Mit sechs Jahren begann der Schüler mit Geigenunterricht, heute kann er sich ein Leben ohne das Instrument nicht mehr vorstellen.
Leverkusens größte MusiktalenteWie Sikai He sich in die Geige verliebte
Als Sikai He mit vier Jahren von seinen Eltern bei der musikalischen Früherziehung der Musikschule Leverkusen angemeldet wird, geschieht das keineswegs mit dem Gedanken, er könne einmal ein Meistergeiger werden. „Mein Mann und ich sind total unmusikalisch, ich kann nicht einmal Noten lesen“, sagt Mutter Junwen. Die Eltern stammen beide aus China und auch wenn sie mittlerweile gut Deutsch sprechen, wird zu Hause nur auf Chinesisch kommuniziert. „Wir haben uns gefragt, wie Sikai gut Deutsch lernt. Eine Freundin sagte mir, die musikalische Früherziehung ist gut für den Spracherwerb, deswegen haben wir ihn dort angemeldet.“ Singen und klatschen hat dem kleinen Sikai auch gut gefallen – aber in dem Moment, als eine Geige ins Spiel kam, war er verliebt.
Erster Wettbewerb mit sieben Jahren
„Mit sechs Jahren wollte ich Geige lernen“, sagt der heute 12-Jährige. „Meine Eltern haben gesagt: Nein, Geige ist zu schwer, mach' etwas Einfacheres. Aber ich wollte es unbedingt.“ Er setzte sich durch. An die erste Stunde erinnert sich Sikai noch gut. „Wir haben mit einem Bleistift die richtige Bogenhaltung geübt.“ Was andere Sechsjährige wohl schnell langweilen würde, fasziniert Sikai, er übt täglich zu Hause und nimmt schon mit sieben Jahren an seinem ersten Wettbewerb teil. Bei „Jugend musiziert“ in einem Trio der Alterskategorie für Neun- bis Zehnjährige. Ergebnis: Volle Punktzahl.
Seitdem hat der Siebtklässler am Freiherr-vom-Gymnasium die Geige kaum einen Tag aus der Hand gelegt. „Schule und Hausaufgaben gehen natürlich vor, aber danach übe ich jeden Tag.“ Lange lernte er in der Musikschule Leverkusen bei der Anfang des Jahres in Ruhestand gegangenen Ewa Messias. Mittlerweile ist er zu Benjamin Ramirez gewechselt, der gemeinsam mit Professor Ute Hasenauer in den Ferien den Meisterkurs der Kölner Hochschule für Musik und Tanz anbietet, an dem Sikai zuletzt auch teilgenommen hat. Einmal die Woche fahren die Eltern ihn zum Privatunterricht bei Ramirez nach Euskirchen. „Das ist natürlich aufwendig, aber die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach“, sagt die Mutter.
Doch der Unterricht ist nur der kleinste Teil der Ausbildung. Mindestens eine Stunde am Tag, in den Ferien auch zwei Stunden, übt Sikai zu Hause. Die eine Hälfte ist Techniktraining, die andere Arbeit an einem aktuellen Stück, das er oft über mehrere Monate einstudiert. „Mein Lehrer sagt, ich soll nicht mit Problemen zu ihm kommen, die ich alleine lösen kann.“
Viel in Sikais Leben dreht sich um die Violinenmusik. Er verfolgt im Internet die Karriere seiner Idole, zum Beispiel Christian Li, einem 16-jährigen Geigenspieler aus Australien, der schon mit zehn Jahren den ersten Preis des renommierten Menuhin-Wettbewerbs gewann. Oder Ray Chen, der bereits die noch renommiertere Queen Elisabeth Competition gewonnen hat. In diesem Jahr war Sikai mit seinen Eltern bei jenem Wettbewerb in Brüssel im Publikum. „Dort eines Tages selbst zu spielen, wäre ein Traum“, sagt der 12-jährige Nachwuchsmusiker.
„Ich weiß, dass das ein langer, harter Weg ist und weiß nicht, ob ich es schaffen werde“, sagt er. „Aber wenn man Sportler ist, möchte man zu den Olympischen Spielen und wenn man Musiker ist, möchte man eben dort hin.“ Erst einmal hofft er auf einen weiteren Erfolg bei Jugend musiziert, vielleicht in diesem Jahr im Bundesfinale. Und immer schwierigere, virtuose Stücke spielen zu können, das sei sein Ansporn.
Vor dem Auftritt nur selbstgemachte Sandwiches
Manche Tipps schaut er sich von seinen Idolen ab: „Vor Auftritten esse ich zum Beispiel nur noch ein selbstgemachtes Sandwich und nichts Unbekanntes, was vielleicht schwer im Magen liegen könnte.“ Sein Können präsentiert er gerne: Ob in Konzertsälen, im Schulorchester oder auch spontan auf Nachbarschaftsfesten. „Ich liebe einfach die Musik, die man mit der Geige machen kann.“
Aber nicht alles in Leben des Schülers dreht sich um die Geige: Er spielt auch noch Tennis, trifft sich mit Freunden. Ob es einmal zum Berufsmusiker oder Auftritten auf den großen Bühnen reichen wird, das steht noch in den Sternen. Eines ist für Sikai aber klar: „Ich werde in meinem Leben immer Geige spielen.“