Leverkusener Engel„Ich sehe Not in vielen Familien“
Leverkusen – Schon in ihrer Zeit als Lehrerin an einer Steinbücheler Förderschule ist Elke Werner manchmal mit Wut in Bauch nach Hause gefahren. Wenn Eltern zum Beispiel die Einstellung haben: Ich komme mit Hartz IV aus, da muss man Kind auch nichts lernen. „Ich wollte dem Kind dann immer vermitteln: Versuch es trotzdem! Du kannst es schaffen.“ Oder wenn zwar der Wille da war, die Mittel aber an allen Enden fehlten. „Ich habe die große Not in vielen Familien schon zu meiner Berufszeit gesehen.“ Die Schließung der Comeniusschule fiel mit ihrem Rentenbeginn zusammen, aber Elke Werner war klar, dass sie weiterhin für bedürftige Kinder und Familien da sein möchte.
Sorgen am Telefon loswerden
So meldete sie sich vor vier Jahren beim Leverkusener Kinderschutzbund und machte zunächst eine Ausbildung für das Eltern- und Jugendtelefon. „Das ist sehr interessant, weil man mit Kindern und Eltern in Kontakt kommt und erfährt, was sie bewegt“, sagt Werner. Seit zwei Jahren leitet sie nun das Projekt „Familien in Not“ mit dem sie noch mehr verteilen kann als offene Ohren und gute Ratschläge: dringend benötigte Einkäufe. Über Anträge an einen Spendenfonds kann sie Familien mit kleinen Kindern unterstützen, die ihr von karitativen Einrichtungen vermittelt werden.
Windeln und Babynahrung
Dabei gibt Werner nicht einfach Geld aus, sondern erarbeitet mit den Familien, was sie am dringendsten brauchen und hilft dann bei der Beschaffung. Windeln, Babynahrung oder auch mal einen Kühlschrank, wenn das alte Gerät den Geist aufgibt. „Gerade mit Babys ist es für viele Familien am Existenzminimum schwierig, sie bekommen vom Amt zwar Geld für einen Erstausstattung, danach müssen sie aber selbst klar kommen“, sagt Werner.
Selbst helfen – am Sorgentelefon, als Wellcome-Engel oder mit einer spende
Im Kinderschutzbund gibt es viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Gesucht werden immer Helfer für das Kinder- und Jugendtelefon. Dafür gibt es eine intensive Vorbereitung und unterstützende Supervisionen und Fortbildungen. Auch für die Kinder-Kleider-Kiste, die gebrauchte Kleidung annimmt und gegen kleines Geld weiterverkauft werden immer Helfer gesucht. In beiden Projekten lässt sich der ehrenamtlich Einsatz auf zwei Mal zwei Stunden im Monat begrenzen.
Ein bis zweimal pro Woche sollten Ehrenamtliche im Projekt „wellcome“ Zeit haben - über einen begrenzten Zeitraum von sechs Wochen bis einigen Monaten. Sie helfen jungen Familien den Alltag mit Baby in schwierigen Zeiten zu meistern. Wellcome-Engel gehen zu den Familien nach Hause, beaufsichtigen das Baby, spielen mit den Geschwisterkindern und schaffen so kleine Auszeiten im Familienalltag, die es braucht, um in der neuen Situation gut anzukommen.
Finanziell helfen kann jeder über eine Mitgliedschaf oder eine Spende an den Kinderschutzbund. Alle Informationen und Ansprechpartner im Internet. (stes)
www.dksb-leverkusen.de
Besonders dankbar seien die Menschen darüber, wenn sie unbürokratische und spontane Hilfe bekommen. „Oft laufen sie von Pontius zu Pilatus und sind dann einfach froh, wenn jemand da ist, der seine Hilfe anbietet.“ Werner prüft genau, ob die Hilfe wirklich notwendig ist: „Für einen neuen Fernseher schreibe ich keinen Antrag“. Und hilft Familien so auch bei der Prioritätensetzung.
Wunschbaum zu Weihnachten
Zu Weihnachten aber sollen die Kinder auch mal etwas bekommen, was nicht unbedingt nötig ist, sondern einfach Freude macht. Deswegen stand im Gartencenter Selbach ein Wunschbaum, an dem bedürftige Kinder kleine Weihnachtsgeschenke aufgeschrieben haben, die Kunden finanzieren konnten. „Leider können wir in diesem Jahr keine große Übergabe machen“, sagt Werner. Stattdessen plant sie nun, wie sie die Familien im 30-Minuten-Takt zur Geschenkeabholung auf Abstand zum Kinderschutzbund einladen kann.
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In zwei Jahren hat sie so über „Familien in Not“ bereits 47 Familien betreut, aktuell ist sie bei zehn Familien aktiv. Und mit zwei hat sich sogar ein privater Kontakt entwickelt - darunter einen junge Mutter, die früher mal eine Schülerin von Werner war. Wütend wird sie auch heute noch manchmal, etwa, wenn der Anbieter eines dringend benötigten Zwillingskinderwagens Lagergebühr berechnen will, bis der Antrag durch ist. „Da platzt mir die Hutschnur!“ Aber meistens ist Elke Werner glücklich mit ihrem Ehrenamt: „Ich lebe dafür, jetzt schon seit vier Jahren.“
Kennen auch Sie einen Leverkusener Engel? Das muss niemand sein, der sich in einer Organisation ehrenamtlich organisiert. Sondern auch ein Nachbar der mit seiner Hilfe ein Lächeln auf die Lippen zaubert, ist ein Engel. Oder eine Verkäuferin, die auch mal Sachen nach Hause bringt. Im Advent, der Zeit der Nächstenliebe, wollen wir möglichst viele von Ihnen vorstellen und ihnen für ihre Hilfe danken – wir freuen uns auf Ihre Vorschläge per Mail an ksta-leverkusen@dumont.de