Leverkusener KinderschutzbundKinder und Jugendliche sind die Verlierer der Krise
Leverkusen – „Manchmal habe ich schon Angst, dass die Welt untergehen kann davon.“ Wenn ein zehnjähriges Mädchen so seine Gefühle formuliert, muss die Angst tief sitzen: Der Kinderschutzbund Leverkusen schaut in seinem Jahresbericht 2020 auf die Corona-Krise zurück. Wer hätte Anfang 2020 erwartet, dass ein Schüler einmal äußert: „Ich will wieder in die Schule“, fragt der Vorstand des Vereins.
Auch das Leverkusener Team wurde von der Pandemie und den folgenden Lockdowns hart getroffen: Die Beratungen wurde auf Telefon- und Online-Kontakte beschränkt. Die Kinder-Kleider-Kisten wurden geschlossen, „Leih-Omas und -Opas“, aber auch die „wellcome-Engel“ mussten ihre Tätigkeiten weitgehend einstellen.
Veranstaltungen abgesagt
Benefiz-Veranstaltungen wie Konzerte, das Golfturnier und das Kinderfest in Schlebusch fielen aus. „Besonders schwer ist uns die Absage der Veranstaltung zum Weltkindertag gefallen, auf der wir in den letzten Jahren knapp 800 Besucher begrüßen und informieren konnten“, sagt der Vorsitzende Helmut W. Ring.
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Finanziell ist die Organisation allerdings gut durch die Krise gekommen: Man habe die ausfallenden Spendeneinnahmenaus den Charity-Veranstaltungen „durch andere Gelder mehr als ausgleichen“ können, heißt es im Jahresbericht. „Im Rückblick lässt sich sagen, dass wir die schreckliche Zeit unter Beachtung der staatlichen Regelungen gut überstanden haben. Bisher ist niemand bekannt, der sich bei uns mit einer Erkrankung gemeldet hat. Toi, toi, toi!“, freut sich Ring.
Für ihn steht aber auch fest, dass Kinder und Jugendliche zu den Verlierern der Krise zählen:Kita- und Schulbesuch war erheblich eingeschränkt, kein oder kaum Kontakt zu Gleichaltrigen oder Großeltern, Spielplätze gesperrt. Die Folgen: Verunsicherung, psychische und emotionale Probleme und Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsdefizite und die Erkenntnis, „dass die Interessen der jungen Generation kaum zählen“.
Überforderte Eltern
Ausufernder Medienkonsum „ohne jegliche Kontrolle“, teils überlastete Eltern: 661 Beratungsgespräche hat der Leverkusener Kinderschutzbund im vergangenen Jahr geführt. Die beteiligten Kinder waren laut Statistik meist zwischen sechs und zwölf Jahre alt. „Wir befürchten, dass die Folgen der Einschränkungen, die die Familien sozial, emotional und materiell belastet haben, erst 2021 und in den nächsten Jahren in vollem Umfang deutlich werden“, sagen Antje Lachmann und Claus Schiederich von der Beratungsstelle.
Nun konzentriert sich der Verein nach den Lockdowns wieder auf seine Programme wie beispielsweise die Leihgroßeltern, Teilnehmende werden gesucht. Auch Ehrenamtler aller Art seien jederzeit willkommen.