Leverkusen – Neue Straßenbahnlinien über Leverkusener Stadtgebiet fahren zulassen, diese Vorstellung geistert seit einigen Jahren wieder durch politische Debatten in der Stadt.
In Erinnerung an die legendäre Linie 0, die bis 1958 von Köln her kommend über Wiesdorf bis Opladen gefahren ist, wird seit Jahren schon die Option offengehalten, erneut eine Schienentrasse längs des Europarings von Wiesdorf über Küppersteg nach Opladen zu führen. Aber auch eine Verlängerung der bis zur Stadtgrenze fahrenden KVB-Stadtbahnlinie 4 taucht immer wieder auf.
Ganz konkret hat diese Verbindung schon mal 2015 im Bedarfsplan für den Öffentlichen Personennahverkehr gestanden, der in Kürze eine Neuauflage erfahren soll. Dabei ging es um eine Verlängerung der am Rande der Waldsiedlung endenden Strecke bis zum Klinikum am Karl-Carstens-Ring. Die genaue Trassenführung, beispielsweise über den Dünnwalder Grenzweg und Karl-Carstens-Ring, wurde noch nicht definiert, das Thema aber wiederholt angesprochen.
Nun hat die benachbarte Gemeinde Odenthal die Initiative ergriffen und einen dortigen CDU-Antrag aus dem Jahr 2017 wieder hervorgeholt, dem 2019 die Machbarkeitsstudie eines Planungsbüros folgte. Odenthal wünscht sich nun für den neuen Regionalplan im Regierungsbezirk Köln, der derzeit in Arbeit ist, eine Verlängerung der Straßenbahnlinie von der Köln-Dünnwalder Stadtgrenze über Schlebusch und Bergisch Gladbach-Schildgen bis zur Lindenallee am nördlichen Ortsausgang von Odenthal. Bei nur einer Gegenstimme wurde dieser Antrag vor den Sommerferien vom Gemeinderat verabschiedet.
Unterstützung erfährt der Vorstoß auch aus Bergisch Gladbach. Die Kreisstadt hat dies bei Umbauplänen für ihre Straßen in Schildgen dem Vernehmen nach berücksichtigt. Den Planern sollen – laut Angaben aus dem Odenthaler Rathaus – fünf Streckenvarianten für die neue Schienenverbindung vorliegen, die eingehend geprüft werden sollen. Drei davon führen über Leverkusener Stadtgebiet. Eine besondere Rolle spiele dabei die Anbindung des Leverkusener Klinikums.
Dass darüber Gespräche mit den Nachbarkommunen geführt werden sollen, bestätigt das Leverkusener Rathaus, das sich über eine Fortführung der Schienenstrecke in Richtung Schildgen und Odenthal aber etwas überrascht zeigte. Allerdings sei im Moment noch alles offen.
In jedem Fall müsse bei einer Ausweitung des Nahverkehrsangebotes das jeweils leistungsstärkste Mittel genutzt werden. So sei der Ausbau von Schnellbusverbindungen momentan eher das Mittel der Wahl als ein weitaus aufwendigerer Schienenausbau.
Balkanexpress reaktivieren?
Eine neue Schienenverlegung war aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis schon in Bezug auf die Balkantrasse ins Spiel gebracht worden. Dort hatten sich die Kommunen des nördlichen Kreisgebietes, voran Wermelskirchen, für eine erneute Bahnverbindung auf der dafür planerisch freigehaltenen früheren Bahntrasse von Remscheid-Lennep bis Leverkusen-Opladen ausgesprochen. Im Dezember hat der Rheinisch-Bergische Kreistag für diese Streckenreaktivierung bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.
Eine Idee, für die Leverkusen sich bisher wenig aufgeschlossen gezeigt hat, zumal der Radwanderweg ausgezeichnet angenommen wird und Leverkusen gerade auf der Rennbaumstraße mit der Anlegung von Busspuren für ein besseres Vorankommen der Linienbusse von Burscheid nach Opladen gesorgt hat. So könnte auch eine verbesserte Busverbindung von der Waldsiedlung nach Odenthal eine Lösung für eine bessere Anbindung der Nachbargemeinde an den öffentlichen Nahverkehr in Richtung Köln werden.