AboAbonnieren

Autofahrer im DauerstauDarum sind Leverkusens Straßen seit Jahren verstopft

Lesezeit 4 Minuten

Selbst die großen Leverkusener Straßen sind für die Massen an Autos mittlerweile dann doch ganz schön oft zu klein.

  1. In den 1950er Jahren sollte Leverkusen zur autogerechten Stadt werden. Die Zahlen steigen immer mehr: Aktuell sind in Leverkusen 88.690 Pkw gemeldet.
  2. In unserer Analyse lesen Sie, wie sich der Verkehr über die Jahre entwickelt hat und welche Stellen am schlimmsten betroffen sind.
  3. Was meinen Sie, wo Deutschlands meist befahrenes Stück Autobahn liegt?

Leverkusen – Ist das eine verklärte Erinnerung, oder war das Autofahren in Leverkusen vor 20 Jahren doch noch sehr viel entspannter? Gefühlt stand in Köln oder Bergisch Gladbach der Verkehr viel öfter – in Leverkusen ging es dagegen irgendwie flüssiger zu. „Leverkusen hat kein Verkehrsproblem“, war ein geflügeltes Wort.

Der zunehmende Leidensdruck an der Blechlawine trifft heute natürlich vor allem diejenigen, die selbst Teil des Problems sind – die Autofahrer. Aber auch Busse stehen dort im Stau, wo es noch keine Busspuren gibt.

Die autogerechte Stadt, nach diesem Bauplan wurde die Boomtown Leverkusen seit den 1950er-Jahren konzipiert. Das ging lange gut. Große Siedlungen am Stadtrand – unter der halben Innenstadt gibt es Tiefgaragen. Mittlerweile gibt es aber ganz regelmäßig auftretende Staus, mit denen man fest rechnen kann. Eine Autofahrt am Nachmittag von Wiesdorf über Opladen nach Leichlingen geht meist nicht ohne Stop-and-go ab. Die Fahrt von Leverkusen in die Blütenstadt kann sich je nach Uhrzeit schon mal fast eine Stunde hinziehen.

Zuverlässig zäher Verkehr

Die Lage in Opladen um den Berliner Platz ist morgens und abends zuverlässig zäh. Ganz zu schweigen von der morgendlich garantierten Autoschlange von Bergisch Neukirchen herab auf der Rennbaumstraße. Auf dem vierspurigen Willy-Brandt-Ring kann man täglich stehen, man muss sich nur zur „richtigen“ Tageszeit einreihen. Um 16 Uhr etwa läuft zwischen Edith-Weyde-Straße und der Autobahnauffahrt selten etwas flüssig. Zur selben Zeit kann man sich auch auf der Borsigstraße mit dem Auto meist nur stockend bewegen.

Autos, Autos, Autos. Der provisorische Pendlerparkplatz in Opladen könnte noch größer sein und wäre wohl dennoch ausgelastet.

Das Gefühl, dass es einfach immer mehr Autos gibt, trügt nicht: Eine Auswertung der Zulassungsstatistiken der Stadt Leverkusen ergibt: Waren im Jahr 2000 stadtweit 75 990 Pkw gemeldet, die sich auf 476 Kilometer Straßen (ohne Autobahnen) verteilten. Heute haben wir 499 Kilometer Straße, und Anfang 2019 waren 88 690 Personenwagen gemeldet. Eine neuere Zahl gibt es wegen einer Computerumstellung nicht.

Mehr als jeder zweite Einwohner dieser Stadt (163 838 Einwohner) besitzt also statistisch einen Pkw, Säuglinge und Menschen ohne Führerschein inbegriffen. Lkw und Motorräder sind da noch nicht eingerechnet. In 20 Jahren erhöhte sich die Zahl der Personenwagen um 12 700 Autos. Im gleichen Zeitraum seit dem Jahr 2000 stieg die Bevölkerung der Stadt um knapp 3000 Menschen. Doch werden diese Autos auch gefahren oder stehen sie mehr herum?

Von der Stadtautobahn kann man direkt in die Tiefgarage abbiegen, das ist bequem und funktioniert, aber das bedeutet viel Autoverkehr.

Vorausgesetzt, die Leverkusener Autofahrer bewegen sich etwa im Bundesdurchschnitt, dann ist in 20 Jahren die gesamte gefahrene Strecke aller Pkw um fast 180 Millionen Kilometer gewachsen. Lokale Zahlen gibt es da nicht, das Kraftfahrtbundesamt hat veröffentlicht, dass jeder Pkw jährlich im Mittel knapp 14 000 Kilometer fährt. Die Zahl schwankt in den letzten Jahren gering. Zu den fast 90 000 Pkw in Leverkusen kommen alle als Lkw gemeldeten Fahrzeuge (4329), also auch viele Kleintransporter, zusätzlich 7245 Motorräder sowie ein paar hundert Trecker.

Dauerstau herrscht auch gern vor der Leverkusener Rheinbrücke.

Eine große Verkehrszählung für die Leverkusener Straßen gab es zuletzt 2015. Erst in diesem Jahr sollen neue Zahlen erhoben werden. Automatische Zählungen übers ganze Jahr gibt es auf städtischen Straßen nicht – nur für Autobahnen. In den Fahrspuren der beiden großen Autobahnen vor und hinter dem Kreuz werden die Vorbeifahrten automatisch gezählt. Die Sensoren unterscheiden zwischen Lkw und Pkw und die Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) stellt die Durchschnittszahlen jedes Jahr ins Internet.

Deutscher Rekord

Auf der A3 in Manfort zwischen Willy-Brandt-Ring und dem Autobahnkreuz ist Leverkusen mit täglich 171 137 Kfz (davon 21 766 Lkw) einsame Spitze im Vergleich aller Autobahnen. Auf keiner Straße deutschlandweit fahren mehr Autos. Auch die Steigerung ist bemerkenswert. Seit 2003, dem Beginn der Messung, bis 2018, erhöhten sich die täglichen Vorbeifahrten um 12 650 Fahrzeuge. Auf der A1 waren die Steigerungen über die Jahre weniger stark, das mag an der wachsenden Staugefahr vor der Brücke liegen. Zu vermuten ist, dass viele diesen Autobahnabschnitt meiden und auf andere Strecken ausweichen.

Das könnte Sie auch interessieren:

In einer anderen Disziplin im Verkehr belegte Leverkusen nur den zweiten Platz: Bei allen Kfz-Versicherungen, die über das Versicherungsportal „Check 24“ abgeschlossen wurden, lag Leverkusen mit 11,3 Prozent SUV-Anteil an den zugelassenen Fahrzeugen ganz weit vorne, gleichauf mit München, wurde kürzlich vermeldet. Nur in Düsseldorf wurden über das Portal noch mehr dieser Groß-Pkw versichert. Ein Erster Platz, den auch Köln für sich beansprucht – dort nehmen sie andere Zahlen.