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Messerstich in LeverkusenAggressionen in den Luminaden sollen vom Opfer ausgegangen sein

Lesezeit 3 Minuten
Ein Angeklagter steht zwischen seinen Rechtsanwälten in einem Saal des Kölner Landgerichts

Der Angeklagte mit seinen Rechtsanwälten Eva Kuhn und Kamuran Sadak zu Beginn des Prozesses

Am fünften Verhandlungstag im Prozess wegen eines blutig geendeten Messerangriffs in den Luminaden hat sich erstmals der Angeklagte geäußert.

Ob es die mahnenden Worte des Vorsitzenden Richters Thomas Stollenwerk gewesen sind, die das Aussagebedürfnis des Angeklagten befördert haben? Stollenwerk hatte Ende voriger Woche betont, dass es gut wäre, auch mal eine Version des Angeklagten zu den Vorwürfen zu hören. Der junge Mann aus Quettingen jedenfalls nahm am mittlerweile fünften Verhandlungstag im Prozess, in dem er sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten muss, erstmals Stellung.

Und was Dilan M. zum Hergang des Geschehens in den Luminaden am Nachmittag des 14. Juni 2024 vor dem Kölner Landgericht zu sagen hatte, widersprach in etlichen Details der Schilderung des Tathergangs durch das Opfer Erdal B. (alle Namen geändert). Nur so viel ist unzweifelhaft: Am Ende des kurzen Kampfes in einem Seitengang der Wiesdorfer Shoppingmall stach Dilan M. seinem Gegner ins Bein und hinterließ eine zwölf Zentimeter lange und etliche Zentimeter tiefe Wunde.

Die Sache war eigentlich erledigt

Zu dem Streit um die Frau, die erst etwas längere Zeit mit Dilan M. zusammen war und dann eine kurze Liaison mit Erdal B. einging, sagte der Angeklagte, er habe es „moralisch nicht korrekt“ gefunden, dass der andere etwas mit seiner Ex angefangen habe. Aber dieser Streit war, anders als Erdal B. es darstellt, nach Schilderung des jungen Türken Dilan M. spätestens Ende Januar, als man sich auf dem Geburtstag eines Freundes vertrug und die Hand gab, eigentlich erledigt.

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Was hingegen nicht erledigt war, waren Erdal B.’s Geldforderungen an Dilan M. Geldforderungen, die das spätere Opfer bisher vor Gericht mit keinem Wort erwähnt hatte. Der Angeklagte wie das Opfer rauchen hin und wieder Marihuana, wobei der Angeklagte immer mal wieder etwas Gras von seinem früheren Freund bekommen haben will. Dilan M. will überrascht gewesen sein, als Erdal B. ihm irgendwann sagte, er wolle 350 Euro für das Gras von ihm haben.

Um kurz vor 17 Uhr kam Dilan M. dann am 14. Juni in den Friseursalon in den Luminaden, in dem Erdal B. schon saß. „Ich habe von Anfang an gemerkt, dass er sehr aggressiv war. Ich wollte weggehen aus der Situation. Ich bin aus dem Laden.“ Tatsächlich zeigen Bilder einer Videokamera einer Reinigung, wie Dilan M., kaum, dass er angekommen war in der Shopping-Mall, schon wieder in Richtung der Treppe läuft, die auf der Rückseite der Luminaden auf den Parkplatz an der Wöhlerstraße führt. Dort hatte er das Auto seiner Mutter abgestellt, mit dem ins Wiesdorfer Zentrum gekommen war.

Was die Videobilder nicht zeigen, ist, dass es zuvor schon eine erste kurze Rauferei zwischen den beiden gegeben hat, jedenfalls nach Dilan M.’s Darstellung: „Er ist hinter mir her und hat mich von hinten gegen die Schulter geboxt. Ich wollte dann aber trotzdem Richtung Ausgang gehen.“ Davon, so erzählt es Dilan M. hielt ihn Erdal B. ab, der im Verlauf einer weiteren Rangelei ein Pfefferspray zog und wild in Richtung Dilan M. gesprüht haben soll. Erst da will der Angeklagte sein Messer gezogen und seinem Kontrahenten schließlich „im Affekt“ ins Bein gestochen haben: „Ich hab’ das in dem Moment gar nicht gemerkt und auch nicht, dass die Wunde so lang war.“

Der Angeklagte schilderte den Tathergang in ruhigen Worten. Was völlig fehlt, sind Anzeichen von Reue, von einer Entschuldigung in Richtung des Opfers seines Angriffs ganz zu schweigen. Dass er durch das Geschehen ein Problem hat, war ihm vermutlich unmittelbar klar, denn er kontaktiert noch am Tattag seinen Anwalt, taucht dann allerdings ein paar Tage bei seiner Ex-Freundin unter und stellt sich erst zweieinhalb Wochen später.