Trotz der Wohnungsnot: In der Stadt stehen Wohnungen oft lange leer.
Ungenutzte HäuserSogar die Stadt lässt in Leverkusen Wohnungen leer stehen

Das Hausmeister-Haus an der Realschule am Stadtpark steht seit April 2022 leer. Die Stadt will es wieder vermieten – nachdem man es renoviert hat.
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Eines der wichtigsten Aufgaben der Gegenwart ist die Bewältigung der Wohnungsnot. Aus Sicht der Mieter versagt der freie Wohnungsmarkt derzeit komplett, denn Mieten steigen gefühlt unaufhörlich. Auch Leverkusen müsste sich um mehr Wohnraum bemühen; Oberbürgermeister Uwe Richrath hat die Wohnungsnot schon zu seiner ersten Amtszeit zu seinem zentralen Thema erklärt. Kommt das Thema politisch auf, wird meist über Neubauten geredet, mit bisher mäßigem Erfolg. Den in den Städten aus den Fugen geratenen Markt in Gleichgewicht zu bringen, darauf kann man kaum hoffen.
Im Prinzip zählt jede einzelne Immobilie, denn jede vermittelte Wohnung bedeutet einen Menschen oder eine Familie mit weniger Sorgen. Zurzeit fallen also leer stehende Häuser und Wohnungen besonders auf. Zumal, wenn der Leerstand länger andauert, und noch mehr, wenn es sich um städtische Wohnungen handelt. Eine fällt Am Stadtpark ins Auge: Ein kleiner Backsteinbau am Eingang zur Schule. Offensichtlich hat der Architekt Wilhelm Fähler das Häuschen für den Hausmeister an dieser strategisch günstigen Stelle platziert.
Es hat einen kleinen Garten in Zimmergröße, der allerdings zurzeit gepflastert ist. Das hübsche Backsteinhaus steht seit Jahren leer. Seit 2022, schreibt die Stadtverwaltung, als der damalige Gebäudebetreuer seinen Dienst beenden habe. Umfassende Sanierungsmaßnahmen seien notwendig, die nun im Zuge von Baumaßnahmen an der angrenzenden Schule ausgeführt werden sollen. Nach Fertigstellung soll das Haus wieder als Dienstwohnung genutzt werden. Wann das sein wird, schreibt die Sprecherin nicht.
Leverkusen: Auch die Stadt lässt Wohnungen leer stehen
Es gebe 20 Wohnungen in und an städtischen Gebäuden, bei denen die Stadtverwaltung als Vermieter auftrete. Acht dieser Wohnungen seien klassisch genutzte Dienstwohnungen, zu sechs weiteren gebe es normale Mietverträge, etwa wenn der Mitarbeiter nach Beendigung des Dienstverhältnisses in der Wohnung bleibe.
Fünf dieser 20 Wohnungen stünden leer. Zwei seien als Dienstwohnungen entwidmet. Sie würden im Zuge von Baumaßnahmen zu Schul- oder Betreuungserweiterungen umgebaut. Für eine ehemalige Dienstwohnung habe die Stadt im November 2024 die Entwidmung beantragt. Diese steht nun leer, ebenso wie eine gerade leer gezogene Wohnung. Beide sollen dem Wohnungsmarkt wieder zur Verfügung gestellt werden, so die Sprecherin, voraussichtlich durch Treuhandverwaltung einer Tochtergesellschaft, gemeint kann da nur die WGL sein. Eine ehemalige Dienstwohnung stehe dauerhaft leer, da die Fluchtwegsituation keine Verwendung als Wohnraum mehr zulassen soll. Ob sich das ändern ließe und wo alle diese Wohnungen liegen, teilt die Stadt nicht mit.

Leerstand in der sogenannten Zylinderhutsiedlung an der Walter-Hochapfel-Straße 6.
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Auch auf dem privaten Sektor stellen sich Fragen. Die Kolonie-II-Bewohnerin Inge Mölders beklagt, dass in ihrem Haus in der August-Kekulé-Straße eine Wohnung seit 2024 leer stehe, seit ein Nachbar ins Pflegeheim musste. Er sei im November 2024 gestorben. „Warum wird die nicht neu vermietet? Wir haben ja keine Wohnungsnot …“, sagt Frau Mölders mit bitterer Ironie, die sich im Kolonieverein engagiert.
Ein Anwohner der sogenannten Zylinderhutsiedlung in Schlebusch stellt die gleiche Frage nach Leerstand. In seiner Siedlung stünden häuser oft lange leer. Zurzeit ein ganzes Mehrfamilienhaus an der Walter-Hochapfel-Straße 6. Eine Stellungnahme von Vivawest auf Anfrage zum Thema erreichte die Redaktion bis zum Redaktionsschluss nicht.

Airbnb: Über 1000 Angebote beim Suchbegriff Leverkusen, 2019 waren es noch 300.
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Darüber hinaus könnte es sich für die Leverkusener Politik lohnen, über das um sich greifende Thema Kurzzeitvermietungen noch einmal nachzudenken. 2019 sah eine Ratsmehrheit keine Notwendigkeit, eine Wohnraumschutzsatzung aufzulegen. Mit einer solchen Satzung können Städte Kurzzeitvermietungen bei Airbnb und ähnlichen Plattformen zumindest erschweren, weil die als Ferienwohnungen angebotenen Wohnungen dem Wohnungsmarkt entzogen werden und weil nebenbei normale Nachbarschaften gestört werden.
Damals hatte das kalifornische Unternehmen 300 Wohnungen unter dem Suchbegriff Leverkusen im Angebot. Die können zwar zum Teil auch in der Umgebung liegen, aber – heute, sechs Jahre später – werden auf derselben Plattform mit demselben Suchbegriff schon über 1000 angeboten.