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Tipps für VerbraucherSo können Leverkusener auf steigende Energiepreise reagieren

Lesezeit 5 Minuten
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Die steigenden Energiepreise bremsen viele Leverkusenerinnen und Leverkusener aus.

Leverkusen – Die Energiekosten steigen seit Wochen stark an. Es ist fraglich, wie viel Gas in Zukunft noch aus Russland nach Deutschland geliefert wird und welche Auswirkungen das für Verbraucherinnen und Verbraucher hat. In Leverkusen rechnet die EVL noch, Leichlingen und Burscheid gibt es bereits enorme Preissteigerungen von mehr als 120 Prozent. Bernhard Pilch, Leiter der Leverkusener Verbraucherzentrale, und sein Team können den Beratungsbedarf aktuell kaum decken.

Zum Thema Energie habe sich die Nachfrage in den vergangenen Monaten mehr als verdoppelt, sagt Pilch. Der Experte gibt einen Einblick, wie mit wenig Aufwand im Alltag bereits Energie und somit Geld gespart werden kann. Das Ende der Kostenexplosionen sei allerdings noch lange nicht erreicht, prognostiziert er.

Kann im Haushalt und Alltag mit wenig Aufwand Energie gespart werden?

Definitiv, ja. Experte Bernhard Pilch rät zunächst allen Verbraucherinnen und Verbrauchern, sich einen Überblick zu verschaffen und Kostenfaktoren schriftlich festzuhalten: „Ein Haushaltsbuch zu führen, kann dabei helfen, überhaupt erstmal zu sehen: wo gebe ich Geld aus und wo kann ich etwas sparen.“

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Leiter der Verbraucherzentrale Leverkusen: Bernhard Pilch.

Optimal sei es, Rücklagen zu bilden. Dafür müsse allerdings erstmal ein Überblick bestehen. Wichtig sei außerdem, sich die Zeit zu nehmen, Zählerstände zu erfassen, mit den Preisen gegen zu checken und mit der Rechnung zu vergleichen.

Im Haushalt sollten dann zunächst die „Stromfresser“ ausfindig gemacht werden. „Immer, wenn mit Energie Wärme erzeugt wird, haben wir hohe Verbräuche. Also zum Beispiel bei Geräten, die für warmes Wasser sorgen. Oder Geräte, die immer laufen, wie zum Beispiel Kühlgeräte oder der Wlan-Router“, erklärt Pilch.

Hier könne dann die Intensität heruntergestuft oder das Gerät vom Strom genommen werden, wenn es nicht benutzt werde. Denn auch im Standby-Modus wird Energie verbraucht. Vor allem große Fernseher seien an dieser Stelle zu nennen. Da könne es sich lohnen, die Lieblingsserie auch mal auf dem Laptop zu schauen, weil mobile Akkus darauf ausgelegt sind, möglichst sparsam im Energieverbrauch zu sein.

„Wenn im Haushalt noch Halogenlampen sind, sollten diese in jedem Fall durch LED-Lampen ersetzt werden“, sagt der Verbraucherschützer außerdem. Darüber hinaus könne es sich lohnen, durch die Wohnung zu gehen und das Alter aller Geräte zu erfassen. Gerade ältere Wäschetrockner haben einen hohen Energieverbrauch und sollten durch neuere Geräte ersetzt werden.

Wie können Wohnräume im Hitzesommer günstig kühl gehalten werden?

Klimaanlagen verschaffen schnell eine Abkühlung. Aus Sicht der Verbraucherzentrale lohnt sich die Anschaffung für einen einzelnen Haushalt bei 20 bis 30 Hitzetagen im Jahr jedoch nicht. Bei der Anschaffung, Installation und Wartung entstehen bereits Kosten, zu denen zusätzlich noch hohe Verbrauchswerte kommen. Das gehe „richtig ins Geld“, erklärt Bernhard Pilch.

Darüber hinaus ist er von der Funktionsweise solcher Geräte nicht überzeugt: „Bei einem Auto wird zum Beispiel frische Luft, die von außen kommt herunter gekühlt. Klimaanlagen kühlen jedoch nur die Luft runter, die im Raum vorhanden ist. Sie müssen also trotzdem lüften, weil der CO2-Gehalt steigt und die Luft immer schlechter wird.“

Rollläden und Jalousien seien eine Alternative. Wichtig sei nur, dass diese außen angebracht werden. Ist ein Rollo innen angebracht, komme die Wärme durch die Scheibe in den Raum und das Rollo sei dementsprechend weniger wirksam. Gelüftet werden sollte außerdem erst nachts, um eine Kondensation und somit eine Schimmelbildung zu vermeiden.

