Jaguar rast in MenschengruppeDieser Mann verfolgte den Leverkusener Unfallfahrer
Leverkusen – Dass der Jaguarfahrer, der am Samstag drei Menschen verletzt hat, direkt nach der Tat in seinem Haus gestellt wurde, ist vor allem Michael Wünsch zu verdanken. Der 44-jährige Leverkusener kam gerade vom Einkaufen, als der Unfall passierte. Ohne zu zögern nahm der Facility Manager in seinem Dienstwagen, einem VW Transporter, die Verfolgung auf. Unser Mitarbeiter Michael Wand hat Michael Wünsch getroffen, ihm hat er erzählt, was er am Samstag erlebt hat.
„Ich kam vom Einkaufen, vor mir standen ein paar Autos am Kreisverkehr. Auf einmal kam mir Gegenüber ein schwarzer Jaguar ziemlich verdammt schnell um die Ecke geschossen, ich schätze bestimmt mit 60 bis 70 km/h. Dann habe ich gesehen, wie Teile durch die Gegend geflogen sind, ein Kinderwagen flog durch die Luft und ist auf der Seite liegengeblieben.
Jaguarfahrer rast in Leverkusen in Menschengruppe
Ob der Fahrer die Menschen vorher gesehen hat, kann ich nicht sagen, aber er muss den Aufprall auf jeden Fall gespürt haben. Nach dem Unfall kam mir der Jaguar mit Warnblinkanlage entgegen, ich gehe davon aus, dass die Airbags ausgelöst haben und deswegen die Warnblinkanlage anging, die sogenannte Notlaufeigenschaft.
Der Wagen hat kein bisschen gebremst, sondern im Gegenteil durchbeschleunigt. Ich und das Auto, das vor mir stand, haben dann sofort gewendet und wollten dem hinterher. Der andere hat ihn aus den Augen verloren, aber ich hatte im Rückspiegel noch gesehen, wo er langgefahren ist, nämlich weiter Richtung Lützenkirchen.
Nach der A1-Unterführung habe ich ihn dann immer noch mit Warnblinkanlage an der Ampel Von-Knoeringen-Straße Kreuzung Hufer Weg stehen sehen. Da hat er ganz normal angehalten und ist dann bei Grün in den Hufer Weg abgebogen. Er hatte offenbar keinen Verdacht, dass er verfolgt wird. Ich habe unterwegs den Notruf gewählt und hatte die Polizei die ganze Zeit am Telefon.
Fahrer begutachtet den Schaden und stellt Jaguar in Garage
Ich habe den Standort immer durchgegeben, das Nummernschild konnte ich aber nicht erkennen, weil er so schnell unterwegs war. Weil er zwischendurch an Parkbuchten den Gegenverkehr durchlassen musste, habe ich ihn wieder eingeholt, er ist abgebogen auf die Bruchhauser Straße und von dort noch ein paar Straßen weiter bis in eine Sackgasse, die er bis zum Ende durchgefahren ist.
Und dann standen wir da. Ich habe die Polizei gefragt, ob ich mich quer hinstellen soll, damit er nicht mehr abhauen kann, er hätte sonst nur über ein Feld fahren können. Das hat die Polizei bestätigt, dann öffnete sich aber automatisch ein Tor an einem Haus, das sehr gut betucht aussah. Der Mann fuhr auf den Hof, stieg aus und begutachtete den Schaden am Auto. Dann fuhr er in die Garage, das Tor schloss sich und er ging durch die Garage in das Haus.
Verdächtiger verweigert wohl Atemalkoholtest
Dann kam die Polizei mit Blaulicht. An der Tür öffnete zunächst keiner, dann hat er aber doch aufgemacht. Wie ich mitbekam, hat er den Atemalkoholtest verweigert. Schließlich hat der Mann die Polizei in die Garage gelassen. Das Fahrzeug hatte immer noch die Warnblinkanlage an. Die Motorhaube war nach vorne eingedrückt. Der Mann beantwortet jetzt die Fragen der Polizei und fing auch an zu weinen, ich vermute, weil ihm seine Situation bewusst wurde.
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In der Zwischenzeit kamen einige Nachbarn. Ein älterer Herr fragte mich, was passiert ist. Er fing an zu weinen, als ich es ihm erzählt habe. Wenn ich jetzt im Nachhinein realisiere, dass das, was da durch die Luft geflogen ist und was ich in dem Moment für Tüten gehalten habe, in Wirklichkeit Menschen waren, dann wird einem schon anders. Das kennt man ja eigentlich nur aus dem Fernsehen.
Mich beschäftigt das Ganze schon noch sehr, ich war sehr erleichtert zu hören, dass die Betroffenen auf dem Weg der Besserung sind und zumindest nicht mehr in Lebensgefahr. Während der Verfolgung habe ich mir nicht viele Gedanken gemacht. Ich habe gesehen, dass direkt Passanten auf die Opfer zugegangen sind, da dachte ich nur: Bleib an dem Auto dran. Wenn man Scheiße baut, bleibt man zumindest stehen und kümmert sich. Jetzt muss er mit den Konsequenzen leben. Ich finde Zivilcourage enorm wichtig. Wenn in solchen Situationen mehr Menschen handeln würden, anstatt das Handy in die Hand zu nehmen und Fotos zu machen, dann könnten wir alle befreiter und ruhiger zusammenleben.“