Es gibt nur wenige günstige Wohnungen in Leverkusen.
Das Angebot für sogenannte Ferienwohnungen wächst.
Nur wenige Politiker befürworten klar eine Wohnungsschutzsatzung für Leverkusen.
Leverkusen – Eines von Hunderten Angeboten auf der Airbnb-Internetseite beim Suchwort „Leverkusen“ lautet: „GANZE WOHNUNG · 7 BETTEN Messe CGN/DUS Großräumige Wohnung – gute Verkehrslage, Preis 50€ pro Nacht“.
Hinter diesem Angebot auf der Wohnraum-Vermittlungsseite Airbnb steckt eine große Wohnung in Opladen, die Adresse wird ohne Buchung nicht verraten. Auch Häuser werden angeboten: „GANZES HAUS · 4 BETTEN vollmöbliert, zentral und ruhig in LEV, Preis 69 € pro Nacht“. Nach den veröffentlichten Bildern scheint das Haus mitten in der Nachbarschaft im Eisholz zu stehen.
Es gibt Angebote in ausnahmslos allen Stadtteilen.Die gerade einmal elf Jahre alte, aus Kalifornien gesteuerte Internetplattform hat sich in wenigen Jahren zu einem Schrecken für Städte entwickelt.
Immer mehr Wohnungen und Häuser werden auf Airbnb (Air-bed and Breakfast = Luftmatratze und Frühstück) gelistet. Die Anbieter können als private Vermieter Geld verdienen, ohne langfristige Mietverhältnisse einzugehen.
Dem normalen Wohnungsmarkt fehlt dieser Wohnraum aber. Die Ferienhaus-Anbieter machen zudem dem Hotelgewerbe heftig Konkurrenz, weil sie billiger sein können, Auflagen wie Hygienevorschriften oder Brandschutz spielen für sie keine Rolle. Auch die Steuermoral der Privatvermieter soll oft schlecht sein, mutmaßten kürzlich Steuerbehörden und forderten Daten von Airbnb an, deren Europa-Zentrale im steuergünstigen Irland steht – dieser Prozess läuft aber noch.
Angespannte Marktlage
Über 300 Angebote listet die Seite für Leverkusen, wobei die Zahl der Wohnungen, die exakt innerhalb der Stadtgrenzen liegen, etwas darunter liegen dürfte, denn einige liegen in Nachbarstädten. Dennoch: Es ist kein Problem, über Airbnb sofort eine Unterkunft zu finden.
Sucht man in Leverkusen hingegen eine Wohnung, um darin dauerhaft zu wohnen, ist der Markt mehr als leer gefegt. Die Stadtverwaltung schätzt die Lage in ihrem jüngsten Wohnungsmarktbericht so ein: „Mit Ausnahme bei den Mietwohnungen im oberen Preissegment tendenziell angespannt bis sehr angespannt“. Obwohl Oberbürgermeister Uwe Richrath 1000 Wohnungen während seiner Amtsperiode versprochen hat, dürfte die Tendenz längst nicht in Richtung Entspannung weisen.
Einige Stadtverwaltungen haben erkannt, welchen zusätzlichen Druck das private Vermiet-Gewerbe auf Basis von Airbnb auf ihren Wohnungsmarkt hat: Bonn, Dortmund, Köln und Münster haben Wohnraumschutzsatzungen erlassen, mit der die Städte Leerstand, Verwahrlosung durch Vermieter und Umnutzung zu Ferienwohnungen oder Gewerberäumen verbieten und Bußgeld verhängen können.
Schutzsatzung wäre möglich
Das in NRW geltende Wohnungsaufsichtsgesetz, das solche Satzungen ermöglicht, trat 2014 noch unter der alten rot-grünen Landesregierung in Kraft. Köln hat seine Satzung seit 2014 und will sie jetzt noch verschärfen und Personal einstellen im Kampf gegen Zweckentfremdung.
Bis 50.000 Euro Bußgeld sind möglich. Jede Stadtverwaltung kann selbst aktiv werden und sich eine eigene Schutzsatzung geben. Leverkusen hat bisher darauf verzichtet, öffentlich wurde noch nie darüber debattiert.Die Leverkusener Verwaltung teilte auf Anfrage mit, dass Leverkusen keine hohe touristische Bedeutung habe, wie etwa Köln. Grundsätzlich bestehe aber Wohnungsmangel in der Stadt. Die Ferienwohnungen seien dabei ein untergeordneter Faktor. Es lägen keine Beschwerden bezüglich Wohnnutzungen als Ferienwohnungen vor.