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Leverkusener Würger-ProzessDie Frau schwebte in Lebensgefahr

Lesezeit 3 Minuten
  1. Sie will Jura studieren, er ein Heimchen am Herd: Bassam und Amira H. verstehen sich grundsätzlich nicht.
  2. Im Prozess wegen Würge-Attacken und Todesdrohungen vor dem Landgericht werden die Ursachen der Katastrophe immer deutlicher.
  3. Ob der 40-Jährige seine Frau nicht nur mit den Händen, sondern auch mit Gürteln gewürgt hat, kann nicht zweifelsfrei bewiesen werden.

Leverkusen – Kein Alkohol, keine Drogen, so viel steht fest. Als Bassam H. seine Frau Amira (Namen geändert) am Abend von Fronleichnam würgt und schlägt, ist er stocknüchtern. Und nach allem, was im Verlauf des Prozesses wegen gefährlicher Körperverletzung über den 40 Jahre alten Mann bekannt ist, neigt er auch kein bisschen zu irgendwelchen Stimmungsaufhellern. Dazu ist der Mann aus Marokko vielleicht auch zu religiös: Regelmäßig hat er sich im Kulturverein mit anderen Männern aus seiner Heimat getroffen. Sozialkontakte hat er also, auch wenn nach der Arbeit im Obst- und Gemüsehandel Pott nur wenig Zeit bleibt.

Seine Frau soll aber bitteschön zu Hause bleiben und die Kinder hüten. Das ist so seine Vorstellung. Sie steht im krassen Gegensatz zu den Wünschen seiner 13 Jahre jüngeren, zweiten Frau. Die ist auch ganz anders als ihre Vorgängerin bei Bassam H., nämlich gebildet. Amira hat in Marokko Jura studiert, bis ihre Familie die Bekanntschaft mit dem Mann arrangiert hat, der sein Glück in Deutschland versucht und trotz sehr schlechter Voraussetzungen Fuß gefasst hat.

Nur mal mit den Kindern weg

Die junge Amira begreift das als Chance. Umso mehr, als der Mann ihr verspricht, dass sie ihr Studium in Deutschland wird fortsetzen können. Eine falsche Versprechung, wie sich sehr bald herausstellt. Bassam will keine Juristin, er will eine treusorgende Mutter für ganz viele Kinder. Die kommen auch sehr bald. Drei sind es bisher, und das jüngste ist erst drei Monate alt am 11. Juni.

Bassam H. attackiert seine Frau, nachdem sie heim kommt. Sie war mit den Kindern unterwegs, aber der Ehemann zeigt sich mal wieder extrem misstrauisch. Will wissen, ob sie jemanden getroffen hat und was so beredet wurde. „Paranoid“ nennt Amira das vor dem Kölner Landgericht, „barbarisch, verrückt“. Sie ist nicht nur am Körper verletzt, auch seelisch. Er sitzt im Gefängnis, sie im Frauenhaus.

Mehrmals der Wohnung verwiesen

Was im Detail passiert ist in der Wohnung in der Bismarckstraße ist kaum zu klären: Das Opfer versichert, dass ihr Mann sie nicht nur mit den Händen, sondern auch zwei Mal mit einem Gürtel gewürgt und dabei mehrmals Todesdrohungen ausgestoßen hat. Dass Bassam H. Gürtel benutzt hat, hat Sibylle Banaschak jedoch nicht zweifelsfrei feststellen können. Die Professorin für Rechtsmedizin hat die Verletzungen von Amira begutachtet. Klar ist: Sie wurde mit Händen gewürgt. So heftig, dass es „lebensbedrohlich“ gewesen wäre, hätte ihr Mann nicht irgendwann von ihr abgelassen.

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Kein Zweifel besteht auch daran, dass Bassam H. seine Frau nicht das erste Mal attackiert hat. Schon im Juni 2017 kam die Polizei, der Mann bekam danach zehn Tage Hausverbot. Ähnlich lief es noch drei weitere Male. Den empfohlenen Kurs „Mann sein ohne Gewalt“ hat Bassam H. nicht besucht.