Leverkusener Hautkrebs-SpezialistWarum bei Biofrontera immer weiter geklagt wird

Bei Biofrontera bleibt das Geschäft mit dem Hautkrebsmittel Ameluz Nebensache.
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Leverkusen – Von einem „spannenden Jahr 2022“ spricht Ludwig Lutter in seinem Brief an die Aktionäre. Das ist garantiert nicht zu viel versprochen: Biofrontera hat neuerdings zwei Klagen am Hals. Und zwar von den beiden größten Aktionären.
Nach der Deutschen Balaton AG ziehe nun auch die deutsche Filiale des japanischen Dermatologie-Spezialisten Maruho vor Gericht. Wobei die Maruho-Klage eine Reaktion auf die Deutsche Balaton ist, deren Denker und Lenker Wilhelm Zours nach Jahren harter Attacken auf allen Ebenen gegen Biofrontera deren Aufsichtsrat führt. Der ist seit ein paar Wochen ohne ausgewiesene Kapitalmarkt-Expertise: Die Wirtschaftsprofessorin Franca Ruhwedel hat sich ganz plötzlich zurückgezogen. „Aus wichtigem Grund“, der nach wie vor nicht genannt wird.
Aktionäre nehmen Pharma-Firma in die Zange
Dass die Manforter Pharma-Firma nun von beiden Großaktionären juristisch in die Zange genommen wird, verriet Biofronteras noch immer allein agierender Finanzvorstand Lutter am Montag ganz am Ende seiner Erläuterungen der Bilanz für 2021: Auf Vorschlag der Deutschen Balaton wurde auf der außerordentlichen Hauptversammlung vor vier Wochen beschlossen, neue Aktien auszugeben, damit Biofrontera wieder flüssig wird. Das ging mit einfacher Mehrheit.
Maruho hatte diese Kapitalbeschaffung schon im Vorfeld scharf attackiert und als Manöver der Deutschen Balaton bezeichnet, für kleines Geld an weitere Aktien zu kommen und den Einfluss auf Biofrontera weiter zu vergrößern. Auch der Vorstand wollte auf anderem Wege frisches Geld beschaffen. Nun zieht Maruho also vor Gericht, um den Beschluss der Hauptversammlung zu kippen. Das Verfahren dürfte dauern.
Lauter Sondereffekte
Aber auch die Biofrontera-Bilanz ist kompliziert und nicht so leicht zu lesen. Dafür hat es voriges Jahr zu viele Sondereffekte gegeben. Zusätzlich wurde die US-Tochter komplett ausgegliedert und soll nun unter Biofronteras Mastermind und Gründer Hermann Lübbert den Erfolg haben, der den Aktionären seit Jahren versprochen wird.
Biofronteras Kennzahlen 2021
Der Umsatz von Biofrontera ist im Lauf des vorigen, von der Corona-Pandemie geprägten Jahres um rund eineinhalb auf 28,8 Millionen Euro zurückgegangen.
Das Brutto-Ergebnis war dabei mit knapp 24,9 Millionen Euro stärker rückläufig: 2020 lag es bei 26,8 Millionen Euro.
Die Belegschaft hat sich wegen der Ausgliederung der US-Tochter Biofrontera Inc. von 149 auf 99 verringert. 15 sind in der Produktion aktiv. (tk)
Viele Anteilseigner haben indes offenkundig Geduld und Vertrauen verloren. Die ständigen juristischen Querelen überdecken die Entwicklung des Geschäfts; die Aktie ist beispiellos abgestürzt. Finanzchef Lutter benennt es so: „Leider hat sich die Börse bei der Beurteilung der Biofrontera AG zuletzt anscheinend einseitig auf negative Aspekte innerhalb der Biofrontera-Gruppe fokussiert. Die positive Umsatzentwicklung im Geschäftsjahr 2021 wurde indes scheinbar nahezu völlig ignoriert, ebenso das künftige Umsatzpotenzial.“
Ameluz ist die Ausnahme
Das allerdings muss in Deutschland und Europa erst noch gehoben werden. Ameluz, die Salbe gegen oberflächlichen Hautkrebs, dominiert zwar mit 64 Prozent Anteil den Markt für diese Therapie-Methode. Die aber ist immer noch die Ausnahme: 94 Prozent der Hautkrebs-Patienten werden konventionell behandelt. Die Kombination aus Salbe und Rotlicht-Bestrahlung, wie sie Biofrontera entwickelt hat, spielt also kaum eine Rolle.
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In Zahlen bedeutete das voriges Jahr rund 850.000 Ameluz-Verschreibungen, 40.000 mehr als 2020. Ob man damit und dem Europa-Geschäft, das durch neue Vertriebspartner in Skandinavien und Polen ausgebaut werden soll, wirklich im nächsten und damit 26. Jahr der Unternehmensgeschichte erstmals in die Gewinnzone kommt, bleibt abzuwarten. Spannend dürften in diesem Jahr wiederum eher die Querelen unter den Großaktionären und im Aufsichtsrat von Biofrontera sein.