Seit Anfang Januar müssen Betriebe auch Mehrwegverpackungen anbieten. Leverkusener Gastronomen haben ganz unterschiedliche Meinungen dazu.
„Am Ziel vorbei“Das denken Leverkusener Gastronomen über das neue Mehrweg-Gesetz
Wer sich in Leverkusen sein Essen „to go“ nach Hause mitnehmen will, hat seit dem 1. Januar die Möglichkeit, sich alternativ zum Einweggeschirr sein Schnitzel oder seine Nudeln auch in einem wiederverwendbaren Behälter mitzunehmen. Das besagt eine Änderung des Verpackungsgesetzes. Damit die Umstellung leichter fällt, hilft die Stadt Leverkusen gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung. Dabei ist nicht jedes Geschäft von der neuen Regelung betroffen: Das Restaurant oder Café muss mindestens 80 Quadratmeter groß sein und mehr als fünf Mitarbeitende beschäftigen.
Gastronom Hagen Norhausen aus Rheindorf hat sich bereits länger in das Thema eingearbeitet. Nicht nur, weil seine Gaststätte selber von dem Gesetz betroffen ist. Er ist auch der Vorsitzende der Dehoga in Leverkusen. „Das Gesetz geht am Ziel vorbei“, merkt er kritisch an. Die Regelung müsste doch eher die treffen, die mit ihren Außer-Haus-Geschäften ihren Lebensunterhalt bestreiten, findet er. Die üblichen Imbissbuden seien aber durch die Größenregelung „meistens raus“ und würden durchs Raster fallen. „Das ist schade.“ Stattdessen treffe es die, die ihr Geschäft größtenteils mit einem Inhouse-Angebot bestreiten.
Auch wirft Hagen Norhausen die Frage auf, wie umweltfreundlich die Regelung tatsächlich ist: Ist es besser, wenn Teller gewaschen werden müssen und der Wasserverbrauch ansteigt? Doch grundsätzlich sei es eine positive Entwicklung, als Alternative zu Einweg- auch Mehrwegverpackungen anzubieten, betont er.
Die Frage nach dem „wie“
Persönlich hat sich Norhausen noch nicht entschieden, welches Mehrwegsystem er anbieten wird. Die System Recup und Vytal habe er bereits mit der WfL im Probierwerk getestet. Vermutlich wird es auf eines der beiden hinauslaufen – Norhausen will sich vorher aber umhören, womit die Kolleginnen und Kollegen so arbeiten. Die Bayer-Gastronomie und das Haus am Park würden auf Vytal setzen, Haus Fück auf eine individuelle „Insellösung“.
Aber das Wichtigste ist für Hagen Norhausen: „Das muss in allen Köpfen ankommen.“ Bislang habe er auch noch nicht von Gastronomen oder Gastronominnen gehört, die angesichts des neuen Gesetzes die Flinte ins Korn werfen und auf ihr Außer-Haus-Angebot verzichten. Anfragen von Gästen habe es bislang allerdings auch noch nicht gegeben. „Ich bin gespannt, ob die Leute das wirklich haben wollen.“
Ein Rundgang durch Opladen ergibt, dass in den Lokalen viel Unsicherheit herrscht – und auch einiges an Frust. Kauft man auf eigene Faust Mehrwegverpackungen und führt ein Pfandsystem ein oder schließt man sich einem bestehenden System an? Und was das Reinigen betrifft: Nicht jedes Geschäft hat auch eine entsprechende Maschine zur Verfügung, ganz zu schweigen von den erhöhten Energiekosten.
In Wiesdorf sieht Igor Milošević vom Mille Lire das Gesetz als eine weitere Belastung neben der Corona-Pandemie und den Preissteigerungen: „Und jetzt das noch.“ Die Kundschaft seines italienischen Restaurants in Wiesdorf habe noch nicht nach Verpackungsalternativen gefragt und ob sie das in Zukunft werden, könne er sich kaum vorstellen. Gut für ihn: Für den klassischen Pizzakarton braucht der Gastronom keine Mehrwegverpackung, denn was eh schon aus unbeschichteter Pappe gefertigt ist, kann auch weiterhin alternativlos herausgegeben werden.
Klientel honoriert Umstellung
Dabei gibt es auch Erfolgsgeschichten. Der Laden Feinkochtopf in Opladen hat bereits aus eigenem Antrieb vor knapp acht Jahren auf Mehrweg umgestellt.
Als das Team um Betreiber Sascha Weidner begann, eigenes Essen einzukochen, kam die Idee auf, den Mittagstisch zum Mitnehmen ebenfalls in Gläsern anzubieten – die dann als Verschluss noch einen Henkel erhalten. Am Anfang seien die Kunden skeptisch gewesen, es war etwas Neues, sagt Weidner. Aber mittlerweile würde ein Großteil der Gäste die Mehrweglösung wählen. Nur wenige Kunden zögen weiterhin die Einweglösung vor, die trotzdem nach wie vor im Angebot ist.
Auch in Cafés wie im Espresso Perfetto in Wiesdorf sind wiederverwendbare To-Go-Becher längst gang und gäbe. Selbst wenn das Barista-Team sich bis dato keinem Pfandsystem angeschlossen hat, würden bereits viele Kundinnen und Kunden ihre eigenen Becher mitbringen und sie mit frischem Kaffee auffüllen lassen, heißt es.