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75 Jahre Opladener Eiscafé PancieraVanille als Lieblingseis seit drei Generationen

Lesezeit 4 Minuten
Das Team vom „Eisacafé Panciera“

Das Team vom „Eisacafé Panciera“ (von links): Adelaide (47), Cidalia (50), Valter Panciera (58) mit Ehefrau Debora (48)

Diesen Monat wird die Opladener Institution 75 Jahre alt. Das Team von der Kölner Straße feiert das Jubiläum mit einer Sonderaktion.

Das Eiscafé Panciera in der Opladener Fußgängerzone ist auch an einem grauen Wintermorgen beinahe komplett besetzt. Es duftet nach Espresso, Waffeln und trotz der frühen Stunde geht schon der ein oder andere Eisbecher über die Theke.

Valter Panciera (58) führt das Eiscafé bereits in dritter Generation. Am 26. Februar feiert er das 75. Firmenjubiläum mit seinem Team und den Stammgästen. Es gibt Kuchen, Sekt und den ganzen Tag Eis – für 75 Cent die Kugel statt für 1,60 Euro (to go).

„Ich mache schon immer Eis, das kenne ich gar nicht anders“, erklärt der gebürtige Opladener. „Ich bin quasi im Eiscafé geboren.“ Valters Großvater Raffaele war vor dem Zweiten Weltkrieg bereits Eismacher in Köln-Nippes, floh dann mit seiner Familie nach Italien, bis er zurückkehrte und in der Opladener Innenstadt am 26. Februar 1950 das „Eiscafé Panciera“ eröffnete. Es folgten einige Umzüge innerhalb des Zentrums, bis Valters Vater Nicolo das heutige Geschäft mit 150 Quadratmetern auf der Kölner Straße 38 im Jahr 1985 in Betrieb nahm.

Eiscafé Panviera

Das Eiscafé gibt es an dieser Stelle auf der Kölner Straße seit 1985.

„Früher war der Eisverkauf eine reine Saisonarbeit. Meine Mutter und mein Vater haben sieben Monate im Jahr hier gearbeitet und im Winter fünf Monate in Italien gelebt. Ich lebte mit meiner Oma in Italien und während der drei Monate Sommerferien bin ich immer mit nach Deutschland gekommen“, erinnert sich Valter Panciera. War das schwierig für ihn, seine Eltern nicht immer sehen zu können? „Ich kannte es nicht anders. Ich habe es nicht als schlimm empfunden, wenn meine Eltern so viel gearbeitet haben“, antwortet der 58-Jährige.

Als Kind konnte ich so viel Eis essen, wie ich wollte"
Valter Panciera (58) vom "Eiscafé Panciera"

Im Sommer war Valter Panciera mit seinen zwei Schwestern immer im Laden. „Ich konnte so viel Eis essen, wie ich wollte“, so der Opladener. Eine richtige Ausbildung zum „Eismacher“ habe er nie absolviert. Nach dem Schulabschluss in Italien kehrte er nach Deutschland zurück, führte mit seiner Mutter Dora den Betrieb. Vater Nicolo zog sich da bereits zurück, verstarb an Lungenkrebs, als sein Sohn 22 Jahre alt war.

Opladen: Familie teilt sich die Aufgaben

„Meine Mutter war mir eine große Stütze. Ich habe Eis gemacht und das Personal betreut, bin zum Steuerberater und zur Bank. Meine Mutter war Servicekraft und hat für Ordnung gesorgt“, erzählt Panciera. Bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 2004 half die „Mamma“ immer wieder im Eiscafé aus. Schnell wird klar: Das Team im Eiscafé und viele Stammkunden haben eine fast familiäre Beziehung. Die meisten der bis zu acht Angestellten arbeiten schon seit Jahrzehnten für Valter Panciera und seine Frau Debora (48). Darunter Adelaide (47, seit 21 Jahren im Team) und Cidalia (50, seit 31 Jahren dabei und besitzt seit zwölf Jahren 30 Prozent der Anteile am Eiscafé).

Stammkundin Ute (66): „Ich bin schon mit meinen Eltern als kleines Mädchen zu den Pancieras gekommen. Sie sind wie Familie für mich, ich habe hier immer Spaß und ich kenne auch alle anderen Gäste.“ Sie esse das ganze Jahr über das Eis, aber: „Die Kuchen von Cidalia sind göttlich.“

Valter Panciera ist bis heute fast täglich in seinem Eiscafé, das ganzjährig von 9 bis 20 Uhr geöffnet hat. Es gibt Frühstück, süße Leckereien wie Crêpes oder Tiramisu, zum Mittag Bruschetta und Baguette und natürlich hausgemachtes Eis nach eigenen Rezepten. Im Winter gibt es zwölf Sorten, im Sommer 30. „Unser Bestseller ist und war Vanille und das schon seit drei Generationen. Ich mag lieber außergewöhnliche Sorten wie ,Cookies' oder ,Rocher'“, so Valter Panciera. Und: „Ich freue mich, wenn es etwas Neues gibt, dann bin ich neugierig. Im Sommer will ich ,Dubai Schokoladen'-Eis anbieten. Ich habe mich schon beim Eishersteller-Verband und bei Kollegen nach Rezept-Tipps erkundigt.“

Ob es eine vierte Generations-Übernahme beim „Eiscafé Panciera“ geben wird, ist unwahrscheinlich: Valters Sohn ist 25 Jahre alt, lebt in Mailand und möchte mit der Gastro-Szene nichts zu tun haben. Aber: „Jemand aus meinem Team wird schon weitermachen“, ist Valter Panciera überzeugt. Erst recht, seit eine sehr sinnvolle Erweiterung ansteht: Vorigen Dezember ersteigerte die Familie einen weiteren Teil des Gebäudekomplexes an der „Kö“. Und erschloss sich so die Möglichkeit, das Eiscafé auch zur Aloysiuskapelle hin zu öffnen. Nach so vielen Jahren gehören die Leute aus Pancieras Team ja quasi zur Familie.