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Leverkusener Firma445 Fragen an Biofronteras größten Kritiker – und keine Antworten

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Welche Zukunft hat Biofrontera? Auf der außerordentlichen Hauptversammlung gab es dazu 445 Fragen der Aktionäre.

Leverkusen – 445 Fragen hatten Biofronteras Aktionäre am Donnerstag auf der außerordentlichen Hauptversammlung, in der die kleine Pharmafirma mit dringend nötigem Geld versorgt werden sollte. Zum Beispiel diese: „Mit welchen Schweinereien des Herrn Zours müssen die Aktionäre als nächstes rechnen?“

Seit Biofronteras größter Kritiker Wilhelm Zours mit seiner Deutschen Balaton nicht mehr nur größter Anteilseigner ist, sondern auch den Vorsitz des Aufsichtsrats in Manfort übernommen hat, stehen dort die Zeichen noch mehr auf Sturm als vorher schon. Erst recht, seit ruchbar wurde, dass Zours einen Tag, bevor er in das Kontrollgremium einzog, eine weitere Klage gegen Biofrontera eingereicht hatte. Er hält die Ausgründung der US-Tochter für nicht korrekt: Der Vorstand hätte die Aktionäre fragen müssen, findet Zours.

Marc Tüngler fragt hart nach

Ein Aufsichtsrat, der den Vorstand, den er kontrolliert, verklagt: Verstößt der nicht gegen die Treuepflicht? Hat er nicht wegen seines 30-Prozent-Anteils am Unternehmen einen „massiven und fortwährenden Interessenskonflikt“, wie Marc Tüngler von der renommierten Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz es formulierte? Und muss er nicht daher den Aufsichtsrat verlassen? Erst recht, weil Zours natürlich von der Klage wusste, sie aber dem Vorstand und den anderen Mitgliedern des Aufsichtsrats über zwei Monate verschwieg? Hat er da nicht Insiderwissen gehabt und dies nicht geteilt? Was auch nicht korrekt wäre?

Alles Fragen, die der Mann aus Heidelberg, der sonst gern und massiv auf Biofronteras Hauptversammlungen auftritt, am Donnerstag nicht beantwortete: Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ließ sich von seinem Stellvertreter Jörgen Tielmann vertreten, einem Juristen aus Köln. Allerdings wäre es auch diesmal nicht zu den früher schon gesehenen verbalen Schlagabtäuschen gekommen: Wegen des „dynamischen Infektionsgeschehens“, so erklärte es Vorstand Ludwig Lutter, habe man entschieden, die außerordentliche Hauptversammlung nur im Internet abzuhalten.

„Persönlich bisher nicht bedroht“

Auf Fragen, wie Zours intern mit anderen Führungsfiguren umgeht, antwortete Aufsichtsrats-Vize Tielmann so: „Ich persönlich habe mich bisher nicht von Herrn Zours bedroht gefühlt.“ Und zur Stimmung in der Firma, seit ihr größter Kritiker eine Schlüsselposition bei Biofrontera hat, sagte Lutter: „Es gibt sicherlich ein hohes Maß an Verunsicherung in der Belegschaft.“

Dass die außerordentliche Hauptversammlung überhaupt einberufen werden musste, ist jedoch offenbar Ergebnis des Zours-Einflusses im Aufsichtsrat: Das Mitte Dezember mit ihm neu besetzte Gremium hat eine Kehrtwende hingelegt. Es ging darum, wie Biofrontera die Kosten des Vergleichs bezahlen soll, der kurz zuvor mit der US-Firma Dusa geschlossen worden war. Der Konkurrent bei der Hautkrebs-Therapie durch Salbe und Licht hatte diverse Klagen erhoben – die Beilegung des Streits wird für Biofrontera aber teuer: Binnen zwei Jahren werden 22,5 Millionen US-Dollar fällig, von denen die Hälfte aus Manfort überwiesen werden muss. Den Rest bezahlt die US-Filiale, weil der Streit sich um das Geschäft in Nordamerika dreht.

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Der Gründer ist in die USA gegangen, der Finanzchef ausgetauscht. Trotzdem kommt Biofrontera nicht zur Ruhe. 

Wie an das Geld kommen in der notorisch klammen Firma? Der alte Aufsichtsrat und der Vorstand wollten einfach Aktien der US-Tochter Biofrontera Inc. verkaufen. Das hätte gereicht, auch wenn sich deren Kurs zuletzt beinahe so schlecht entwickelt hat wie die deutschen Papiere. Unter Zours wurde dieser Plan kassiert: Er wollte das Grundkapital von Biofrontera durch die Ausgabe neuer Aktien erhöhen. Für Lutter, den derzeit einzigen amtierenden Vorstand, ist das nicht die Lösung der Wahl. Das unterstrich er am Donnerstag immer wieder. Aber gegen das Votum seiner Kontrolleure kann er nicht an. Und wie dort abgestimmt wurde, ist geheim.

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Auch Biofronteras zweiter Großaktionär, die japanische Pharmafirma Maruho, hält gar nichts von der Ausgabe neuer Aktien. Sie äußert den Verdacht, dass Zours so nur billig seinen 30-Prozent-Anteil an der deutschen Biofrontera erhöhen will: Mit Blick auf den historisch schlechten Aktienkurs sollen die Papiere nur einen Euro kosten. Und: Das lässt sich mit einfacher Mehrheit beschließen. So kam es auch – Zours könnte noch mehr Einfluss ausüben. Ob das aber die befürchteten „Schweinereien“ sind, muss sich erweisen.