Leverkusen – Drei Siege in einer Woche, das gab es nicht so oft in der jüngeren Geschichte von Fortuna Düsseldorf. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung bei den Fans, als sie am späten Abend des 22. Dezember 2018 vom Auswärtsspiel in Hannover zurückkamen. Doch anstatt den Erfolg friedlich zu feiern, nahm eine größere Gruppe in zwei Sprintern auf der Heimfahrt die Ausfahrt Leverkusen. Ihr Ziel: Die damalige Kneipe „Victory“ in der Opladener Wilhelmstraße. In der sie „Sympathisanten von Bayer Leverkusen vermuteten“ – so sagt es die Anklageschrift, die am Mittwoch im Amtsgericht Opladen gegen fünf Angeklagte verlesen wurde. Denn vor Ort kam es zu gewalttätigen Angriffen: Vorgeworfen werden den Angeklagten unter anderem Faustschläge ins Gesicht, ein Flaschenwurf in die Menge, Fußtritte gegen einen Flüchtenden und am Boden liegenden. Das alles innerhalb von fünf bis sieben Minuten.
Nur ein Angeklagter äußert sich
Von den fünf Vorgeladenen äußert sich nur einer zur Sache: Olaf S. (alle Namen geändert), dem vorgeworfen wird, einen der Sprinter gefahren zu haben. Tatsächlich saß er am Steuer als der Wagen nach der Tat auf dem Weg nach Düsseldorf von der Polizei angehalten wurde. Von Hannover nach Leverkusen sei er aber nicht gefahren, beteuert der 50-Jährige, er habe auch nicht gewusst, was man dort wollte und habe während „dem Vorfall“ im Wagen ein Nickerchen gemacht. „Aus meiner Sicht war da nichts geplant oder verabredet“, sagt der Monteur. Er sei von einem Freund überredet worden, zum Auswärtsspiel mitzukommen, weil noch ein Platz im Bus frei war, mehr habe er nicht gewollt. Die anderen Angeklagten kenne er nur flüchtig vom Fußball, er habe ja auch ein anderes Alter.
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Letzteres ist auf jeden Fall korrekt: Die anderen Angeklagten sind deutlich jünger, zwischen 25 und 32 Jahre alt und wohnen im Gebiet Düsseldorf, Solingen, Hilden. Sie schweigen. Dürftig ist auch die Auskunftsfreude bei den Zeugen, einige erscheinen gar nicht, andere haben keine Erinnerungen mehr an die Nacht vor knapp drei Jahren. Ein 46-jähriger Bayer-Leverkusen-Fan erinnert sich an zehn bis 15 männliche Angreifer und einen Gegenstand, der ihn an der linken Schläfe getroffen habe. Möglicherweise eine Bierflasche. Es sei dunkel und unübersichtlich gewesen. Als die Sirenen sich näherten habe sich die Gruppe „auf den Rückweg gemacht.“
Köln ist ja noch schlimmer als Leverkusen!
Ähnliches erinnert ein 33-Jähriger aus Köln: „Ich stand mit Freunden rauchend vor der Kneipe, da stürmte eine Gruppe auf uns zu“, erzählt der Mechaniker. Er habe einen Schlag abbekommen, sei dann weggelaufen. „Zwei aus der Gruppe sind hinter mir her und haben mir im Laufen die Beine weggetreten.“ Am Boden liegend wollten die Verfolger weiter auf ihn eintreten, er sei aber schnell wieder auf die Beine gekommen und geflüchtet. An Gesichter kann er sich nicht mehr erinnern, wohl aber an einen Wortwechsel: „Ich habe gesagt: »Ich bin kein Leverkusener, ich bin Kölner!«“ Darauf habe der Angreifer gesagt: „Das ist ja noch schlimmer“.
Der nächste Verhandlungstag ist für den 22. September angesetzt. Auch dann wird die Frage wohl nicht geklärt werden können, warum Freude bei Fußballfans so schnell in Gewalt umschlägt.