Nachdem sich Eltern über Geruchsbelästigung beklagt hatten, hat die Stadt auf verschiedene Stoffe geprüft – und wurde fündig.
106 Kinder müssen rausDiese Schadstoffe haben zur Schließung der Kita Scharnhorststraße geführt
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Die Kita Scharnhorststraße 13 wurde wegen Geruchs dauerhaft geschlossen.
Copyright: Ralf Krieger
Nach der sofortigen Schließung der Kita Scharnhorststraße am Montag gibt die Stadtverwaltung auf Anfrage weitere Informationen heraus. Bereits in den vergangenen Wochen hätten sich Eltern der Kitakinder über einen „muffigen, feuchten“ Geruch beklagt. „Wie im Keller“, beschreibt eine Erzieherin im Nachhinein. Daraufhin sei verstärkt gelüftet worden, sagt die Stadt. Das hat das Problem aber nicht gelöst. Ein Gruppenraum sei vorsorglich sofort gesperrt worden. Daraufhin habe die Stadt Raumluftmessungen durchgeführt, erklärt Stadtsprecher Erik Butterbrodt.
Die Messungen hätten ergeben, dass der Geruch durch Schadstoffe hervorgerufen wird, „die schon in sehr niedrigen Konzentrationen in Verbindung mit Feuchtigkeit eine außerordentliche Geruchsbelastung hervorrufen“. Hierbei handelt es sich nach Angaben der Stadt um Chlornaphtaline (CN) und Chloranisole (CA). Chlornaphtaline wurden früher in Holzschutzmittel und in Fugen- und Dichtungsmassen eingesetzt, heißt es beim Umweltbundesamt. Der größte Teil dieser Stoffe sei in Deutschland bereits entsorgt, in der Europäischen Union ist die Verwendung dieses Stoffes mittlerweile verboten. Chloranisole wurden früher ebenfalls in Holzschutzmitteln verwendet.
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Die Kita Scharnhorststraße 13 ist geschlossen und die Kindergärtnerinnen räumen sie aus.
Copyright: Ralf Krieger
Beide Stoffe können einen muffigen Geruch verbreiten. Chloranisole sind nicht gesundheitsschädlich, der Geruch kann aber an Kleidung und Haaren haften. Chlornaphtaline können die Schleimhäute reizen und zu Augenbrennen oder Kopfschmerzen führen. Allerdings seien bei den Messungen in allen Räumen die Richtwerte für Chlornaphtaline nicht überschritten worden, betont Stadtsprecher Butterbrodt.
Manfort: Teils krebserregende Substanzen früher verbaut
Doch das waren nicht die einzigen Schadstoffe, die in der Kita nachgewiesen werden konnten: Zusätzlich hat die Stadt Formaldehyd und Lindan gemessen. „Formaldehyd lag in Konzentrationen vor, die keine gesundheitsgefährdende Wirkung haben. Die gemessenen Konzentrationen lagen aber über dem Wert, bei dem bei individueller Veranlagung eine Reizung der Schleimhäute nicht auszuschließen ist“, teilt Erik Butterbrodt mit. Bei zu hohen Werten kann Formaldehyd laut Bundesumweltamt Krebs hervorrufen oder die Krebshäufigkeit erhöhen, heißt es bei der Behörde.
Auch Lindan habe über dem Wert gelegen, bei dem eine gesundheitsgefährdende Wirkung nicht vollständig auszuschließen ist, wenn man dem Stoff dauerhaft ausgesetzt ist, schreibt die Stadt. Lindan ist ursprünglich ein Insektizid, das früher ebenfalls oft in Holzschutzmitteln eingesetzt wurde. Nach Angaben des Umweltbundesamts ist es bereits seit fast 20 Jahren verboten, laut Verbraucherzentrale hat die Weltgesundheitsorganisation es vor zehn Jahren als krebserregend eingestuft. Es kann Nerven und Leber schädigen.
Eine akute Gesundheitsgefährdung bestehe für die Kinder nicht, betont die Stadtverwaltung. Einen Schimmelbefall konnte die Stadt mit den Messungen ausschließen. Sie entschied, dass die Geruchsbelastung „nicht zumutbar für Kinder und Personal“ sei. Darüber hinaus hätten die Messwerte der anderen Schadstoffe „ein intensives Lüftungskonzept und in Konsequenz eine Sanierung erforderlich“ gemacht. Die lohnt sich in Augen der Stadt nicht: Sie habe sich „für eine Schließung der vor mehr als 50 Jahren erbauten Kita entschieden“.
Am Mittwoch waren noch mehrere Erzieherinnen vor Ort, die aufräumten. Ein Aushang informiert die Eltern, dass ihre Kinder ab Montag, 24. Februar, auf andere Kitas verteilt werden. Auf welche, würden den Eltern in den nächsten Tagen mitgeteilt.