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Kitas in LeverkusenAntworten auf die wichtigsten Fragen zu reduzierter Betreuung

Lesezeit 5 Minuten
Die städtische Tageseinrichtung für Kinder in der Dhünnstraße 12a, Wiesdorf.

In der städtischen Tageseinrichtung für Kinder in der Dhünnstraße 12c werden die Betreuungszeiten gekürzt.

Wie dramatisch ist der Fachkräftemangel in den Leverkusener Kindertageseinrichtungen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

In sechs städtischen Kitas steht die Ampel auf „Rot“. Das Monitoring-System hat der Fachbereich Kinder und Jugend eingeführt, um den Fachkräftemangel in den Einrichtungen besser im Blick zu haben. Rot heißt: Es sind dauerhaft nicht genug Mitarbeitende da, um alle Kinder, die einen Betreuungsvertrag in der Einrichtung haben, auch im vollen Umfang zu betreuen. Rund 50 Vollzeitstellen sind in den städtischen Kindertageseinrichtungen unbesetzt, dazu kommen Krankheitsausfälle. Ein Überblick über die angespannte Situation in der Kinderbetreuung in Fragen und Antworten.

Was passiert, wenn die Ampel für eine Einrichtung auf Rot springt?

Wenn der festgelegte Schlüssel von ausgebildeten Erzieherinnen zu Kindern nicht mehr eingehalten werden kann, muss der Träger, in diesem Fall die Stadt, das dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) melden. Würden keine Maßnahmen ergriffen, könnte das Landesjugendamt veranlassen, dass die ganze Einrichtung oder zumindest einzelne Gruppen geschlossen werden. Deswegen hat die Stadt eine Maßnahme ergriffen: Sie hat die Betreuungszeiten in den aktuell sechs betroffenen Kitas vorläufig verkürzt. „Um 45 Minuten bis eine Stunde pro Tag“, wie Dezernent Marc Adomat im Kinder- und Jugendhilfeausschuss berichtete.

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Um welche Kitas handelt es sich?

Das sind die Kitas Borkumstraße (Manfort) Spreestraße (Mathildenhof), Dhünnstraße 12c (Wiesdorf), Am Telegraf (Schlebusch), Engelbertstraße (Pattscheid) und Kolpingstraße (Opladen) – also quer durch das Stadtgebiet verteilt.

Was bedeutet das für die Eltern?

Sie müssen ihre Kinder früher aus der Betreuung abholen, als vertraglich zugesichert. Das wurde ihnen zehn Tage vor Inkrafttreten mitgeteilt. Für Lena-Marie Pütz viel zu kurzfristig: „Der Fachkräftemangel trifft uns nicht über Nacht, hier erwarte ich eine vorausschauende Planung und dass Eltern frühzeitig informiert werden.“ Berufstätige Eltern und vor allem Alleinerziehende seien nicht flexibel, wenn nicht zufällig noch eine Oma aushelfen kann. „Teilzeitanträge zum Beispiel haben zumeist eine Vorlaufzeit von drei Monaten“, sagt die SPD-Ratsfrau.

Die Stadt verspricht den betroffenen Eltern eine prozentuale Rückerstattung der gezahlten Beiträge, wann und wie genau, ist aber noch offen. „Wir wollen das auch vernünftig und gerecht machen“, sagt Jugendamtsleiter Michael Küppers. Möglichst schnell soll es dennoch gehen. Ebenso offen ist, wie lange der Zustand beibehalten werden muss, die Stadt kann hierzu keine verlässliche Aussage treffen.

Sind das die einzigen Kitas, an denen die Betreuung eingeschränkt ist?

Es sind die einzigen, die fest definierte Einschränkungen haben. Es gibt aber weitere Einrichtungen, bei denen die Ampel auf „orange“ steht, wie Adomat sagt. Hier werden zum Beispiel Abfragen gemacht oder Eltern gezielt angesprochen, ob sie ihre Kinder zu bestimmten Zeiten zu Hause betreuen können.

Ist die teilweise oder komplette Schließung ganzer Einrichtungen, wie es in Köln schon vorgekommen ist, in Leverkusen auch denkbar?

Michael Küppers, Fachbereichsleiter Kinder und Jugend, sagt dazu: „Ich hoffe, dass es nicht zu einer kompletten Schließung kommt, aber versprechen kann ich es nicht.“

Was tut die Stadt, um dem entgegenzuwirken?

