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BürokonzeptLeverkusens Verwaltung rückt von Opladen ab

Lesezeit 3 Minuten
Das Verwaltungsgebäude Miselohestraße.

Das Verwaltungsgebäude an der Miselohestraße in Opladen steht inzwischen weitgehend leer.

Die Anmietung des künftigen Torhauses in der Bahnstadt ist endgültig vom Tisch.

Für Markus Pott ist es ein „verantwortungsloser Hüftschuss“. Am Montag hat der Stadtrat den Plan endgültig beerdigt, im Torhaus an der Bahnstadt große Teile der Stadtverwaltung unterzubringen. Rund 7000 Quadratmeter sollten städtische Bedienstete dort belegen. Damit wäre die Stadt Ankermieter des Gebäudes gewesen, das vom benachbarten Immobilienentwickler Cube Real Estate gebaut werden soll.

Der Neubau würde die Bahnstadt im Norden auf der Innenstadtseite abschließen. Für seine Gestaltung hatte die Bahnstadt-Gesellschaft seinerzeit einen hochkarätig besetzten Architekten-Wettbewerb veranstaltet. Denn er soll die Visitenkarte des neuen Stadtteils sein. Oder, wie der Fraktionsvorsitzende von Opladen Plus, sagt: „Das ist das mit Abstand wichtigste Grundstück der Bahnstadt.“ Mit dem Aus für den „Verwaltungscampus Opladen“, so der Projekttitel im Rathaus, bricht ein wichtiger Stein aus dem Konzept, mit dem die Bürolandschaft der in den vergangenen Jahren erheblich gewachsenen Stadtverwaltung neu geordnet werden soll.

Auszug aus dem Leverkusener Ufo ist fraglich

Darin spielt übrigens die heutige Kopfstelle der Stadtverwaltung im Ufo über der Rathaus-Galerie keine Rolle mehr. Der Oberbürgermeister und die engere Stadtspitze soll in die heutige Musikschule umziehen. Der Vorteil: Die ehrwürdige Immobilie an der Friedrich-Ebert-Straße ist im Besitz der Stadt.

Über die hohe Miete im Ufo wurde schon häufiger debattiert, am Montagnachmittag zog Stephan Adams von Opladen Plus auch diese Karte, um die Unausgewogenheit des Bürokonzepts zu demonstrieren: Er gehe davon aus, dass die Stadt den Mietvertrag mit ECE, dem Betreiber der Rathaus-Galerie, verlängern wird: Angesichts der vielen leeren Ladenlokale in dem Einkaufszentrum wäre ein Auszug der Stadtverwaltung womöglich der Todesstoß.

„Luftschlösser“ für Wiesdorf

Aus der Perspektive von Opladen Plus wird der Stadtteil durch den Verzicht auf den Campus einmal mehr massiv benachteiligt. In Wiesdorf „baut man Luftschlösser“, wie der Plan für das Areal um die Herz-Jesu-Kirche zeige, so Markus Pott. Und Opladen falle mal wieder hinten runter.

Alles Punkte, die „in der Sache richtig“ seien, findet auch Benedikt Rees. Der Vertreter der Klimaliste sieht einen weiteren Haken im unter dem Spardiktat modifizierten Standortkonzept für die Stadtverwaltung: Als Ersatz für den Neubau in Opladen sieht man im Rathaus Büros an der unteren Hauptstraße in Wiesdorf. Dort hat die Stadt Ende 2020 Bayer die gesamte Bürozeile abgenommen und dafür rund 27 Millionen Euro netto bezahlt.

Kunststoff-Telefonkabine in den früheren Bayer-Büros an der Hauptstraße in Wiesdorf.

Teuer, aber auf dem technischen Stand der 80er-Jahre: die früheren Bayer-Bürobauten an der Hauptstraße in Wiesdorf.

Das war seinerzeit ein bisschen über dem Verkehrswert, aber das ist jetzt nicht das Problem, sondern: Die inzwischen 40 Jahre alten Büros taugen nicht ohne weiteres für heutige Bedürfnisse. Also müssen sie saniert werden. Dafür hatte die Stadtverwaltung vor vier Jahren schon viereinhalb bis fünf Millionen Euro veranschlagt. Inzwischen dürften die Kosten deutlich höher sein – und würden von der Stadtverwaltung nicht genannt, moniert Rees.

Von einer durchdachten Kalkulation des Gesamtpakets könne man also nicht reden, so Rees. Es werde nur von den hohen Kosten für den Campus im Opladener Torhaus gesprochen.

Eine Mehrheit fanden diese Argumente auch in der entscheidenden Ratssitzung nicht. Christdemokrat Stefan Hebbel, OB-Kandidat und Chef der größten Fraktion, bekannte zwar gewisse Bauchschmerzen, den schönen Torhaus-Plan aufzugeben: „Niemand wischt diesen Standort einfach so weg.“

Aber bei einem Haushaltsloch von 250 Millionen Euro nur in diesem Jahr und völlig ungewissen Gewerbesteuer-Einnahmen in der näheren Zukunft „stehen wir im nächsten Jahrzehnt vor einer Mammutaufgabe“. Ein Projekt mit einem Volumen von 56 Millionen Euro – auf diesen Betrag ist der Verwaltungscampus in Opladen kalkuliert – könne man in dieser Haushaltslage nicht weiterverfolgen.