So wohnt LeverkusenDieses Paar lebt auf einem Hausboot im Hitdorfer Hafen
Leverkusen – Er ist schon viel in der Welt herumgekommen und kann so einiges erzählen. Von abenteuerlichen Reisen in Afrika und auf hoher See, von der bunten Welt des Showbusiness und der des Filmemachers. Und auch vom beständigen Wechsel im Leben, was ihn gerade mal zu etwas mehr Ruhe kommen lässt, ohne das Abenteuer ganz aus dem Blick zu verlieren. Die Ruhe hat Klaus Larisch auf dem Rhein gefunden, auf einem Hausboot, auf dem er seit sieben Jahren im Hitdorfer Hafen lebt und arbeitet. Und wo er jetzt auch noch nebenbei zum Romanautor geworden ist.
Das Abenteuer, reichlich Neugier, gepaart mit der typisch rheinischen Zuversicht, dass es noch immer gut gegangen sei, habe ihn schon immer gereizt, erzählt Klaus Larisch ganz entspannt auf seiner Yacht in Hitdorf. Der Blick geht übers Wasser in die Ferne, am Horizont die Silhouette von Bayer Dormagen.
So wie der Rhein schon immer Heimat für ihn als gebürtigen Düsseldorfer gewesen sei. „Als Kinder gingen wir immer im Rhein schwimmen.“ Das sei damals noch gegangen, ehe der Fluss abartig dreckig wurde, so wie es inzwischen zumindest im geschützten Hitdorfer Hafenbecken wieder gehe, in das er nach dem Joggen gerne zur Erfrischung springe.
Von Karl May inspiriert
Den Reiz des Abenteuers habe Karl May ihm in Jugendtagen vermittelt, der seine Helden Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi in unbekannte Welten ausschwärmen ließ, um in Nordamerika und im Orient neue Welten zu erkunden – und ganz nebenbei zum Helden zu werden. Raus in die Ferne zog es den jungen Klaus Larisch, zum Studium der Afrikanistik zuerst nach Marburg, dann nach Frankfurt und Köln – und natürlich nach Afrika.
Bis Marokko ist er getrampt, dann durch die Wüste bis nach Togo, mit einem Fahrrad bis in den Kongo und danach völlig mittellos als Hilfskraft auf einem Frachtschiff nach Norwegen. Ein andermal mit Freunden in einem uralten Peugeot und dann auf vier Kamelen durch den Niger. Der Anekdoten dazu sind viele.
Von Afrika ins Showbusiness
Doch dann „bin ich in die Welt der Medien reingerutscht“. Ergab sich so. In Recherche- und Redaktionsteams der Fernsehunterhaltung, bei Michael Schanzes „Flitterabend“, bei „Schmidteinander“ und diversen Talkshows, „Fit for fun“, „Auto, Motor, Sport“, viel bei RTL und schließlich mit selbstständiger kleiner Firma. Da gab es dann Regie- und Kameraarbeiten, Auftragsfilme für große Firmen. „Und immer wieder gab es die Chance für etwas Neues.“ Dann griff er zu.
Privat kam ein Umbruch, als sein Sohn aus erster Ehe mit 18 Jahren auszog und Larisch sich plötzlich allein in einem viel zu großen Haus wiederfand. „Ich hatte sogar ein Bügelzimmer! Da lief also richtig was schief.“ Er wollte Ballast abwerfen, sich auf das Wesentliche beschränken, erzählt er heute. Da entstand die Idee vom Wohnen auf dem Wasser.
Hatte er während des Studiums in Marburg schon mal mit einem Studienkollegen in einem alten Linienbus gelebt – „ein alter Magirus Deutz mit so knubbeligem Heck“ – gefiel ihm nun die Vorstellung, in einem Hausboot zu leben, auf engem Raum, nur mit dem Nötigsten.
Mit seiner Partnerin, der Grafik-Designerin Daniela Wolf, machte er sich vor sieben Jahren auf die Suche nach einem geeigneten Boot, klapperte einige Häfen an der Küste ab, um endlich in Hamburg fündig zu werden. Ein alte, damals heruntergekommene amerikanische Yacht, Baujahr 1980, 15 Meter lang und 22 Tonnen schwer, angetrieben von zwei treibstoffvernichtenden 600-PS-Motoren. Aber drinnen immerhin so hoch, dass der 1,90 Meter große Erwerber aufrecht darin stehen kann.
