KonjunkturbarometerLeverkusens Unternehmer sorgen sich so sehr wie lange nicht
Leverkusen – Die Stimmung ist so schlecht wie nie. „Wir steuern auf eine Rezession auf jeden Fall zu“, fasst Eva Babatz die Ergebnisse der Herbst-Umfrage zusammen. Die Leiterin der Industrie- und Handelskammer Leverkusen/Rhein-Berg hat zusätzlich zum Fragebogen wieder Interviews mit Firmenchefs geführt.
Diese zeigten: Auch wem es im Moment noch gut geht, erwartet in den kommenden Monaten nur Schlechtes. „Manchen stehen die Schweißperlen auf der Stirn, wenn sie an die nächsten Monate denken“, beschreibt Babatz am Mittwoch ihren Eindruck aus den Gesprächen.
Die Chemie-Industrie hat es jedoch voll erwischt, weil die explosionsartig gestiegenen Energiekosten dort schon in den Büchern stehen. Das zeigen nicht nur die Zahlen bei einem Giganten wie Covestro, das zieht sich durch. So bewerten nur noch 28 Prozent der befragten Unternehmen in Leverkusen ihre Lage als gut. Im Frühjahr – und da hatte Russland die Ukraine auch schon angegriffen – gaben noch 40 Prozent der Befragten ein positives Urteil ab. Bei den schlechten Urteilen ist die Fallhöhe nicht ganz so dramatisch: 22 statt 17 Prozent der Interviewten sehen sich in einer schlechten Lage.
Pessimismus greift um sich
Es sind die Erwartungen, die den Beobachtern Sorgen bereiten: Für das kommende Jahr sehen 41 Prozent schlechtere Geschäfte voraus. Im Frühjahr waren es 25 Prozent. So etwas schlägt zwangsläufig auf die Investitionspläne durch: 39 Prozent wollen weniger ausgeben, das sind nochmals vier Prozentpunkte mehr als im Frühjahr.
Was trübt die Stimmung am meisten? Die Preise für Energie und Rohstoffe. 82 Prozent sehen darin derzeit das größte Risiko. „Dieses Problem hat den Fachkräftemangel vom ersten Platz verdrängt“, fasst IHK-Volkswirt Matthias Franken zusammen. Es folgen Inflation, die sich am Ende auch in den Arbeitskosten niederschlagen dürfte, und der sehr deutliche Zinsanstieg. Für die Unternehmen, die aus Leverkusen exportieren, kommen die ungünstigen Wechselkurse hinzu. Denn der schwache Euro verteuert die meist in Dollar gehandelte Energie weiter.
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Im Handel zeigt sich die Unsicherheit in Kauf-Zurückhaltung. „Die Leute halten ihr Geld fest“, so Babatz. Weil sie nicht abschätzen können, wie groß das Loch sein wird, das Heizung und Warmwasser in ihr Budget reißen. Auch im Gastgewerbe mache sich die Vorsicht bemerkbar. Das Hoch nach Corona war nicht sehr stabil.