Mieten in LeverkusenKeine einzige Sozialwohnung finanziert
Leverkusen – Mit dem Bau von Sozialwohnungen ist die Stadt im vorigen Jahr nicht vorangekommen. 9,1 Millionen Euro hätten für Neubauten zur Verfügung gestanden, kein einziger ist abgerufen worden. Das bestätigt auf Anfrage Julia Trick, Sprecherin in der Stadtverwaltung. Zufall oder ein Armutszeugnis für eine Stadt, deren Bestand an öffentlich geförderten und damit preiswerten Wohnungen immer weiter abnimmt?
Aus Sicht von Wolfgang Mues ist 2019 ein Ausreißer. Als Chef der WGL gebietet er nicht nur über den größten Wohnungsbestand in der Stadt, sondern auch über die meisten Sozialwohnungen. Derzeit arbeite die Stadt-Tochter ein Bauprogramm von 142 Wohnungen ab, „davon sind 68 öffentlich gefördert“. Mitte des Jahres sollen sie fertig sein, die Finanzierung sei aber schon 2017 und 2018 abgewickelt worden, sagt Mues.
Kein Sanierungsstau
Bis 2022 reicht das derzeitige Wohnraumförderungsprogramm des Landes. Dabei wird das Budget in jedem Jahr neu festgelegt, schwankt aber nur gering. Für Leverkusen stehen rund neun Millionen Euro zur Verfügung. Neben Neubau- gibt es auch Modernisierungsmittel. 2019 wurden für 1,5 Millionen Euro 15 günstige Wohnungen saniert, in diesem Jahr sollen es 50 sein, für etwa fünf Millionen Euro. (tk)
In den kommenden Monaten würden weitere Projekte angepackt: in der Bogenstraße in Schlebusch mit 20 Einheiten. Dazu kommen 25 Wohnungen in der Bodelschwinghstraße, nahe der Manforter Johanneskirche. Jenseits der Gustav-Heinemann-Straße könnten weitere 40 Wohnungen entstehen: Die WGL besitzt Grundstücke an der Luisenstraße; der Aufsichtsrat befasst sich bald mit dem Plan.
Mues: „Man muss schonen einen starken Willen haben“
Wo es nur um Wohnungen gehe und keine Ladenlokale gebaut werden, stehe eine öffentliche Finanzierung immer zur Debatte, erklärt der WGL-Geschäftsführer. Allerdings mache das allgemein niedrige Zinsniveau Baudarlehen vom Land nicht eben attraktiver.
Der Reiz bestehe vor allem darin, dass man die Hypotheken variabel tilgen könne. Dafür kaufe man sich eine festgeschriebene Miete ein. „Früher waren das 20 bis 30 Jahre, inzwischen wird das flexibler gehandhabt“, so Mues: Die Miet-Obergrenze könne auch schon nach zwölf Jahren fallen.
Haben Sie schon unseren Newsletter „Wir in Leverkusen” abonniert? Jetzt hier kostenlos anmelden.
Unterm Strich seien öffentlich geförderte Wohnungen klar weniger lukrativ, und die immer höheren Anforderungen an die Ausstattung von Wohnhäusern mache Bauen für wenig Geld nicht einfacher – ganz abgesehen von den wegen der Konjunktur rapide steigenden Preisen. „Aber wir kommen schon noch auf eine kleine Rendite“, sagt Mues. Dennoch gelte: Für den Bau öffentlich geförderter Wohnungen „muss man schon einen sehr starken Willen haben“.
Das könnte Sie auch interessieren:
Daran mangele es der WGL aber nicht; und der von der Stadt besetzte Aufsichtsrat ziehe auch mit. „Wir haben noch keine Bau-Investition wegen zu geringer Rendite abgesagt.“ Und das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum in Leverkusen „ist ja auch ganz klar unser Auftrag“.
In der Branche werde das aber nicht durchgängig so gesehen. Wohnungsbau-Genossenschaften etwa sähen ihren sozialen Auftrag meist schon mit ihrem Geschäftsmodell an sich erfüllt. Dass 2019 ein Ausreißer beim Neubau von Sozialwohnungen ist, zeigt auch die Prognose der Stadtverwaltung: Für dieses Jahr seien vier Förderanträge in Sicht, so Sprecherin Julia Trick: Rund 100 neue Sozialwohnungen sollen entstehen, die meisten davon in der Neuen Bahnstadt Opladen.