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Tod eines Leverkusener Clanchefs500 Personen reisten im Jahr 2005 zur Beerdigung

Lesezeit 3 Minuten
  1. 2005 wurde das Familienoberhaupt der stadtbekannten Großfamilie auf dem Friedhof Reuschenberg beigesetzt.
  2. Am morgigen Freitag, 9. April, ist eine weitere Beerdigung in der Familie angesetzt.
  3. Lesen Sie hier über die Trauerfeier vor 16 Jahren.

Leverkusen – Belagerungszustand schien an dem Mittwochvormittag im April 2005 in der der Straße Im Burgfeld zu herrschen. Die Straße zugeparkt mit Oberklasse-Autos, Menschentrauben überall, im Garten vor dem Hintereingang der Gaststätte „Brauhaus am Burghof“ ein dunkler Rolls-Royce. Im Festsaal der Gaststätte hatten Mitglieder der stadtbekannten Großfamilie ihr verstorbenes Familienoberhaupt Josef Goman seit Montag aufgebahrt.

Er war im Alter von 72 Jahren in der Nacht zum Montag im Remigius-Krankenhaus in Opladen gestorben. Seither lag er im offenen Sarg in der Gaststätte. Bewacht, oder besser umringt von seinen zahlreichen Angehörigen. Von ihm sollen alleine weit über 100 Enkel abstammen.

Drei Tage Totenwache gehören zum Ritual. Am offenen Sarg konnten die über ganz Europa verstreuten Familienmitglieder noch einmal Abschied von ihrem Oberhaupt nehmen. Aber nur nacheinander, denn im Tanzsaal fanden die Hunderten keinen Platz. Die Polizei schätzte, dass etwa 500 Personen zur Beerdigung angereist waren.

Etwa zehn Beamte hatten sich an der Einmündung der Walter-Hempel-Straße, gleich gegenüber auf der anderen Seite der Rathenaustraße postiert. Doch dieses Mal ging es ihnen lediglich darum, den Leverkusener Verkehr flüssig zu halten. Als die vielen Autos der Trauernden zur Kirche St. Josef, Manfort losfuhren - vorneweg der Leichenwagen eines Schlebuscher Bestattungsunternehmens - stand der Verkehr dann auch kurz still. Staunend verfolgten einige Anwohner vom Straßenrand das Schauspiel.

Die Trauerfeier verlief nicht in gewohnter Weise. Pfarrer Heinz Zöller, damals für Schlebusch und Manfort und der Küster mussten sich zunächst gedulden, bevor sie die Sterbesakramente erteilen konnten. Die Kirchenbänke waren besetzt, eine Gruppe Kinder saß auf den Altarstufen, als einer der Söhne des Verstorbenen einen Bein-Erweichenden Klagegesang, am Stehpult im Chor der Kirche stehend, anstimmte. Vor der ersten Kirchenbank saßen Frauen. Der geöffnete Sarg stand vor dem Altar. Nach Weihrauch und -wasser gab das, nun nach dem Tod des Chefs neu amtierende Familienoberhaupt einem der Musiker einer Dixieland-Jazzband ein Zeichen: „Könnt ihr was von Elvis? Mein Vater mochte Elvis.“ Die Kapelle stimmte „Hello Dolly“ an, das sang zwar meistens Louis Armstrong, war aber egal.

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Danach setzte sich der Trauerzug in Richtung der Familiengruft auf dem Friedhof Reuschenberg in Bewegung. Das letzte Stück zu Fuß hinter dem Leichenwagen her. Vorneweg Oli Goman, einer der Söhne des Verstorbenen, der erklärte, dass Gäste aus der ursprünglichen Heimat der Familie, aus Polen gekommen seien. Aber auch aus Italien und Russland. Josef Goman sei „so etwas wie der Pate“ der ganzen Familie gewesen, nach dessen Anweisungen sich jeder zu halten gehabt habe. Dann folgten Trauermusik und Beisetzung. Zum Lied „Honeysuckle Rose“ zerstreute sich die Gesellschaft.

Außer einigen Verkehrsstockungen meldete die Leverkusener Polizei im April 2005 keine besonderen Vorkommnisse.