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Amtsgericht LeverkusenZeuge rastet aus und wird aus Saal geworfen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Justizwachtmeister im Verhandlungssaal.

Ein Justizwachtmeister im Verhandlungssaal (Symbolbild)

Faustschlag, Schnittverletzung, Kopfwunde – gewaltgeladen war der Fall, der am Freitag in Leverkusen verhandelt wurde. Ein 31-Jähriger kann den Gerichtssaal allerdings ohne Strafe verlassen.

Am Leverkusener Amtsgericht ging es um eine Tat, die am 22. November 2020 stattgefunden hat. Bei einem Streit soll Arim C. (Name geändert) einen anderen Mann mit einem Messer verletzt haben. So soll der Tag den Schilderungen zufolge abgelaufen sein: Die Zeugen Martina J., Can F. und Parham G. (alle Namen geändert) treffen sich an besagtem Tag in Martina Js. Wohnung und trinken Rotwein. Die drei Personen kennen sich aus einem gemeinsamen Aufenthalt in der LVR-Klinik in Köln. Nach kurzer Zeit kommt der Partner von J., der 31-jährige Arim C., in die Wohnung und gesellt sich dazu.

Islamfeindliche Aussagen

Von diesem Moment an soll Can F. den 31-Jährigen ununterbrochen beleidigt haben. Bei den Beleidigungen soll es sich um islamfeindliche Aussagen gegenüber dem Muslim Arim C. gehandelt haben: „Ich hasse Muslime“, soll der 55-Jährige unter anderem gesagt haben. Auch mit einer den islamischen Gott Allah herabwürdigenden Zeichnung soll der Mann weiter angestachelt haben. Arim C. blieb ruhig und soll F. mehrfach gebeten haben, mit den Beleidigungen aufzuhören und die Wohnung zu verlassen.

Can F. verliert daraufhin die Fassung und geht auf den 31-jährigen C. los. Die beiden Männer prügeln sich laut Parham G. und Martina J. heftig, Möbel gehen zu Bruch – Parham G. versucht erfolglos dazwischenzugehen. Der 55-jährige Angreifer wirft sodann zunächst eine leere Weinflasche nach dem 31-Jährigen, dieser kann ausweichen und schlägt Can F. daraufhin mit der Faust ins Gesicht. Der Freigesprochene rennt dann in die Küche und kommt mit einem Messer in der Hand zurück.

Er fordert Can F. abermals auf, die Wohnung zu verlassen und soll das Messer dabei schützend vor sich gehalten haben. Laut Zeugenaussagen bittet Arim C. dann einen Nachbarn, der auf den Lärm im Hausflur aufmerksam geworden ist, die Polizei zu rufen.

Angreifer schlägt 31-Jährigen mit Weinflasche auf den Kopf

In dieser Zeit habe Can F. erneut eine diesmal volle Weinflasche in die Hand genommen und soll sie Arim C. auf den Kopf geschlagen haben. Blutüberströmt und schwindelig durch den Schlag, habe sich C. nun mit dem Messer verteidigt und den Angreifer an der linken Hand getroffen.

Entgegen der Anklage sind sowohl Staatsanwaltschaft wie auch Verteidigung am Freitag zum Schluss gekommen, dass es sich um Notwehr von Arim C. gehandelt hat. Der Angeklagte wurde freigesprochen. Während der Plädoyers gab es im Gerichtssaal immer wieder wütende Zwischenrufe von Can F., der Richter forderte ihn mehrfach zum Schweigen auf.

Zeuge fliegt aus Gerichtssaal

Nach der Urteilsverkündung wurde Can F. laut und raste vor Wut: „Die J. lügt.“ Der Richter ließ sich das nicht erneut gefallen, rief zwei Wachtmeister zur Unterstützung hinzu und warf den Zeugen aus dem Gerichtssaal.