Am neunten Verhandlungstag kam auch ein psychiatrischer Gutachter zu den Folgen der Tat für das Opfer zu Wort.
„Warum lügst du dann?“Motiv für Messerangriff in den Wiesdorfer Luminaden bleibt offen

Der Eingang zum Amts- und Landgericht in Köln.
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Auf der Suche nach dem Motiv für die Tat haben die vielen Zeugen die Neunte Große Strafkammer des Landgerichts Köln im Verfahren wegen des Messerangriffs in den Luminaden zwar nicht so recht vorangebracht. Doch für ein bisschen Drama im Gerichtssaal sind sie allemal gut, wie sich am Aschermittwoch am neunten Verhandlungstag zeigte.
Der Zeuge, ein Nachbar von Erdal B., den dessen Kontrahent Dilan M. am 14. Juni 2024 in der Wiesdorfer Einkaufspassage schwer mit einem Messer verletzt hat, erzählte, dass er vom Cannabiskonsum der beiden weiß. Und er berichtete, dass er bei Dilan M. vor Jahren auch mal selbst „was gekauft hat“.
Außerdem berichtete er dem Vorsitzenden Richter Thomas Stollenwerk, er habe eine SMS gelesen – geschrieben von Dilan M. an Erdal B. –, in der es um die Beziehung von Erdal B. mit der Ex-Freundin von Dilan M. ging. Die habe er kurz vor der Tat in den Luminaden gesehen.
Leverkusen: Angeklagter von Eifersucht getrieben?
Er stützte damit die Version des Opfers zur Vorgeschichte der Tat. Erdal B. hatte Dilan M. als einen von Eifersucht Getriebenen geschildert. Er habe nicht verwinden können, dass seine Ex-Freundin etwas mit Erdal B. angefangen hatte und ihn deshalb angegriffen.
Der Nachbar wich allerdings erkennbar aus, als Richter Stollenwerk nach möglicherweise belastenden Details über das Opfer Erdal B. fragte. Als dann der Zeuge irgendwann betonte, er sei im Gerichtssaal, „um nicht zu lügen“, konnte der Angeklagte nicht mehr an sich halten: „Warum lügst du dann?“, blaffte er den Zeugen an. Woraufhin der kurz darauf zurückgab: „Du hast einen abgestochen, Bruder. Sowas macht man nicht.“
Stollenwerk hielt, nachdem er die Gemüter wieder etwas beruhigt hatte, fest: „Ich glaube, es ist klar geworden, dass es in diesem Verfahren schwierig ist mit Zeugen, generell.“ Das Motiv für die Tat – Eifersucht oder Schulden aus Drogendeals – wird also wohl offen bleiben. Klar ist nach der Aussage eines psychiatrischen Gutachters am Mittwoch, dass Erdal B. womöglich noch länger an den psychischen Folgen der Tat leiden wird. Psychiater Kurt Herold zeigte sich überzeugt, dass der junge Mann an einer posttraumatischen Belastungsstörung laboriert, und legte das detailliert dar. Erdal B. ist deswegen seit Monaten in psychotherapeutischer Behandlung.
Der Tathergang selbst ist durch die Aussage mehrerer Zeugen, darunter die Inhaber eines Tattoo-Studios und einer Schneiderei in den Luminaden, einigermaßen erhellt. Einen letzten Mann will das Gericht dazu am Donnerstag hören. Noch am selben Tag halten Anklage und Verteidigung dann womöglich auch ihre Plädoyers.