Mobilitätskonzept heiß diskutiertWie sieht Leverkusens Verkehr der Zukunft aus?
Leverkusen – Zweimal hatten sich die Bürger schon versammelt, um über das zu sprechen, was im neuen Jahrzehnt ansteht in der Stadt: das Mobilitätskonzept. Das Vorhaben also, die Menschen in Leverkusen dazu zu bewegen, ihre Autos stehen zu lassen und stattdessen Busse, Bahnen und Fahrräder zu nutzen.
Beim dritten Bürgerforum im Agamsaal stellten die mit der Planung dieses Vorhabens beauftragten Experten der Planersocietät Dortmund das Mobilitätskonzept nun erstmals in der fertig bearbeiteten Variante vor.
Zahlreiche Bausteine
Für Baudezernentin Andrea Deppe geht es um „die Stärkung der Stadt und der Lebensqualität“ ihrer Bewohner, die durch Stadtautobahn, Autobahn 1, Autobahn 3, Stelze und Co. nach Meinung vieler Einwohner ohnehin schon genug belastet ist mit Abgasen. Die Bausteine des Konzeptes – eine konkrete Geldsumme für dessen Umsetzung steht noch nicht im Raum, dennoch gehen die Planer von einer Förderung in Höhe von 50 bis 60 Prozent der Kosten aus – sind denn auch entsprechend zahlreich.
Einer ist die Stärkung der Stadtteilzentren, sprich: Die Versorgung mit den wichtigsten Dienstleistungen und Angeboten für das alltägliche Leben muss vor Ort im jeweiligen Veedel gewährleistet sein – durch nahe Supermärkte oder Zentren, die jeder Bewohner schnell und unkompliziert erreichen kann. Ein anderer ist der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Das Angebot soll verbessert werden. Nach Aussage von Jan Diesfeld von der Planersocietät betrifft dies natürlich die Einrichtung eines Schnellbussystems mit Bussonderfahrstreifen, Vorrangschaltungen an Ampeln und einem entsprechend getakteten Fahrplan.
Parkangebot heiß diskutiert
Zudem die bessere Vernetzung der Stadtteile untereinander. Aber gerade hier gehe das Mobilitätskonzept denn auch über Leverkusen hinaus, denn: Zum Bus- und Bahnnetz gehörten eben auch Nachbarkommunen – etwa Köln, wenn es um die immer wieder gerne diskutierte Verlängerung der Stadtbahnlinie nach Schlebusch gehe.
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Und apropos Nachbarkommunen und Köln: Auch in Sachen Parkangebot geht es über die Stadtgrenzen hinaus, denn ein geplanter Park-and-ride-Parkplatz könnte in Merkenich geplant sein. Ebenso wie eine besser ÖPNV-Anbindung Leverkusens an Chorweiler oder die Ford-Werke. Speziell bei diesem Thema sehen manche Bürger, das machten diverse Wortbeiträge von Besuchern im Agamsaal deutlich, ein Problem auf Leverkusen zukommen – weil die Umsetzung eines solchen Konzeptes komplizierter werde, je mehr Städte außerhalb davon betroffen seien.
Car-Sharing und die CO2-Frage
Entsprechend skeptisch äußerten sich beim Bürgerforum denn auch manche Besucher. Bernd Stadelbacher etwa kritisierte die„mit der heißen Nadel“ gestrickten Busfahrpläne der Wupsi. Sie führten dazu, dass manche Linien zu häufig, andere nach wie vor zu selten befahren würden. „Ganz abgesehen von der Qualität der Fahrer. Die lässt nach.“
Benedikt Rees ergänzte diesbezüglich, dass zu einer Optimierung des Streckennetzes auf Straße und Schiene auch gehöre, in der Stadt kostenfreie Tickets anzubieten und „die ewige Kleinstaaterei mit den vielen verschiedenen Verkehrsverbünden“ aufhören müsse.
Der Leverkusener Umweltwissenschaftler Frank Pathe wies wiederum darauf hin, dass das ebenfalls im Mobilitätskonzept vorgesehene, verstärkte Car-Sharing den CO2-Ausstoß sogar noch fördere. Das sei wissenschaftlich belegt. Die Stadt aber schere sich offenbar nicht um Fakten. „Es fehlt die Expertise bei Politikern, die Dinge wissenschaftlich zu bewerten.“ Und tatsächlich existieren Studien, die zu exakt diesem Ergebnis kommen. Der Grund: Die Zahl der Car-Sharing-Autos übersteigt demnach die Zahl der im Gegenzug abgemeldeten Wagen. Zudem hält Car-Sharing die Teilnehmer offenbar nicht davon ab, sich trotzdem ein eigenes Auto zu kaufen.
Am 9. März soll der endgültige Bericht zum Mobilitätskonzept beim Ausschuss für Stadtentwicklung auf der Tagesordnung stehen. Am 30. März soll der Stadtrat entscheiden.