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ProzessMann soll Frau in Schlebusch unter Kokain-Einfluss vergewaltigt haben

Lesezeit 3 Minuten
Schild des Amts- und Landgerichts in Köln.

Im Kölner Landgericht wird eine Vergewaltigung vom vorigen September in Schlebusch aufgearbeitet.

Auf der Sauerbruchstraße wurde vorigen September eine Frau angefallen.

Es war ein Alptraum: In einer Septembernacht spricht ein Fremder auf der Sauerbruchstraße in Schlebusch eine Frau an, fragt sie nach Feuer. Sie zündet ihm die Zigarette an, geht weiter. Kurz darauf kommt der kräftige Mann ihr mit seinem Roller hinterher, springt sie an, geht mit ihr in einem Gebüsch zu Boden, vergewaltigt sie. Als sie schreit, hält er ihr den Mund zu und brüllt sie an.

Danach durchwühlt er noch ihre Tasche und flieht: Ein Anwohner war von den Schreien des Opfers geweckt worden und hatte die Polizei gerufen. Als der Vergewaltiger das Blaulicht sieht, haut er ab in Richtung seiner Wohnung. Die liegt an der Gustav-Heinemann-Straße. Dort wohnt der 36-Jährige mit Frau und zwei Kindern. Am nächsten Tag geht es nach Bordeaux.

Dort wohnt die Schwester des gebürtigen Bulgaren. Später fährt er nach Hannover. Da wohnt seine Freundin, und da findet ihn auch die Polizei und nimmt ihn fest. Am Dienstag führt ihn ein Wachtmeister in den Saal 2 des Kölner Landgerichts. Dort soll die Vergewaltigung und der Raub am 20. September vorigen Jahres aufgearbeitet werden.

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Seinen Namen hat der Beschuldigte gewechselt

Damit hat Benjamin Roellenbleck, der Vorsitzende Richter der 13. Großen Strafkammer, ziemlich Mühe und das liegt nicht an der Sprachbarriere. Und auch nicht daran, dass im Lauf seines Lebens Vor- und Nachnamen gewechselt hat. Was zunächst viele Nachfragen nach sich zieht. Der Angeklagte ist zwar seit 2018 in Deutschland, spricht aber nach eigenen Angaben kaum Deutsch. Auch, weil er an seinem Arbeitsplatz, einer Pizzeria, meist mit türkischen Kollegen zu tun habe, lässt er übersetzen.

Das Problem sind die schwammigen Aussagen des Beschuldigten. So rückt er erst nach und nach von der Haltung ab, die er gegenüber dem psychiatrischen Gutachter Sven-Uwe Kutscher eingenommen hatte: Die Frau habe das „irgendwie auch gewollt“. „Überlegen Sie sich das nochmal“, empfiehlt Richter Roellenbleck. Das geschieht mit einiger Verzögerung dann auch.

Warum haben Sie ihr nicht einfach nur die Tasche weggerissen?
Benjamin Roellenbleck, Vorsitzender Richter

Trotzdem setzt der Angeklagte den Akzent zunächst auf den nebensächlichen Punkt: den Raub. „Ich wollte nur ihr Geld haben“, lässt er mitteilen. Außerdem sei er nicht bei sich gewesen in dieser Nacht: Den Tag über habe er „zwei, drei Gramm Kokain“ genommen und ein bisschen Bier getrunken. Es sei einer seine freien Tage gewesen, erklärt er.

Mit Blick auf die Behauptung, er habe es nur auf Geld abgesehen, fragt Benjamin Roellenbleck: „Warum haben Sie ihr nicht einfach nur die Tasche weggerissen?“ Auch darauf hat er keine überzeugende Antwort. Gleiches gilt für die Entschuldigung, die ziemlich unvermittelt kommt und auch nicht zu dem eher heiteren Eindruck passt, den der Mann vor Gericht macht. Er bereue die Tat, schäme sich dafür.