Der frühere Eigentümer dachte wohl mehr ans Verschrotten, doch Larisch kaufte das Schiff, nahm sich eine vierteljährige Auszeit und legte selbst mit einigen Handwerkern Hand an, um das Sportboot nach seinen Vorstellungen umzubauen.
Trennwände flogen raus, neue Fenster ließen mehr Licht rein, ein Büro entstand, eine Einbauküche mit allem Komfort wurde platzsparend maßgeschneidert, ein heimeliger Wohnbereich geschaffen für viel Behaglichkeit auf kleinstem Raum. Daniela Wolf berichtet von einer abenteuerlichen Überführungsfahrt von Hamburg über die Nordsee und das Ijsselmeer mit seinerzeit vereisten Häfen, dann den Rhein hinauf, wo das Paar den Hafen seines Geschmacks gefunden hatte: Hitdorf.
„Eigentlich bin ich kein Vereinsmensch, aber ich habe den Zusammenhalt hier zu schätzen gelernt“, bekennt Klaus Larisch und schmunzelt: „Das hat mitunter fast was Sozialistisches.“ Inzwischen ist der Yachtclub Wuppertal-Hitdorf mit seiner Steganlage im Hafen und dem Vereinsheim an der in diesem Abschnitt autofreien Rheinstraße für Klaus und Danni, wie man sie hier kennt, das neue Zuhause geworden. Auch wenn der offizielle Wohnsitz noch in Ratingen ist. „Wir haben hier ganz tolle Nachbarn“, schwärmen sie und meinen damit nicht nur den Yachtclub, sondern auch die Hitdorfer Landbewohner. Passt also.
Klaus Larischs Roman
Der Titel führt in die Irre und das soll auch so sein. Mit Dressurreiterei hat Klaus Larischs „Handbuch für Dressurreiter“ eigentlich nichts zu tun, in der absurd verkehrten Welt dieses Romans aber schon. Denn seine sechsbeinige winzige Hauptfigur mit Namen Grüter Blasius lebt auf dem Kopf eines Schweinebauern und glaubt, diesen ganz gut dressiert zu haben und steuern zu können. Er hält sich für den besten Dressurreiter unter den Flöhen in Trabbelsberg, doch werden ihm Ruhm und Anerkennung von den Artgenossen verweigert.
Ich-Erzähler Grüter Blasius erläutert all seine Kniffe und Tricks in der Kunst der Menschenführung, gibt Einblicke ins Verhalten der sensiblen, doch mitunter tumben Reittiere der Sorte Mensch. Und erzählt dabei indirekt, wie menschlich es doch unter den kleinen Insekten zugeht, die glauben, die Geschicke der Welt zu lenken.
Seinen ersten Roman hat Klaus Larisch in den vergangenen zwei Jahren auf seinem Hausboot im Hitdorfer Hafen verfasst. Er hat das Buch im Eigenverlag herausgegeben und in Polen drucken lassen. Es soll in Kürze im örtlichen Buchhandel erhältlich sein und ist es jetzt bereits als E-Book im Online-Handel.
Und ihr Schiff ist zugleich auch Arbeitsplatz mit zwei bequem eingerichteten Homeoffice-Plätzen. Das verlässlich schnelle Internet ist dabei A und O, dafür ist gesorgt. So kann Larisch seine „Media Konzept“ auch vom leicht schaukelnden Schiff auf dem Rhein aus schaukeln. Und wenn mal ein Auftrag kippt und ein Projekt wegfällt? „Dann ist das die Chance für neue Herausforderungen“, schaut der 61-Jährige lebhaft inspiriert nach vorn.
So ist er jetzt zum Schreiben seines ersten, skurrilen Romans gekommen. Und so schaut er gespannt der Zukunft entgegen: „Bequemlichkeit ist auf Dauer doch furchtbar. Wenn man sich nicht zwischendurch etwas erarbeitet, weiß man sie gar nicht mehr richtig zu schätzen.“
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Und so hat er immer wieder Gefallen am leichten Plätschern des Rheinwassers im Hitdorfer Hafenbecken und den großartigen Sonnenuntergängen hinter dem Strom.