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X24Schnellbus zwischen Burscheid und Leverkusen wird eingestellt

Lesezeit 4 Minuten
Die X24, der „Flinke Pendler“, steht vor dem Aus.

Die X24, der „Flinke Pendler“, steht vor dem Aus.

Laut Kreisverwaltung lag die Fahrgastzahl pro Fahrt lediglich bei 7,6 Menschen.

Eine schnelle Verbindung zwischen Wermelskirchen und Leverkusen unter Einbezug der Menschen in Burscheid. Das versprachen sich der Rheinisch-Bergische Kreis, die Stadt Leverkusen sowie die Verkehrsunternehmen Wupsi und Regionalverkehr Köln (RVK), als sie im August 2023 die Schnellbuslinie X24 einführten.

An Werktagen sollte der Bus Wermelskirchen und Burscheid alle 30 Minuten direkt mit Leverkusen verbinden, an Sonn- und Feiertagen alle 60 Minuten. Jetzt steht die Linie vor dem Aus. Der Kreistag des Rheinisch-Bergischen Kreises hat beschlossen, den Betrieb des X24 zum nächstmöglichen Zeitpunkt einzustellen. Allerdings nicht alternativlos: Es soll geprüft werden, wie die Stadt Wermelskirchen anderweitig angebunden werden kann. Zum Beispiel durch eine Verlängerung der Schnellbuslinie 24.

Der X24 hatte am 7. August 2023 seinen Betrieb aufgenommen. Von diesem Tag bis Ende Juli 2024, also ein Jahr lang, wurden 170.000 Fahrgäste auf 22.500 Fahrten befördert. Das heißt, pro Fahrt fuhren 7,6 Menschen mit dem Bus. Montags bis freitags liege der Durchschnitt etwas darüber, samstags und sonntags deutlich darunter, hatte die Kreisverwaltung mitgeteilt.

Leverkusen: Baustellen am Bahnhof behindern Bus

Besser wurde es, nachdem die Rheinbrücke am 4. Februar 2024 freigegeben worden war. Zwei Fahrgäste mehr pro Fahrt verzeichnet der Kreis für Februar bis Juli. Zwar seien hier und da auch mal zehn oder 15 Leute mit dem Bus gefahren, aber „ein überwiegender Teil der Fahrten“ sei nur auf eine geringe Nachfrage gestoßen.

Die meisten Fahrgäste seien morgen von Wermelskirchen in Richtung Leverkusen und nachmittags wieder zurück gefahren. Mittags seien vor allem Schülerinnen und Schüler zugestiegen, die zuvor mit der Linie 260 gefahren waren. Die Hälfte der Nachfrage entfalle auf den Abschnitt zwischen Wermelskirchen und Burscheid-Hilgen.

Die Beteiligten bei der Einführung des X24 in Leverkusen.

Die Beteiligten bei der Einführung des X24 in Leverkusen.

Laut Verwaltung ist der Bus in seiner aktuellen Taktung nicht optimal an den Schienenverkehr in Leverkusen angebunden. Mit den Zügen RE1 und 5 bilde die Buslinie keinen sauberen 30-Minuten-Takt. Es gebe zwar noch die S6, die sei aber deutlich weniger attraktiv, weil sie länger unterwegs sei. Auch die Baustellen zum Beispiel in Leverkusen-Mitte machten den Bus anfällig für Verspätungen. Und: Burscheiderinnen und Burscheider erreichen den Bus schlecht. Die SB24 sei für viele Anwohnerinnen und Anwohner aus der „Kernstadt“ die bessere Alternative in Richtung Leverkusen und Köln.

Rhein-Berg rechnet mit Mehrkosten in Höhe von 400.000 Euro

Der Bus kostet den Kreis rund 740.000 Euro im Jahr. Weil die Nachfrage aber niedrig ist und auch das Deutschlandticket eine Rolle spiele, ist „nicht annähernd“ so viel Geld wieder hereingekommen wie kalkuliert. Das heißt, der Kreis rechnet mit einem Kostenzuschuss, der 400.000 Euro über dem ursprünglichen Wert liegt. Auch die Stadt Leverkusen hat angesichts der aktuellen Haushaltslage große finanzielle Probleme.

Für den gefassten Beschluss stimme die Kreistagsmehrheit von CDU und Grünen. Dazu gehörte auch, dass der Bus samstags jetzt nur noch stündlich und nicht mehr halbstündlich fahre. „Leider haben sich die von allen Beteiligten erhofften Nutzerzahlen in keiner Weise erfüllt“, kommentiert Thorsten Schmidt, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion und Wermelskirchener. Es müsse neu überlegt werden, wie Wermelskirchen über Burscheid direkt und ohne Umstieg mit der Rheinschiene verbunden werden könne.

Hans-Jürgen Klein, Vorsitzender des Verkehrsausschusses und Fraktionsmitglied der Grünen, meint: „Öffentlicher Personennahverkehr gehört laut Gesetz zur Daseinsvorsorge. Deswegen arbeiten wir seit Jahren daran, den Bürgerinnen und Bürgern eine gute Alternative zum privaten Pkw zu bieten. Doch wo wir neue Angebote schaffen, müssen wir gerade jetzt angesichts der angespannten Haushaltslage die Kosten im Blick behalten. Für den X24 heißt das, neu zu denken und eine Lösung zu finden, die nicht nur heute funktioniert, sondern auch morgen noch trägt.“

Im Laufe des vergangenen Jahres hatte es immer wieder Kritik an der Buslinie gegeben. Zuletzt hatte der Leverkusener FDP-Politiker Friedrich Busch angesichts der Fahrgastzahlen und der Kosten angeregt, die Fortführung der Linie infrage zu stellen. Michael Baggeler vom Bündnis für Burscheid hatte offenbar recht, als er nach einem halben Jahr Betrieb anmerkte: „Nach unserem subjektiven Eindruck sind die Busse besagter Linie meist nur mit wenigen Fahrgästen besetzt.“ Für Leverkusen ist das Aus der nächste Einschnitt im ÖPNV. Zum Jahresende läuft auch das Abruf-Taxi-Angebot „Efi“ aus.

Wann der X24 dann tatsächlich ausläuft und wann die Taktänderungen auf stündlich an Samstagen gilt, steht noch nicht fest, heißt es aus dem Kreishaus auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“.


Neuer Nahverkehrsplan

Der Kreistag hat zugestimmt, den Nahverkehrsplan neu aufzustellen. Der Plan sei „die systematische und konzeptionelle Grundlage für den ÖPNV“ vor Ort, sagt dazu Heiko Krause, Dezernent für Umwelt und Verkehr. Dazu zählt auch die Betrachtung von übergeordneten Mobilitätsangeboten, auf die der Kreis eigentlich keinen Einfluss hat. Zum Beispiel der Schienenverkehr und die Anbindung an das regionale Netz. Im Bereich ÖPNV will die Kreisverwaltung Kosten senken. Auch dafür ist der neue Nahverkehrsplan da. Unter anderem deshalb, so heißt es in einer Mitteilung der Kreisverwaltung, habe man sich für das Aus von „Efi“ ausgesprochen. Dazu Ursula Ehren von den Grünen: „Der Preis, andere Buslinien dafür wegfallen zu lassen, ist zu hoch. Dennoch sind wir überzeugt, dass Efi oder ein anderer On-Demand-Verkehr ein unverzichtbarer Bestandteil des neuen Nahverkehrsplans sein wird.“