Vor genau zwei Jahren begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Leverkusen hat eine Freundschaft mit Nikopol geschlossen.
Zwei Jahre KriegLeverkusens Partnerstadt Nikopol steht noch immer unter Beschuss
Zwei Jahre ist es inzwischen her, dass Krieg wieder auf dem europäischen Kontinent angekommen ist und Wladimir Putin einen Angriff auf die Ukraine gestartet hat. Und knapp ein Jahr ist es her, dass der Leverkusener Stadtrat fast einstimmig beschlossen hat, sich mit der ukrainischen Stadt Nikopol zu solidarisieren. Geld, Sachspenden und Müllfahrzeuge sind inzwischen aus Leverkusen in der ukrainischen Stadt angekommen, die immer noch unter russischen Angriffen leidet.
Das berichtet Jessica Goronczewski im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Sie ist bei der Stadt Leverkusen für die Städtepartnerschaften zuständig und somit auch für die Solidaritätspartnerschaft mit Nikopol. Die Menschen dort würden nach wie vor quasi täglich beschossen, sagt sie. Sie pflegt regelmäßigen Kontakt mit Serhii Doroshenko, bei der Stadtverwaltung Nikopol Leiter des Fachbereichs für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung. Doroshenko teilt dem „Leverkusener Anzeiger“ mit: „Der russische Beschuss hat im frühen Juli 2022 begonnen und dauert heute noch an.“
Wie Goroczewski sagt, stehe derzeit die Medikamentenversorgung im Vordergrund. Stadtsprecherin Britta Meyer teilt mit, dass man mit Bayer daran arbeite, die Krankenhäuser in Nikopol mit notwendigen Medikamenten zu versorgen. Die Stadt arbeitet bei ihren Hilfsaktionen auch mit der Organisation Blau-Gelbes-Kreuz zusammen. So sind inzwischen zum Beispiel drei Mülltransportwagen in der Stadt angekommen.
Damit beseitige man die Folgen des russischen Beschusses, sagt Doroshenko. Die Hilfe aus Leverkusen sei unerlässlich – ob Kleidung, Medikamente, Nahrungsmittel oder Hygieneprodukte. Laut Doroshenko sind in Folge der Angriffe 38 Menschen in Nikopol gestorben und 239 wurden verletzt. 501 Appartmenthäuser seien zerstört worden, 4081 Privatgebäude – noch drei am Donnerstag. 22 Gesundheitseinrichtungen, 58 Bildungseinrichtungen, 22 Kultureinrichtungen und mehr gibt es nicht mehr. Insgesamt, so die Darstellung von Serhii Doroshenko sind 5256 Gebäude zerstört worden, dazu 428 Fahrzeuge beschädigt und 13 zerstört.
Besucht haben sich die Stadtvertreter gegenseitig noch nicht. Es sei zu gefährlich, nach Nikopol zu reisen, sagt Goronczewski. Und die Lage habe es auch noch nicht zugelassen, dass Nikopols Oberbürgermeister Oleksandr Saiuk nach Leverkusen kommen. Irgendwann, wenn aus der Solidaritätspartnerschaft eine Städtepartnerschaft wird und der Krieg vorbei ist, soll das aber geschehen. Dann könnten auch gemeinsame Projekte angegangen werden. Aber davon scheint man derzeit noch weit entfernt zu sein.
Den Auftrag, eine Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt zu gründen, hatte der Rat nach Antrag der Grünen der Verwaltung im Juni 2022 gegeben. Fünf Städte hatten in der Folge zur Wahl gestanden. Es sollte eine Stadt sein, die passt, was Größe, Infrastruktur und Interessen angeht. Der Vorschlag, sich mit Nikopol solidarisch zu zeigen, kam dann von der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Shum. Nach der Entscheidung habe es erste Kennenlerngespräche gegeben.
Die mündeten dann in der Ratssitzung Ende März 2023. Saiuk sowie Tetiana Obydenna, erste Bürgermeisterin, und Serhii Doroshenko waren per Video aus einem Luftschutzbunker zugeschaltet.
Immer wieder hat die Stadtverwaltung inzwischen zu Spenden aufgerufen. Im Sommer litten viele Menschen in der Region unter Wasserknappheit. „Wir sind noch am Leben, aber den Stausee Kakhovka gibt es nicht mehr“, hatte damals Doroshenko gesagt. Der wurde im Juni 2023 gesprengt. Außerdem bestand Sorge darüber, dass das nahegelegene Kernkraftwerk Saporischschja gesprengt oder beschädigt werden könne.
Wer weiterhin für Nikopol spenden möchte, findet auf der Internetseite der Stadt alle wichtigen Informationen