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Leverkusener JazztageTingvall Trio und Superstar Milow euphorisch gefeiert

Lesezeit 3 Minuten

Milow spielte zum zweiten Mal bei den Jazztagen.

Leverkusen – Stammgästen ist zu eigen, dass sie immer wieder gerne an den Ort zurückkehren, an den sie schon häufiger eingeladen wurden. Gerade deshalb sind sie den Gastgebenden bestens bekannt. Und doch zeichnet sie auch aus, dass ausgerechnet sie – diese durch und durch bekannten Menschen – immer wieder mit einer Überraschung im Gepäck ankommen.

Das Tingvall Trio, am Freitag bei den Jazztagen zu Gast, gehört zweifelsohne zu den Stammgästen dieser Stadt, dieses Festivals. Das zeigt nicht nur die Tatsache, dass ihr Konzert im Erholungshaus nahezu ausverkauft ist, weil die Menschen hier sich eben auf diese drei Musiker freuen.

Neue Facetten

Das beweist überdies auch die Tatsache, dass der schwedische Namensgeber, Pianist und Songschreiber Martin Tingvall, der kubanische Kontrabassist Omar Rodriguez Calvo und der deutsche Schlagzeuger Jürgen Spiegel neben diesem typischen Tingvall-Sound zwischen nie zu verkopft klingendem skandinavisch angehauchtem Jazz mit Pop-Anleihen plötzlich auch neue Facetten mitgebracht haben, die sie den Menschen im Saal schenken und mit denen sie begeistern.

Es gibt mit perlenden Klavierläufen versehene Ausflüge in den Reggae. Wenn Calvo orientalische Klänge anschlägt und seinen Bogen titschend über die Basssaiten gleiten lässt, dann brechen auf einmal experimentelle Weltmusikklänge in die Stille des Saales hinein.

Und Spiegel hat plötzlich mehr als je zuvor Gelegenheit, sein bekanntermaßen im Rock wurzelndes Schlagzeugspiel anzubringen.

Letztlich ist es so: Das Weggeschlossensein und die Funkstille durch Corona hat dem Tingvall Trio gut getan. Es war zuvor schon groß. Jetzt ist es riesig. Und die Spielfreude überträgt sich postwendend auf die Menschen im Saal, die zwar ob der Bestuhlung brav sitzen bleiben. Von denen aber viele sitzend tanzen. Mit Kopfschütteln, Hin- und Her-Schaukeln und Fußtrippeln.

Milow setzt einen drauf

Einen Tag später steht der belgische Sänger Milow dort, wo Tingvall und Co. zuvor begeisterte. Und er vermag es, deren Konzert noch einmal zu toppen – auch wenn ihn und diese Drei natürlich musikalische Welten trennen.

Denn Milow ist ja kein Jazzer – mit diesem Begriff kokettiert er nur ab und an scherzend auf der Bühne, wenn ihm mal ein Akkord zum Liedauftakt misslingt, den er dann entschuldigend als „Jazz-Akkord“ weglächelt. Nein: Milow ist der Singer-Songwriter schlechthin dieses 2021er Festivals. Einer der besten seiner Zunft in Europa.

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Denn die Geschichten, die er – der auch die Arenen im Lande kennt – hier im intimen, rein akustischen Gewand zum Besten gibt, sind lebendig, berührend und so, dass man tatsächlich etwas über das Leben dieses stillen Superstars aus dem Nachbarland erfährt. Etwa dass er als Teen Michael-Jordan-Poster im Zimmer hängen hatte. Dass er Nick Cave und Radiohead verehrt. Dass er sich in einer Welt zwischen Rassismus und Pandemie als Künstler in der Pflicht sieht, seine Meinung kund zu tun. Und dass er sich manchmal einen Wagen der Marke DeLorian wünscht, um wie die Helden im Film „Zurück in die Zukunft“ in eine andere Zeit zu reisen.

Fans aus Belgien

Der Jubel kommt heuer nicht umsonst auch von Fans, die aus Belgien und den Niederlanden angereist sind. Die Jazztage erhalten ihre nächste, die verbindenden Macht der Musik heraufbeschwörende Note.

Und am Morgen danach können sich in den sozialen Medien alle davon überzeugen, was Milow selbst über den Auftritt vom Vorabend denkt: Ein Bild zeigt die Besucherinnen und Besucher im Saal mit emporgerissenen Armen, darunter ein rotes Herzchen und Milows Worte: „Der gestrige Abend bei den Leverkusener Jazztagen war eines meiner besten Konzerte in diesem Jahr nach dem Lockdown. Was für eine besondere Atmosphäre und was für ein wirklich fantastisches Publikum!“