Die Stadt wirbt schon seit einiger Zeit offensiv um neues Personal, auch mit dem Angebot, sich für Interessenten um Wohnraum zu kümmern. Aber der Markt ist leergefegt. Für Irina Prüm (Grüne) ist das zu wenig: „Wir haben schon 2021 einen Antrag gestellt, gezielt auch andere Berufsgruppen anzusprechen. Ich habe aber noch keine Ausschreibung für einen Musiktherapeuten oder Logopäden an einer Kita gesehen.“

Prüm fragt auch nach dem Einsatz von Zeitarbeitsfirmen oder kurzfristiger Verschiebung von vorhandenen Erzieherinnen in besonders betroffene Einrichtungen. Küppers spricht sich dagegen aus, in anderen Berufsgruppen zu wildern: „Zum einen wollen wir Erzieherin in unseren Kitas haben und zum anderen werden Logopäden genau so in ihrem Beruf gebraucht, da betreiben wir doch Kannibalismus.“

Sind Zeitarbeitsfirmen eine Option?

„Niemals“, sagt Axel Zens für die vier Kitas, die in seiner Verantwortung von der Awo in Leverkusen betrieben werden. Zum einen sei das sehr teuer und zum anderen bräuchten kleine Kinder feste Bezugspersonen und nicht ständig wechselnde Betreuer. Auf dem Standpunkt war die Stadt bislang auch. „Aber wir werden das Thema jetzt aufgreifen müssen, wir kommen wohl nicht mehr drumherum“, sagt Adomat für die Stadt. Viel lieber wäre ihm zum Beispiel ein von der Stadt Aachen erarbeitetes Modell, wonach Kinder in Randzeiten auch von nicht ausgebildeten Erziehern betreut werden könnten.

Dem hat das Land aber eine Absage erteilt, was Adomat sauer macht. „Wenn eine Stadt ein Modell entwickelt, und das Land sagt ‚nö‘, was sollen wir da machen? Uns wird auch das Leben schwer gemacht.“ Und bei allem gesellschaftlichen Druck müsse man ja auch noch schauen, dass die Kinder vernünftig betreut werden und die Eltern mit einem guten Gefühl zu Arbeit fahren können, sagt Küppers: „Ich kann mich nicht in die Fußgängerzone stellen und Arbeitsverträge verteilen.“

Haben andere Träger die gleichen Probleme?

Der Fachkräftemangel trifft alle Träger, aber nicht in dem Umfang, wie die Stadt, die aber auch der bei weitestem größte Träger ist und damit den höchsten Personalbedarf hat. „Wir haben einfach Glück gehabt, dass der Krankenstand sich bei uns nicht so entwickelt hat“, sagt Zens für die Awo. Auch die evangelischen und katholischen Tageseinrichtungen klagen über Personalmangel und teilweise eingeschränkte Betreuungsmöglichkeiten, feste Reduzierungen gibt es hier aber nicht.

Gibt es auch gute Nachrichten?

Zumindest Lichtblicke. Es gibt eine hohe Nachfrage nach der praxisintegrierten Erzieher-Ausbildung (PIA), die den Vorteil gegenüber der klassischen Ausbildung hat, dass hier von Beginn an neben der Schule auch in den Einrichtungen gearbeitet und ein Gehalt gezahlt wird. Allerdings kann die Nachfrage nicht bedient werden, es gibt zu wenig Plätze – unter anderem weil auch hier das Lehrpersonal fehlt. Immerhin konnte für das im Sommer beginnende Ausbildungsjahr um zehn Plätze aufgestockt werden. Dann können in Leverkusen 20 Plätze für angehende Erzieherinnen und zehn für Kinderpfleger angeboten werden.

Bei all dem Ärger über das fehlende Personal weist die Stadt darauf hin, dass der Mangel auch durch den dringend notwendigen Ausbau der Betreuungsplätze entstanden ist. Die Stadt steckt große Anstrengungen in Kita-Neubauten, um den Fehlbetrag von rund 1000 fehlenden Betreuungsplätzen zu reduzieren. Dadurch allerdings erhöht sich auch der Personalbedarf. Rund 750 Erzieherinnen beschäftigt die Stadt. Acht Prozent der benötigten Stellen sind unbesetzt.