Leverkusener Pharma-FirmaAuch Lübberts Rückzug bringt keine Ruhe bei Biofrontera
Leverkusen – Der Versuch, Frieden zu schaffen bei Biofrontera – er ist nur zum Teil geglückt. Auf der wegen der Pandemie-Lage wieder virtuellen Hauptversammlung der kleinen Manforter Pharma-AG wurde zwar die vorgeschlagene Umwälzung im Aufsichtsrat vollzogen. Aber der Plan des neuen starken Mannes im Aufsichtsrat, Wilhelm Zours, Biofrontera anders zu finanzieren, fiel durch: Dafür hätten drei Viertel der abstimmenden Aktionäre ihr Okay geben müssen. Es waren aber jeweils nur um die 56 Prozent.
Damit ändert sich an der finanziellen Lähmung von Biofrontera immer noch nichts. Seit rund vier Jahren sind auf dieser Ebene Versuche fehlgeschlagen, das nach wie vor defizitäre Unternehmen vom Hemmelrather Weg auf der Kapitalseite zu stabilisieren. Nur: Früher waren es Zours und seine Deutsche Balaton AG, die blockierten. Jetzt werden sie blockiert.
Vorstand nicht entlastet
Ein weiteres unerfreuliches Ergebnis des Aktionärstreffens: Weder der Vorstand noch der Aufsichtsrat wurden für das Geschäftsjahr 2020 entlastet. Gegen die Führung mit Hermann Lübbert und dem in diesem Frühjahr ausgeschiedenen Finanzvorstand Thomas Schaffer stimmten 52,2 Prozent der Aktionäre. Der scheidende Aufsichtsrat erntete mit 52,7 Prozent Nein-Stimmen ein noch schlechteres Ergebnis.
Das größte Ziel der „Friedenshauptversammlung“, deren Tagesordnung vom Ergebnis einer Mediation zwischen der Firmenspitze und ihren Kritikern bestimmt war, wurde aber erreicht: Der neue, sechsköpfige Aufsichtsrat, in dem außer dem größten Biofrontera-Aktionär Zours ein weiterer Verbündeter sitzt, wurde mit überzeugenden Stimmanteilen gewählt.
Lübbert geht am Tag vor der Versammlung
Vorstandschef Hermann Lübbert, der von Zours in den vergangenen Jahren kaum weniger scharf attackiert wurde als sein Finanzmann Thomas Schaffer, nahm an der Veranstaltung indes gar nicht mehr Teil. Er war am Montag als Vorstandschef in Manfort ausgeschieden. Der Professor und Gründer von Biofrontera zieht sich in die US-Tochter zurück. Die Biofrontera Inc. hatte vor wenigen Wochen mit einem Börsengang weitgehende Unabhängigkeit von der Manforter Muttergesellschaft erlangt. Die hält im Moment noch 52 Prozent – aber wenn alle Aktienoptionen aus dem Gang an die Nasdaq gezogen werden, sind es nur noch 38 Prozent.
Diese Angaben machte der seit diesem Frühjahr amtierende Finanzvorstand Ludwig Lutter. Wer künftig sein Chef im Vorstand wird, ist unklar. Man habe zwar, nachdem Hermann Lübbert vor fünf Wochen sein Ausscheiden angekündigt hatte, nach Nachfolgern Ausschau gehalten, erklärte Aufsichtsrätin Franca Ruhwedel. „Aber der alte Aufsichtsrat will den neuen nicht vor vollendete Tatsachen stellen“, erklärte die Professorin, die als einzige den Umbruch bei den Aufsehern mitmacht.
Kritik am plötzliche Rückzug
Der sehr plötzlich um fast ein weiteres halbes Jahr vorgezogene Lübbert-Abschied kam nicht überall gut an: „Warum bleibt Herr Lübbert nicht einen Tag länger und verabschiedet sich ordentlich von den Aktionären“, wollte ein Anteilseigner wissen. Dazu gab es keinen substanziellen Kommentar von Aufsichtsrätin Ruhwedel. Dafür machte der verbliebene Vorstand Lutter deutlich, dass Lübberts Rückzug an die Ostküste der Vereinigten Staaten nicht mit einem kompletten Ausscheiden verwechselt werden darf: „Die Zukunft der Biofrontera liegt eindeutig im US-Markt.“
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Dort versucht Biofrontera seit Jahren mit steigendem Erfolg, die Therapie gegen oberflächlichen Hautkrebs zu verändern. Mit einer Kombination aus der Salbe „Ameluz“ und einer Rotlicht-Lampe. Aber auch das war nicht leicht: Vier Jahre lang wurde Biofrontera vom US-Konkurrenten Dusa unter Beschuss genommen, der eine ähnliche Hautkrebs-Therapie entwickelt hatte. Was die juristischen Auseinandersetzungen gekostet haben, fasste Ludwig Lutter auf Anfrage eines Aktionärs am Dienstag zusammen: fast zehn Millionen Euro. Inzwischen ist aber auch dieses Feld befriedet: Biofrontera und Dusa wollen das Kriegsbeil begraben.