2 Stunden in Leverkusen-KüpperstegVom Aquilapark zur schönsten Kiosktoilette der Welt
Leverkusen-Küppersteg – Der Aquilapark in Küppersteg. Eine Grünfläche mitten in der Stadt. Ich stehe am Nachmittag bei gefühlten 40 Grad auf einer Wiese und schaue den Hang hinunter auf den Ententeich. Doch der Park scheint menschenleer zu sein. Wo sind denn nur alle? Ein Blick zu den Mehrfamilienhäusern und auf die Balkone hält die Antwort bereit.
Die Menschen haben sich in den Schutz ihrer farbig gestreiften Marquisen und Sonnenschirme gebracht. Viele Balkone sind bunt bepflanzt und wirken wie kleine Oasen. Ich bin jedoch hier unten. Und hier flimmert die Hitze. Die Sonne brennt auf der Haut. Zum Glück spenden die Bäume im Park genügend Schatten. Nur das Gezwitscher der Vögel ist zu hören. Ich entscheide mich dazu, eine Runde um den Tümpel zu spazieren.
Als ich über das Gras laufe, knirschen, knacken und zerbröseln die trockenen Blätter der Bäume und meinen Füßen. Als wäre mitten im August der Herbst angebrochen. Es wird Zeit, dass es mal wieder regnet.
Zum ersten Mal im Aquilapark
Unten am Wasser sitzt eine Gruppe Jugendlicher. Ich gehe auf sie zu. Zeynep, Selma, Isabell und Fatima sind Schülerinnen der zwölften Klasse der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule. „Heute haben wir früher aus und wollten den Nachmittag zusammen genießen. Wir sind das erste Mal hier im Aquilapark, weil wir eine Freundin besucht haben, die hier auf das Berufskolleg geht. Wir haben diesen kleinen Platz direkt am Wasser entdeckt“, erklärt Selma.
Normalerweise würden die vier an heißen Tagen zum Hitdorfer See, doch der Park gefalle ihnen. „Vielleicht kommen wir in Zukunft öfter hierher“, sagt Isabell. Die vier scheinen vertieft in den neusten Tratsch in der Schule, dabei will ich sie nicht stören.
Ich laufe den Hang hinauf, bis ich oben auf der Wiese an einem Spielplatz ankomme. Dort treffe ich auf Damla und Lisa mit ihren Kindern Joris und June, die gerade ein Eis verputzt haben und nun im Sandkasten toben. Die beiden Frauen sitzen auf einer Parkbank im Schatten einer großen Eiche. „Wir kommen ursprünglich aus Köln und haben lange in Neuehrenfeld gewohnt. In einer Wohnung mit Dachterrasse, das war ein Traum“, sagt die 35-jährige Damla. „Doch für die Kinder sind wir nach Leverkusen gezogen. Wenn man sich vergrößert, ist es in Köln so schwierig etwas passendes zu finden.“
Den Mülleimern im Park fehlt der Deckel
„Ich fühle mich wirklich wohl hier. Der Kindergarten in der Pestalozzistraße ist super und durch die Kinder haben wir auch schon andere Eltern kennengelernt“, sagt die 31-jährige Lisa. Den Aquilapark als Grünfläche mitten in der Stadt fänden sie ideal. Doch sie bemängeln die wenigen Parkmöglichkeite und ärgern sich, dass den Mülleimern der Deckel fehlt.
„Es würde hier deutlich sauberer aussehen, wenn die Raben nicht den Müll aus den Tonnen picken könnten. Es könnte noch viel schöner hier sein“, erklärt Lisa. Nun aber wird weiter mit den Kindern gespielt. Trotz Knieverletzung klettert Mama Lisa mit auf das Gerüst. Als ich gehe, lachen und albern die vier hinter mir.
Für mich geht es nun weiter in Richtung Pestalozzistraße, an der Kita vorbei, in den Montessoriweg. Bewohner bringen den Müll raus und retten sich schnell wieder in die kühle Wohnung. Ein paar Fenster sind gekippt, ich höre Geschirr klimpern, Radios spielen und Duft von leckerem Essen steigt mir aus einer Küche in die Nase. Mein Magen knurrt. Ich vernehme ich einen weiteren köstlichen Geruch. Dem kann ich nicht widerstehen – und lande im Chilli Thai Kitchen.
Drinnen begegne ich dem 26-jährigen Angestellten Thanawat und dem 49-jährigen Besitzer Wichai Phothikamon, die gerade zusammen Mittagspause bei Pad-Thai, einem Reisnudelgericht mit Eiern, Möhren, Koriander und Tofu, machen. Leider habe ich keine Zeit, zu essen, aber ich trinke ein eisgekühltes Getränk und weiß: Hierhin komme ich zurück.
„Die schönste Kiosktoilette der Welt“
Auf Umwegen lande ich schließlich am Stadioneck – Stehcafé, Bayer-04-Fan-Kneipe, Kiosk. Draußen fläzt Hans-Joachim Witt in einem gemütlichen Stuhl. Er ist Stammgast hier und wohnt seit ein paar Monaten im Seniorenheim um die Ecke. „Ich genieße die Aussicht, es ist schön bepflanzt und ich fühle mich wohl. Außerdem trifft man hier Gott und die Welt“, sagt Witt und lacht gelassen, den Sonnenhut auf dem Kopf – trotz des Schattens.
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„Ich treffe gefühlt mein komplettes Arbeitsleben wieder. Viele von Bayer, aus der Nachbarschaft oder vom Fußball“, erzählt Witt. Das Stadioneck sei ein Ort zum Zusammenkommen, Plaudern, Erinnern und Lachen. An Spieltagen von Bayer 04 würden hier verschiedene Nationen bei kühlem Bier aufeinandertreffen. Ob Kroaten, Niederländer oder Engländer. „Das liefert natürlich immer viele neue Gesprächsthemen“, sagt Witt.
Und obendrein, verspricht Witt, habe das Stadioneck auch noch die allerschönste Kiosktoilette der Welt. „Ich habe schon viele gesehen, aber keine wie diese“, sagt Witt und lacht. Wenn an Samstagen die Hölle los sei, öffne der Besitzer die Toilette für die Fußball-Jungs. „Die gehen stinkend rein und kommen duftend wieder heraus“, scherzt Witt, „Sehen Sie selbst!“
Wenige Minuten später bin ich zurück. „Und gibt es bessere?“, fragt Witt und schmunzelt. Er bringt mich zum Lachen. Ich stimme ihm zu.