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Bagger im Dünnwalder ForstKinder trauern um Radparcours

Lesezeit 3 Minuten

Auf der Suche nach neuen Wegen: Die über die Jahre geschaffenen Hügel im Dünnwalder Forst wurden eingeebnet.

Leverkusen – Viele Jahre lang habe Zweiräder Furchen in den weichen Waldboden gefahren, haben Kinderhände Hügel zu Sprungschanzen geformt. Nun sind einige Vierräder in Form von Baggern und Walzen im Dünnwalder forst aufgefahren, um das, was zu einer beliebten Mountainbike-Strecke geworden ist, wieder platt zu machen. „Versicherungstechnische Gründe“, sagt ein Mitarbeiter des Forstamt Köln vor Ort. Er habe die Anweisung, alle Hügel platt zu machen. „Bei dem Radparcours im Dünnwalder Forst handelt es sich um eine illegal angelegte Strecke. Die Stadt Köln hatte bereits mehrfach angekündigt, dass sie, wenn ihr solche Strecken in den Wäldern bekannt werden, diese zeitnah entfernen wird“, begründet das Forstamt die Maßnahme auf Anfrage. „Die Strecke wird wieder eingeebnet und der Natur für die weitere Vegetationsentwicklung zurückgegeben.“ Obwohl die Strecke in direktem Anschluss zur Waldsiedlung liegt, ist sie im Landschaftsschutzgebiet auf Kölner Stadtgebiet.

Spielplatz mit natürlichem Corona-Abstand

„Da sind immer unheimlich viele Kinder und Jugendliche gefahren und haben sich hier selbst eine Ort zum Spielen geschaffen“, berichtet der Schlebuscher Pfarrer Gunnar Plewe, der von seinem nahen Pfarrbüro aus häufig hier vorbei kommt und sehr bedauert, dass den Kindern diese Möglichkeit nun genommen wird. „Gerade jetzt in der Corona-Krise beklagt man sich darüber, dass Kinder nur vor dem Bildschirm sitzen und sich viel zu wenig bewegen. Hier hatten sie die Möglichkeit, sich auszutoben und hatten durch die Räder einen natürlichen Corona-Abstand.“ Umweltschutzgründe könne er natürlich verstehen. „Dann muss man sich aber fragen, warum hier ein Spielplatz für Kinder zerstört wird und wenige Meter weiter massenweise Bäume für ein Pipeline gefällt werden.“

Nicholas (l), Sophie und Johannes vermissen den Parcours.

Nicht nur aus der Waldsiedlung kamen Kinder und Jugendliche gerne an die Strecke. Johannes (9 Jahre), Nicholas (11) und Sophie (12) wohnen am Leimbacher Berg und sind sauer, als sie hören, was mit der Strecke passiert ist. „Gerade für Anfänger war es super dort“, sagt Nicholas. „Im Wald fühlt es sich ganz anders an, als im Skatepark. Und wenn man mal fällt, landet man viel weicher.“ Für Sophie war die Strecke auch ein Ausflugsziel mit der Familie: „Da konnte man auf einer Fahrradtour in den Wald abbiegen und mal eine Runde fahren. Das ist doch viel schöner, als in der Stadt.“

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Viele Alternativen an Ausflügen gibt es derzeit ja nicht, wo alles geschlossen oder mit strengen Auflagen bedacht ist. Das Argument mit der Versicherung verstehen sie nicht so richtig: „Auf einer Betonanlage ist es doch viel gefährlicher“, meint Nicholas. „Wenn das keine legale Anlage war, könnte man dann nicht einfach eine daraus machen?“ fragt Sophie.

Henry Ott (l) in Dünnwald, bevor die Bagger kamen.

Die Brüder Henry (12) und Samuel Ott (9) sind schon echte Radprofis und sind regelmäßig mit ihrem Vater auf den großen Mountainbikes unterwegs. Vieles haben sie im Dünnwald gelernt. Auch sie bedauern, dass diese Möglichkeit jetzt wegfällt. „Dann fahren wir halt in Nußbaum“, sagt Henry. Doch auch die seit Jahren beliebte Anlage im Nußbaumer Wald in Bergisch Gladbach ist durchaus umstritten. Hier suchen Lokalpolitiker und die ansässigen „Dirty Stylers“ aber eine gemeinsame Lösung.