Lohnt es sich, die Heizung im Winter deutlich runterzudrehen?

Bis zu einem gewissen Grad ja. Bis zu sechs Prozent der Kosten können eingespart werden, wenn man die Temperatur um ein Grad senkt. Aber Achtung: Niedriger als 18 Grad sollte die Zimmertemperatur nicht sein, denn dann drohen feuchte Luft und Schimmelbildung. So werde die Bausubstanz zerstört – und das bedeute deutlich höhere Kosten, sagt Pilch.

Können Verbraucherinnen und Verbraucher sich gegen ein Preiserhöhung vom Anbieter wehren?

„Es wird ein Energielieferungsvertrag geschlossen und generell gilt, dass Verträge gehalten werden“, sagt der Experte. Änderungen, wie zum Beispiel eine Preiserhöhung, dürfen grundsätzlich nur mit Zustimmung des Kunden erfolgen. Dies gilt allerdings nur für Preisanstiege, die der Anbieter zu verantworten hat. Davon ausgenommen sind staatliche Erhöhungen, die zum Beispiel durch Umlagen oder Netzentgelte zustande kommen.

Den Verbrauchern steht bei betrieblichen Preiserhöhungen dann ein Sonderkündigungsrecht zu. Fraglich ist allerdings, ob es bei anderen Anbietern günstiger wird. „So etwas ist ja auch immer mit Stress verbunden. Von daher sollte man sich das gut überlegen“, rät Pilch. Fest steht: Die gesamte Branche erhöht gerade die Preise, wirklich günstige Angebote gibt es derzeit nicht.

Müssen sich die Leverkusener in den Herbst- und Wintermonaten auf weiter steigende Preise einstellen?

„Nach Angaben der Bundesnetzagentur, der aktuellen Marktentwicklung und Prognosen aus der Wirtschaft wird es zu weiteren Steigerungen kommen. Insbesondere im Gasbereich könnte es sich verdreifachen“, schätzt der Experte.

Sind Strom und Holz Alternativen zur Gasheizung?

Ja, nach Angaben des Leverkusener Verbraucherschützers können vor allem neuere strombetriebene Heizungen deutlich effektiver sein als Gasbrennwertthermen, die nicht mehr dem neuesten Stand der Technik entsprechen. „Es gibt inzwischen elektronische Geräte, die auf Basis von Wärmeaustausch funktionieren. Im Prinzip handelt es sich um eine umgekehrte Klimaanlage, die Wärme erzeugt“, erklärt er.

Auch das Heizen mit Holz sei zu empfehlen. Holz als nachhaltiger Rohstoff und eine Unabhängigkeit von fossilen Brennmaterialen sprächen nach Angaben des Experten für den Einsatz von Pellets. „Ich kann nicht sagen, ob wir genug Holz haben, damit jetzt alle mit Pellets heizen können. Das ist dann eher eine zusätzliche Maßnahme, die mit einer entsprechenden Wärmedämmung des Hauses sinnvoll ist.“

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Sollte der Staat bei Preisexplosionen eingreifen?

Bernhard Pilch stellt die Doppelbesteuerung von Strom in Frage: „In Deutschland wirken sich ja die Strom- und die Mehrwertsteuer auf den Preis aus. Auf die Kilowattstunde gerechnet sind das 2,05 Cent, also ungefähr sieben Prozent Stromsteuer. Wenn die weggelassen werden würde, wären das schonmal sieben Prozent weniger Steuern.“

Das Angebot der Verbraucherzentrale Leverkusen

Das Team der Leverkusener Verbraucherzentrale hat sich in den vergangenen Monaten auf den erhöhten Beratungsbedarf, vor allem zu Energiethemen, eingestellt. So gibt es zu vielen Fragestellungen bereits kostenlose Hilfestellungen der Verbraucherschützer.

Auf der Homepage gibt es Podcasts, Musterbriefe und Vorträge, die auf viele Fragen bereits Antworten enthalten. Darüber hinaus gibt es eine kostenfreie telefonische Energieberatung unter ☎ 0214/314912 - 01 und weitere kostenpflichtige Angebote.