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Leverkusener Schwimmbäder„Luisa ist hier!“ hilft gegen sexuelle Belästigung

Lesezeit 3 Minuten
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Pia Kuhne präsentiert die Aktion gegen sexuelle Belästigung im Schwimmbad Calevornia.

Leverkusen – „Wirst Du von jemandem bedrängt? Fühlst Du Dich gerade nicht sicher? Überschreitet Dein Date Deine Grenzen? Wirst Du sexuell belästigt oder fühlst Dich bedroht? Dann wende Dich an die Schwimmmeister und frage: Ist Luisa hier?“, heißt es auf den blauen Plakaten und Aufklebern, die von nun an in den Leverkusener Schwimmbädern Calevornia und Wiembachtal aushängen.

Codewort zur Befreiung aus unangenehmen Situationen

„Luisa ist hier!“ heißt die Kampagne des Frauennotrufs Münster, die auch die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Leverkusen seit 2017 in Kneipen, Cafés, Bars und öffentlichen Großveranstaltungen umsetzt. Fragt eine Hilfesuchende Kellner, Mitarbeiter oder das Personal nach „Luisa“, dient das Codewort dazu, ohne großes Aufsehen, aus einer unangenehmen Situation herauszukommen.

Nun soll das Projekt in Kooperation mit der Stadt und dem Gleichstellungsbüro auf das Freizeitbad Calevornia und das Hallen- und Freibad Wiembachtal erweitert werden. Die Hemmschwelle, sich bei Belästigung Hilfe zu holen, sei häufig sehr groß, sagt Stadtdirektor Marc Adomat. „Das Projekt ist ein einfacher Weg, Frauen zu unterstützen. Zudem ist es äußerst wichtig, das gesellschaftliche Engagement zu erhöhen“, so Adomat.

Prävention und Intervention

„Circa 60 Prozent der Frauen in Deutschland erleben mindestens einmal in ihrem Leben sexuelle Belästigung. 15 Prozent erfahren mindestens einmal sexuelle Gewalt“, sagt Andrea Frewer von der Beratungsstelle. „Auch in öffentlichen Räumen wie Schwimmbädern erleben Frauen und Mädchen unangenehme Blicke, unsittliche Berührungen bis hin zu sexuellen Belästigungen. Das Konzept ‚Luisa ist hier!’ soll präventiv, aber auch intervenierend wirken“, so Frewer.

In Absprache mit dem Sportpark Leverkusen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bäder an einer zweitägigen Schulung teilgenommen. In Freizeitbädern sei es eine spezielle Situation, erklärt Pia Kuhne, ebenfalls von der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. Frauen und Mädchen seien nur leicht bekleidet und in Schwimmbecken kämen andere Besucher ihnen leichter körperlich näher. Spreche eine Besucherin einen Mitarbeiter auf Luisa an, gebe es einen konkreten Handlungsleitfaden, so Pia Kuhne.

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„Zuerst gilt es die Situation zu entschärfen. Die Frau wird in einen sicheren Bereich gebracht. Dann werden ihre Sachen aus der Umkleidekabine geholt und gegebenenfalls wird ein Taxi gerufen. Bei Bedarf ist auch eine Weitervermittlung an unsere Beratungsstelle möglich“, sagt Kuhne. Als Konsequenz könnten Belästiger vom Sicherheitspersonal der Schwimmbäder Hausverbot erteilt bekommen.

Die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt und das Gleichstellungsbüro haben das gemeinsame Ziel, dass „Luisa ist hier!“ auf ganz Deutschland erweitert und somit zum landesweiten Codewort für Hilfesuchende wird.

Hilfetelefon

Unterstützend vor Ort ist die Beratungsstelle in Leverkusen montags, mittwochs und freitags von 10 bis 12 Uhr und dienstags von 17.30 bis 21 Uhr unter dem Frauen-Notruf 0214/ 2061598 zu erreichen. Das Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen ist unter der Nummer 0800 0116 016 Tag und Nacht zur Stelle.