Gymnasium.
Sie sind aktuell in den Sommerferien: Die Corona-Zeit war aufwühlend und anstrengend, Abivorbereitungen gab es nur mit Mundschutz, und auch jetzt sind viele Abiturientinnen und Abiturienten noch unsicher, wie es für sie weitergehen wird.
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Die Zeit zwischen 1965 und 1975 beschreibt Ernst Küchler als prägend für die Stadt: „Da ist Leverkusen richtig zur Stadt geworden“, sagt er. Küchler war von 2004 bis 2009 Oberbürgermeister der Stadt und davor jahrelang Leiter der Volkshochschule. In diesem Zeitraum seien „wichtige Bausteine für Leverkusen gelegt worden“, erklärt er.
Vor allem, was die Infrastruktur und das „Herz von Leverkusen“ betrifft: Straßen und Innenstädte wurden gebaut und entwickelt, am 9. Oktober 1968 wurden der damalige Busbahnhof in Wiesdorf und der erste Teil des Europarings in Betrieb genommen, knapp ein Jahr später, am 16. Oktober 1969, wurde die neue City C eingeweiht. Heute ist sie ein Sorgenkind der Stadt. Doch damals wurde sie umjubelt, die Einweihung war ein Großereignis – „ein Volksfest war das“, erinnert sich Küchler.
„Es war unstrittig, dass Leverkusen eine Mitte braucht“, erklärt sich Ernst Küchler die politische Stimmung und wie die Politik an einem Strang gezogen hat.
Bereits damals gab es allerdings schon mahnende Stimmen, nicht alles zuzubetonieren und zuzumauern. Immerhin wurde das gigantische Projekt des „Lindwurms“, einer riesigen Gebäudeanlage, die Platz für knapp 5000 Wohnungen und 15000 Menschen bieten sollte, schlussendlich doch aufgegeben.
Leverkusener Brücke 1965 eingeweiht
Doch die Mitte war nicht das einzige große Bauprojekt in den 60ern: Als „gigantisches Erlebnis“ beschreibt Karlheinz Beeres vom Verein „Wir für Leverkusen“ die Planung und den Bau der neuen Rheinbrücke, die am 5. Juli 1965 eingeweiht wurde. Oft seien der heute 71-Jährige und seine Freunde nach der Schule auf die Fahrräder gestiegen und an dem Bauwerk vorbeigefahren, erinnert er sich. Die achte der Kölner Rheinbrücken hat Leverkusen verändert und geprägt, sagte Beeres, als im April herauskam, dass sich der Neubau der A1-Brücke um mehrere Jahre verzögern wird.
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Aber nicht nur in den 60ern, auch in den folgenden Jahrzehnten war „die autogerechte Stadt ein heiliges Ziel“, erklärt Ernst Küchler, mittlerweile aktiv im Opladener Geschichtsverein. „Damals hatte man ganz andere Vorstellungen.“ Noch heute kämpft die Stadt, um von diesem Bild wegzukommen und die Mobilitätswende zu schaffen – mehr denn je, Stichwort A1-Rastplatz.
Geprägt hat auch die Firma Wuppermann die Stadt mit ihrem Stahlwerk: Am 28. Januar 1966 stürzte ihr Geschäftsführer August Theodor Wuppermann mit einem selbst gesteuerten Motorsegler über dem Rhein bei Geisenheim ab. 3000 Menschen erschienen zur Trauerfeier und nahmen Abschied. Große Welle sollte der Name auch in den 80er schlagen, als das letzte Werk dicht gemacht wurde. (mit Matthias Bauschen)