In einer eigens zum Thema anberaumten Sondersitzung am Donnerstagabend, 20. Februar, haben erstmals Politiker öffentlich über die Bayer-04-Pläne wegen ihrer VIP-Parkplätze diskutiert. Ergebnis: Faktisch wollen CDU, SPD, FDP und AfD Bayer 04 erlauben, die beiden städtischen Sportplätze des SC Leverkusen an der Tannenbergstraße möglichst bald zu Parkplätzen umzubauen. In ein paar Jahren, wenn Bayer 04 seinen neuen Trainings-Campus in Monheim fertig gebaut haben wird, sollen auch die eingezäunten drei Profi-Trainingsplätze von Bayer 04 neben dem Haberlandstadion zu Parkplätzen werden.

Dazu stellt die Stadtverwaltung einen Bebauungsplan auf, der aber nach nicht öffentlichen Gesprächen schon in Umrissen fertig hat. Bayer 04 soll die Planungskosten dafür übernehmen. Die Ursache dieser Probleme ist der Bau der neuen Megastelze, der spätestens in einigen Jahren kommen soll; die 1450 Parkplätze unter der Stelzenautobahn werden spätestens dann wegfallen – und damit die Betriebserlaubnis für die Bay-Arena, sagt Bayer 04. Die endgültige Entscheidung fällt am Montagabend in einer öffentlichen Sitzung des Bauausschusses im Rathaus.

Der Bebauungsplan Nr. 284/I+II hat den sperrigen Namen „Küppersteg Wiesdorf – südlich der BAB 1, östlich Tannenbergstraße, nördlich Dhünn sowie südlich Dhünn, nordwestlich der Realschule Am Stadtpark“. Nicht alle in der Sitzung am Donnerstagabend waren mit den von der Stadt vorgelegten Plänen für den groß angelegten Umbau im Zentrum der Stadt einverstanden. In der Vorlage heißt es, die Parkplätze sollen als Interimslösung für die Jahre des Umbaus angelegt werden, anschließend sollen sie unter die Stelze zurückverlegt werden.

Politiker, die sich kritisch mit den Auswirkungen befasst hatten, wie Grüne, Bürger- und Klimaliste, Opladen Plus und Linke, hatten Fragen: Was wird, wenn die Rückverlegungen der Parkplätze unter Autobahnbrücken dann nicht mehr erlaubt sein könnten? Was passiert überhaupt anschließend mit den Interimsparkplätzen? Sollen dann wieder Sportplätze dort angelegt werden? Bayer 04 baut bekanntlich in Monheim einen neuen Trainingscampus, Sportplätze braucht die Fußball-GmbH in Küppersteg dann sicher nicht mehr, aber was dann?

Bayer sagt immerhin jetzt öffentlich, dass die GmbH das SC-Sportplatzgrundstück (drei Hektar) von der Stadt kaufen will. Die Fragen kamen mehrheitlich von der kritischen Gruppe der Politiker. CDU, SPD und FDP haben sich anscheinend weitgehend mit den Parkplätzen abgefunden, nur Guido Fischer (FDP) stellte fest: „Das Ausmaß ist schon ganz schön groß …“. Geradezu servil gegenüber der Fußball GmbH gab sich der AfD-Vertreter Andreas Keith: „Wir unterstützen die Pläne vollumfänglich“, kritische Nachfragen zur Ökologie, die von Grünen und Klimaliste kamen, ließ er nicht gelten, das schien selbst Anne Dannenberg von Bayer 04 etwas peinlich, die den Ausschüssen die Pläne vorstellte. 

Im Raum steht ein mögliches Problemszenario: Eine Sperrung des viel genutzten Parkplatzes könnte Leverkusen schon viel früher ereilen. Wenn nämlich die Gutachter der Autobahn GmbH feststellen sollten, dass die Spannbetonkonstruktion relevante Schäden aufweist. Das Ergebnis der Gutachten wird nach dem Sommer erwartet, wusste die Bayer-04-Vertreterin. Zwischenergebnisse sind bislang nicht bekannt geworden.  Der unerwartete Einsturz der Carola-Brücke in Dresden ist den Verantwortlichen derart in die Knochen gefahren, dass sie für Brücken Sonderprüfungen angesetzt haben, auch für die Stelze.

Eine wichtige Rolle in den Umbauplänen spielt der heute ungenutzte Fußballplatz des BV Wiesdorf von 1920 im Stadtpark, der neben den Dampfbahn-Gleisen liegt. Dorthin soll der 800 Mitglieder starke Jugendverein SC Leverkusen umziehen, wenn auf seinem Platz die neue Parkfläche entsteht. Ein einfacher Umzug wird das nicht, denn Bauten sind dort zurzeit tabu: wegen Landschaftsschutzes. Bisher durfte dort nicht einmal eine Sitzbank aufgestellt werden. Aber man ist sich einig: Dieser Umzug ist Teil des Gesamtvorhabens und der SC freut sich schon auf die neuen Vereinsräume – mit Duschen.

Leverkusener Stelzenparkplatz

Wehe, wenn die Bausubstanz für marode erklärt wird

Von

Ralf Krieger

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Eine wichtige Frage ist: Von wo können täglich Hunderte Autos und tausende VIPs bei Heimspielen zu dem neuen Parkplatz fahren, wenn die Stelze umgebaut wird? Wie heute sollen die Autos und Busse unter der Stelze entlangfahren, die Autobahn GmbH könnte wechselnde Zufahrten durch die Baustelle legen, gibt die Bayer-04-Vertreterin zu Protokoll. Die Grünen trauen den Ansagen offenbar nicht. Sie fürchten, dass die Zufahrt entlang der Schule Am Stadtpark gelegt werden könnte und stellen in der entscheidenden Sitzung am Montag einen Antrag, der eine Zufahrt über den Schulweg und das FFH-Gebiet Dhünn definitiv ausschließen soll.